Winterspaziergang im Zoologischen Garten Berlin
Ein Winterspaziergang im Zoologischen Garten Berlin hat eine besondere Faszination. Du besuchst nicht nur den artenreichsten Zoo in Europa, sondern auch eine wunderschön gestaltete Parkanlage.
Elefantenanlage im Zoologischen Garten in Berlin. Die Tiere sind bei Minusgraden im Haus
Das Wichtigste in Kürze:
- Im Winter kommen deutlich weniger Besucher, in einigen Arealen bist du ganz allein
- Die verschneiten Gehege haben einen besonderen Reiz
- Du siehst nur wenige Tiere im Freien, aber es ist interessant zu beobachten, wie sie die für sie ungewohnte Witterung erkunden
- Du kannst dich von den Pandazwillingen verabschieden. Sie reisen am 15. Dezember 2023 nach China
- Einschränkungen gibt es nicht: Tierhäuser, Streichelzoo, Spielplatz und die Restaurants haben bei jedem Wetter geöffnet
Winter in Berlin und Brandenburg – eine echte Rarität
Echte Wintereinbrüche sind rar, in unserer Region. Allenfalls ein paar Tage werden wir mit der weißen Pracht verwöhnt. Weiße Weihnachten hatten wir seit Jahren nicht mehr. Nun kam ein Wintereinbruch im November, und niemand war darauf vorbereitet. In unserer Straße schlittern wir nach einer Woche noch auf dem Eis herum. Minusgrade auch am Tage und zugeschneite Autos vor der Tür.
Es ist nicht meine Jahreszeit: Das Fahrradfahren versuche ich zwar bei jedem Wetter zu realisieren, doch Spaß macht es nicht. Ich brauche jeden Tag Bewegung. Da ich nicht so gern einmal um den sprichwörtlichen Block laufe, habe ich den Winterspaziergang im Zoologischen Garten in Berlin für mich entdeckt.
Zoologischer Garten: Eine Oase in Berlin
Mitten in Berlin, zwischen dem Bahnhof Zoo und der sechsspurigen Straße des 17. Juni mit dem anspruchsvoll zu fahrenden Kreisverkehr gibt es eine Parkanlage, in der auch im Winter die Vögel zwitschern, in der du alte Bäume, natürlich gestaltete Gehege und exotische Tiere entdecken kannst. Bei deinem Spaziergang hörst du die Stadt rauschen. Aber gerade das macht Berlin aus: An der Hauptstraße tobt das Leben, die Nebenstraßen sind ruhig, wie ausgestorben. Schöne Parkanlagen gibt es in allen Stadtteilen. Manchmal liegen sie wie aus dem Nichts vor dir.
So ist es auch im Zoo: Er ist eingebettet in das pulsierende Zentrum rund um den Kurfürstendamm, den Breitscheidplatz mit der Gedächtniskirche und der Tauentzienstraße. Das KaDeWe liegt fußläufig, ebenso das Europacenter und das Bikini Berlin. Da der Zoologische Garten Berlin in der dunklen Jahreszeit um 16.30 Uhr schließt, kannst du den Besuch mit einem Einkaufsbummel oder einem Abendessen in einem der vielen Restaurants verbinden.
Steinböcke tummeln sich in ihrer verschneiten Bergwelt
Ich habe den Park an einem Freitagnachmittag besucht. Das Thermometer zeigte zwei Grad unter Null. Es waren wirklich wenige Besucher unterwegs. Ich genieße es, die Anlagen einmal ganz für mich allein zu haben. Im Sommer ist der Zoo Berlin ja immer sehr gut besucht. Inklusive Gedränge vor den beliebtesten Gehegen.
Nimmst du den Eingang Löwentor, direkt gegenüber dem Bahnhof zu, begrüßt dich das zur Winterzeit leere Elefantengehege. Auf der linken Seite liegt die neu erbaute Nashorn Pagode. Die Dickhäuter triffst du manchmal auch im Winter draußen an. Zwischen beiden Gehegen leben die Steinböcke, die sich im Winter auf ihrem Berg natürlich ausgesprochen wohlfühlen.
Pit und Paule ziehen nach China – Abschied von den Pandazwillingen
Pit und Paule sind bis heute die Stars im Berliner Zoo. Sie wurden 2019 dort geboren. Im März 2020 konnten wir die Pandazwillinge noch besuchen, bevor der Zoo wegen Corona für mehrere Monate schließen musste. Aus den kleinen süßen Fellnknäuel sind erwachsene Pandas geworden, die den Tag mit Schlafen oder Bambus knabbern verbringen. Bei meinem Abschiedsbesuch zeigten die beiden eindrucksvoll, dass die Beschreibung ihrer Liebslingsbeschäftigungen stimmt.
China holt die Zwillinge nach Hause
Die Pandazwillinge sind ebenso wie ihre Eltern eine Leihgabe des chinesischen Zuchtprogramms. Weltwert werden Zoos und Tierparks sorgfältig ausgesucht. Ob und wie oft ein Pandapaar zur Zucht eingesetzt wird, bestimmen die chinesischen Züchter ebenso wie den Verbleib der Jungtiere. Pit und Paule sind wegen der Pandemie so lange in Berlin verblieben.
Zum Auswildern zu alt
Nach Auskunft einer Mitarbeiterin des Zoos sind die Zwillinge zu alt, um in die freie Wildbahn ausgewildert zu werden. Da eine Pandamama nur ein Junges aufziehen kann und das zweite beim Leben in Freiheit in der Regel verstirbt, wurden die Zwillinge teilweise mit der Flasche aufgezogen. Auch dadurch könnte die Auswilderung Probleme bereiten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen Pit und Paule in eine Forschungsstation. Dort könnten sie für die Zucht eingesetzt werden. Genaue Auskunft über den Verbleib der Zwillinge hat der Zoo nicht erhalten.
Abreise am 15. Dezember
Der Abschied fällt schwer. Am 15. Dezember reisen die Zwillinge ab. Doch sie machen Platz für neue Pandababys. Ob und wann es neuen Nachwuchs geben wird, ist nicht nur wegen der kurzen Empfängniszeit einer Pandadame unsicher: Diese beträgt nur 72 Stunden. Die letzte Entscheidung trifft China. Bislang wurde noch nichts über möglichen neuen Nachwuchs bekannt.
Europäischer Braunbär im Zoo Berlin
Der europäische Braunbär lebt erst ganz kurze Zeit im Zoo Berlin. Bei meinem Winterspaziergang habe ich ihn das erste Mal gesehen. Er hat sich für die Winterzeit ein dickes Fell zugelegt und streifte unermüdlich durch sein wirklich großes Gehege. Ich habe eine ganze Weile vor dem Zaun gestanden und das eindrucksvolle Tier beobachtet. In der freien Wildbahn möchte ich ihm nicht begegnen. Den Infotafel konnte man entnehmen, dass der Braunbär in Mitteleuropa seit dem 19. Jahrhundert ausgerottet ist. Für mich sind solche Informationen immer nachdankenswert, denn er war vor uns da. Wie andere Tierarten auch.
Pinguine und Seelöwen zeigen sich unbeeindruckt
Für Pinguine und Seelöwen ist die Jahreszeit vermutlich ein Genuss. Sicher haben sie sich an die hiesigen Temperaturen angepasst, viele der Tiere sind ja in einem Zoo oder Tierpark geboren. Dennoch zeigen sie sich sehr lebendig in ihren Gehegen. Es macht Spaß, das muntere Treiben zu beobachten. Sie gehören zu den wenigen Tieren, die du das ganze Jahr über in ihren Außengehegen sehen kannst.
Darf ich meinen Lieblingsplatz im Berliner Zoo vorstellen?
Mein Winterspaziergang im Zoologischen Garten Berlin führte mich natürlich auch zu meinem Lieblingsplatz. Es ist ein Stück zu laufen, denn ich habe das sogenannte Erweiterungsgelände ins Herz geschlossen. Er befindet sich hinter der Spree und ist über eine Brücke zu erreichen. Diese führt über den Landwehrkanal. Hier befand sich zur Zeit der Eröffnung des Zoos im Jahre 1844 der Eingang. Damals gehörte das Areal noch gar nicht zu Berlin. Charlottenburg wurde erst 1920 eingemeindet.
Wenn du über die Brücke läufst, blickst du zur Siegessäule mit ihrer Goldelse. Das allerdings nur im Winter: Im Sommer ist sie von dem dichten Laub der Bäume verborgen.
Wenn eine der Liegebänke frei ist, verbringe ich dort gern Zeit mit Lesen und der Beobachtung der Wasserschweine. Die waren nicht zu sehen. Der kleine See, in dem sie so gern baden, ist mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. „Meine“ Liegebank ist eingeschneit.
Einige Tiere haben mich begrüßt
In dem Areal, das du auf einem Weg umrunden kannst, leben überwiegend Tiere aus wärmeren Gefilden. Aus diesem Grund war es weitestgehend leer. Tierhäuser gibt es hier nicht. Die Tiere leben auf weitläufigen Anlagen, die auf natürliche Weise vom Weg abgegrenzt sind. Dies gibt dir die Möglichkeit, den Tieren gang nah zu kommen. Die wärmeren Behausungen sind für die Besucher nicht zugänglich. Umso schöner ist es zu sehen, dass sich Känguru und Strauß nach draußen in den Schnee wagen. Nur kurz, aber für ein Foto hat es gereicht.
Der Streichelzoo ist für die Kleinsten auch im Winter ein Erlebnis
Zurück von dem Areal hinter der Spree, führte mich mein Spaziergang zum Streichelzoo. Er liegt an dem Außenzaun, es ist ein Stück zu laufen. Doch ich wollte wissen, ob er bei den niedrigen Temperaturen geöffnet ist. Und ja, er ist geöffnet. Einige Ziegen begrüßten die wenigen Besucher und ließen sich gern streicheln. Das dicke Winterfell, das sie mit sich rumschleppen, ist schon eindrucksvoll.
Die Wintersonne genießen
Es war ein wirklich schöner Winterspaziergang, durch den Zoo Berlin. Etwas mehr als zwei Stunden bin ich gelaufen und ich habe die besondere Stimmung und die weiße Winterlandschaft in der Anlage genossen. Als ich dem Ausgang zusteuerte, stand die Sonne bereits tiefer und färbte die kahlen Bäume in ein schönes Licht. Ein Moment zum Innehalten.
Es ist ein anderer Zoologischer Garten, den du im Winter erlebst. Aber ein Besuch ist wirklich empfehlenswert. Über die kleinen Einschränkungen solltest du dir vorab bewusst sein. Dann kannst du sehr schöne Stunden mit vielen kleinen Entdeckungen erleben.
Fünf Dinge, die du beim Zoobesuch im Winter beachten solltest
- Kurze Öffnungszeiten: Der Park schließt zwischen dem 30. Dezember und dem 26. Februar um 16.30 Uhr
- Viele Tiere sind nicht in ihren Außengehegen zu sehen. Du verbringst viel Zeit in den Tierhäusern. Sie schließen überall im Park um 16 Uhr
- Der Streichelzoo ist geöffnet. Ziegen und Schafe sind an die Witterung gewöhnt und lassen sich auch im Winter gern streicheln
- Der Spielplatz ist frei zugänglich, wird aber nicht vom Schnee geräumt
- Der Eintritt ist in der Winterzeit nicht reduziert. Tageskarten kosten bis zu 20 EUR pro Person. Möchtest du zusätzlich das Aquarium besuchen, zahlst du als Erwachsener knapp 30 EUR pro Person.
Extratripp für die Adventszeit: Weihnachtsmarkt und Ku’damm entdecken
In der Adventszeit gibt es auf dem sehr gut gesicherten Breitscheidplatz den Weihnachtsmarkt unter der Gedächtniskirche. Von den beiden Ausgängen der Berliner Zoos läufst du nur wenige Minuten.
Wenn du das Glück hast, die seltene weiße Adventszeit in Berlin erleben zu dürfen, kannst du deinen Winterspaziergang im Zoologischen Garten Berlin mit einer Tour über den Ku’damm und einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz verbinden.
Einmal Ku’damm rauf und wieder runter
Noch bis vor einigen Jahren gab es an den Kreuzungen und im Mittelstreifen eindrucksvolle Figuren mit weihnachtlichen Motiven. Diese wurden leider nach und nach entfernt. 2023 stand das Projekt vor dem Aus. Im letzten Jahr waren die schönen Figuren zum größten Teil verschwunden. Doch es bleibt die Erinnerung an die schöne Dekoration, die wir in den vielen vergangenen Jahren genießen durften.