Potsdamer Havel und ihre Seen

Potsdamer Havel und ihre Seen

Die Potsdamer Havel mit ihren angrenzenden Seen ist von April bis Oktober hoch frequentiert. Du entdeckst einen einzigartigen Seenverbund mit kleinen Orten und größeren Städten. Flussabwärts fährst du von Potsdam nach Ketzin, wobei du am Anfang deiner Tour einen Abstecher auf den Wannsee machen kannst. Tiefer See, Templiner See, Schwielowsee, Zernsee – das sind einige Namen für die Seen, die du passierst, wenn du über die Havel schipperst. Der Glindower See gilt als einer der schönsten Seen, er hat eine künstliche Verbindung zur Havel. Und es gibt kleine Seenketten, die du nur teilweise mit Motorisierung befahren darfst.

Wildgänse auf der Potsdamer Havel nahe Töplitz
Wildgänse auf der Potsdamer Havel bei Töplitz

Das Wichtigste in Kürze:

  • Du kannst überall Boote mieten – ein Tretboot für den spontanen Trip oder die Jacht für die Erlebniswoche
  • Die Gewässer sind sauber, du kannst bei schönem Wetter baden gehen
  • SUP-Boarding ist überall möglich und beliebt
  • Entdecke herrliche Natur, Schlösser, Parks und Bauten
  • Einen Führerschein benötigst du für die Bootsmiete in den Potsdamer Havelseen nicht

Potsdamer Havel – Start an der Glienicker Brücke

Die Potsdamer Havel beginnt flussabwärts auf dem Jungfernsee, du kannst dich an der Glienicker Brücke orientieren. Diese teilt Potsdam vom Berliner Bezirk Wannsee. Zwischen 1961 und 1989 befand sich an dieser Stelle die Grenze. Die Glienicker Brücke war nicht zugänglich, mit Ausnahme des Austauschs von Agenten zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Wenn du deine Tour dort beginnst, genießt du den Blick auf das herrliche Babelsberger Schloss, das – jetzt kommt eine Überraschung – auf dem Babelsberg gelegen ist. Der gesamte Stadtteil von Potsdam heißt so und ist bekannt für seinen Filmpark, in dem nicht nur Soaps, sondern auch Hollywoodfilme gedreht werden.

Berliner Straße, Hans-Otto-Theater und Freundschaftsinsel

Über den Tiefen See fährst du an der Berliner Straße und der Schiffbauergasse vorbei. Du siehst das Theraterschiff und das Hand-Otto-Theater. Es soll dem berühmten Theater in Sydney nachempfunden sein. Leider war ich noch nie dort, doch unser Potsdamer Theater scheint deutlich kleiner zu sein. Du fährst unter der Humboldtbrücke hindurch, links zweigt sich der Fluss Nuthe ab. Vor dir liegt die Freundschaftsinsel mit einem kirchenähnlichen Bau an der Spitze. Es handelt sich um ein Seniorenheim, das an dem Standort der ehemaligen Heilig-Geist-Kirche errichtet wurde und dieser nachempfunden ist. Die einzige Silhouette von Potsdams drei Kirchen sollte wiederhergestellt werden, sie galt einst als Wahrzeichen der Residenz- und späteren Garnisonsstadt. Zum Dreigestirn gehören die Nikolaikirche und die Garnisionskirche, deren Turm derzeit auf seine ursprüngliche Größe wächst. Sie wurde, ebenso wie die Heilig-Geist-Kirche, von Weltkriegsbomben zerstört.

Potsdamer Stadtschloss, Hotel Mercure und Nicolaikirche

Mit einem motorisierten Boot steht die nur die Neue Fahrt links von der Freundschaftsinsel offen. Wenn du ruderst oder mit einem SUP unterwegs bist, kannst du auch die Alte Fahrt passieren. Dort kommt du direkt an den schönen alten, neu aufgebauten Villen am Alten Markt vorbei. Von der Neuen Fahrt aus hast du auf der rechten Seite durch die Bäume einen schönen Blick auf das Stadtschloss und die Nicolaikirche. Links befindet sich der Hauptbahnhof. Du fährst durch die Lange Brücke, vorbei am Hafen der Weißen Flotte.

Die Weiße Flotte hat Vorfahrt

Ein wenig Vorsicht ist geboten, denn die Dampfer legen mit einer Drehung ab. In der Neuen Fahrt kann es etwas eng werden, wenn du eine größere Yacht fährst. Dein Blick über die Dampferanlegestelle führt zum ehemaligen Interhotel, heute ein Hotel der Kette Mercure. Es hat eine diskussionsreiche Vergangenheit hinter sich, denn es sollte abgerissen oder auf die Höhe des Stadtschlosses zurückgebaut werden. Nun bleibt es stehen und verbindet Potsdams Vergangenheit miteinander. Von deinem Standpunkt im Hafen der Dampferanlegestelle, steht das Mercure optisch direkt neben dem Stadtschloss. Zu Land ist es durch die Breite Straße vonaneinander getrennt. Nicht jeder mag die DDR-Architektur neben dem erhalten gebliebenen Marstall, heute Filmmuseum, und dem wiederaufgebauten Stadtschloss. Aber es ist das Bild, das du festhalten kannst.

DDR-Zwölfgeschosser und eine Moschee

Mit einer scharfen Lenkung in Richtung Steuerbord führt dich dein Weg über die Havel in den Templiner See. Du passierst Potsdams Vorstadt. Zu sehen sind Zwölfgeschösser aus der DDR-Architektur neben der alten Pumpenanlage, die einst Wasser für die Fontäne von Schloss Sanssouci lieferte. Sie wurde in Form einer Moschee konstruiert. Daneben liegt das Restaurant Seerose, das ebenfalls aus DDR-Zeiten stammt. Wenn du einen direkten Blick auf das bunte Fotomotiv werfen möchtest, fährst du unter der Eisenbahnbrücke hindurch in das Hafenbecken hinein.

Potsdamer Havel – lerne die Havelseen kennen

Flussaufwärts geht es weiter durch die Vorstadt Potsdam-West mit dem DDR-Neubaugebiet Kiewitt auf der Steuerbord-Seite. Backbord fährst du an der Halbinsel Hermannswerder vorbei. Du passierst die Fährstrecke, die Fußgänger und Fahrräder vom Kiewitt nach Hermannswerder und zürück transportiert, und kommst am Olympiastützpunkt Luftschiffhafen vorbei. Hier trainieren die Ruderer und Kanuten auf der Potsdamer Havel, und das ziemlich erfolgreich. Du durchquerst eine Eisenbahnbrücke und befindest dich auf dem Templiner See

Templiner See – Blick auf das Caputher Schloss

Der Templiner See grenzt an die Gemeinde Schwielowsee mit ihren Ortsteilen Caputh und Ferch. Auf das Caputher Schloss blickst du geradeaus. Hier veranstaltete der Große Kurfürst einst eine legendäre Wasserparty. Backbord gibt es eine schöne Badestelle, Steuerbord den Campingplatz Sanssouci, der ganzjährig internationale Gäste beherbergt und schon einige Auszeichnungen erhalten hat. Steuerbord verlässt du den See: Das ist der ideale Moment für ein Foto vom Caputher Schloss. Der Templiner See ist auch bei stärkerem Wind recht ruhig. An heißen Tagen kannst du außerhalb der Fahrrinne ankern und ins Wasser springen.

Petzinsee – wunderschön gelegen in Geltow

Du kannst rechter Hand auf den Petzinsee fahren, dieser liegt versteckt hinter der Eisenbahnbrücke. Er ist sehr tief, klar und schön ruhig. Ein idealer Platz zum Liegen und Baden mit Blick auf den kleinen Ort Geltow. Er ist wie Ferch, Caputh und Wildpark West Teil der Gemeinde Schwielowsee. Es gibt eine Verbindung vom Petzinsee zum Schwielowsee: Der Wentorfgraben ist sehr flach und bietet eine eindrucksvolle Natur. Mit etwas Glück kannst du Biber beobachten. Seit einigen Jahren ist das Befahren mit dem Motorboot untersagt. Du kannst den Wentorfgraben aber mit dem SUP-Board oder einem Paddelboot durchfahren.

Caputher Gmünde – weiter auf der Potsdamer Havel

Den Petzinsee musst du durch die Eisenbahnbrücke wieder verlassen. Halte sich Backbord und fahre am Campingplatz Himmelreich vorbei auf das Caputher Gmünde zu. Der künstliche Kanal beginnt an der Fähre, die Tussi genannt wird und die Ortsteile Caputh und Geltow miteinander verbindet. Die Fähre ist hoch frequentiert, sie fährt zwischen 6 und 22 Uhr, auch am Wochenende. Beachte, dass sie Vorfahrt hat und dass es sich um eine Seilfähre handelt. Du solltest warten, bis sie am Ufer angedockt hat, dann liegen die Seite sicher am Boden und du kannst passieren.

Vorsicht beim Durchqueren des Nadelöhrs

Das Caputher Gmünde ist künstlich ausgebaggert, wenn du nah am Ufer fährst, ist das auch mit größeren Jachten kein Problem. Behalte aber sicherheitshalber deinen Tiefenmesser im Auge. Durch das enge Nadelöhr zwängt sich alles, was von Werder (Havel) nach Potsdam oder Berlin schippern möchte: SUPs, Paddler, Ruderboote, Motorboote; Segler, Jachten und Ausflugsdampfer. Es wird mitunter wirklich eng, und vor der Fähre stauen sich mit Ausnahme der Ausflugsschiffe die Freizeitkapitäne. Sei also besonders achtsam. Gleichermaßen kannst du die kurze Fahrt genießen: Es gibt Ausflügler, Angler und zahlreiche Schwäne im Caputher Gmünde.

Schwielowsee – groß und nicht ungefährlich

Du fährst durch eine Eisenbahnbrücke und passierst den Schwielowsee. Er gab den anliegenden Orten seinen Namen; er ist groß und sehr tückisch. Bei Wind bilden sich eindrucksvolle Wellen, die kleine Boote gern mal ins Trudeln bringen. Mit einer Jacht solltest du die Betonnung nicht verlassen: Der See hat flache Stellen, eine Fahrt Richtung Steuerbord bis nach Ferch ist mit mit kleineren Booten möglich. Und auch hier gibt es ein Achtung: Wir sind zweimal auf eine nicht ordnungsgemäß abgebaute Steganlage aufgefahren, bis wir gemerkt haben, dass das Schippern nah am Ufer keine gute Idee ist. Reizvoll ist der Schwielowsee natürlich auch: Du kannst das Petzower Schloss der Familie von Kähne bewundern. Der Ortsteil Ferch ist am Ende des Sees malerisch gelegen.

Vor Jahren hielt sich hartnäckig das Gerücht, im Schwielowsee würde ein Krokodil leben. Unser Sohn, heute erwachsen, damals etwa acht Jahre alt, ist immer noch leicht traumatisiert, wenn wir den See überqueren. Wir waren mit einem Schlauchboot unterwegs, als er davon erfuhr. Angeblich schoss das Tier am Strandbad Caputh mit aufgerissenem Maul auf ein kleines Mädchen zu, das im seichten Wasser spielte. Die Mutter gab die Information wohl an die Presse. Wir nahmen das nicht ernst, weil der See für Krokodile viel zu kalt ist und garantiert gesperrt gewesen wäre. Und natürlich war es kein Krokodil: Es war aller Wahrscheinlichkeit ein Biber, der der Mutter einen gehörigen Schrecken einjagte.

Tagesspiegel aus dem Jahre 2008: https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/das-ungeheuer-vom-schwielowsee-1650379.html

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