Portbou – Walter Benjamin auf seinem letzten Weg
Portbou liegt in den Pyrenäen an der Grenze zu Frankreich. Was macht den Ort so besonders und warum hat er bei uns einen tiefen Eindruck hinterlassen? Die Lage beschert Porbou bewegende geschichtliche Ereignisse. Eine besondere Rolle spielte der Ort vor und während des Zweiten Weltkrieges: Deutsche Emigranten überwanden zu Fuß einen beschwerlichen Gebirgsweg, um Europa über Spanien und Portugal zu verlassen. Zu ihnen gehörte auch der jüdische Philosoph Walter Benjamin. Doch sein Weg endete in Portbou: Er nahm sich das Leben. Wir haben den Ort besucht.
Das Wichtigste in Kürze:
- Portbou ist kein touristisch erschlossener Ort: Er hat nur etwas mehr als 1.000 Einwohner
- Auf dem Friedhof siehst du den Gedenkstein und das Memorial für Walter Benjamin
- Das Hotel, in dem sich der Philosoph das Leben nahm, befindet sich in der Innenstadt
- Besichtige die alten Grenzanlagen mit einer Gedenkstätte und einem atemberaubenden Blick über das Meer.
- Der große Bahnhof war einst prägend für den Ort; heute hat er keine Bedeutung mehr
- Klassische Sehenswürdigkeiten gibt es nicht, aber eine malerische Bucht als Fotospot
Portbou im Norden der Costa Brava
Schon während der Planung unseres Urlaubs an der Costa Brava war für mich klar, dass ich mir Portbou anschauen möchte. In diesem Ort endete das Leben von Walter Benjamin. Offiziell ein Selbstmord mit Morphium, ranken sich bis heute offene Fragen und zahlreiche Mythen um den Tod des jüdischen Schriftstellers und Philosophen.
Portbou lag etwa 45 Kilometer von unserem Urlaubsort entfernt. Schmale, sanft gewundene Serpentinen führen hinauf in den Ort an der Grenze zu Frankreich. Der Ausblick von den Bergen hinunter nach Portbou ist faszinierend.
Auf der anderen Seite fällt der Blick auf das französische Cerbère, das ebenfalls traumhaft in einer von Bergen umsäumten Bucht am Mittelmeer gelegen ist. Beide Orte verband im 19. Jahrhundert die Eisenbahn. Und beide sind durch Fluchtbewegungen in die Geschichte eingegangen: Deutsche Emigranten wollten Europa über Spanien verlassen; spanische Bürger verließen ihre Heimat, nachdem General Franco an die Macht gekommen war und mit Adolf Hitler sympathisierte.
Portbou – eine spanische Gemeinde gedenkt Walter Benjamin
Auf dem kleinen Tisch neben meinem Lesesessel liegt die Biografie von Walter Benjamin, geschrieben von Howard Eiland und Michael W. Jennings. Ich habe das Buch privat gekauft und selbst bezahlt: Ich verlinke es, falls du Interesse hast, dich mit dem Schriftsteller und Philosophen näher zu beschäftigen. Es liest sich gut und zeichnet ein klares Bild des Philosophen.
Beim Lesen der Biografie kam mir der Gedanke, dir Portbou als Reiseziel vorzustellen. Es ist kein touristisches Ziel, es gibt nur kleine Hotels und keine wirklichen Sehenswürdigkeiten. Die Stationen des Weges von Walter Benjamin vom Grenzübergang über das Hotel, in dem er sich das Leben nahm, bis zum Friedhof mit dem Mahnmal sind ausgeschildert. Den Einwohnern ist die Bedeutung des Schriftstellers und Philisophs im deutschsprachigen Raum bewusst, sie ehren ihn mit einer Straße, mit Erinnerungstafeln, einem Ehrengrab und einem Monument.
Den Weg von Walter Benjamin und vielen anderen Emigranten über die Pyrenäen kannst du auf einem 18 Kilometer langen, beschilderten Wanderweg erkunden. Wir sind leider keine Wanderer. In diesem Bericht erfährst du mehr, über den „Chemin Walter Benjamin.“ Er führt zum Gedenkort „Passagen“ am Friedhof von Portbou.
Für einen Spaziergang durch den kleinen Ort benötigst du nicht viel Zeit. Portbou ist Teil einer Gemeinde, in der die Menschen nur einen durchschnittlichen Verdienst haben. Dies sieht du, wenn du durch die Straßen läufst. Die Nähe zum Meer und das mediterrane Ambiente der Architektur sind aber dennoch eindrucksvoll.
Walter Benjamin – ein jüdischer Denker aus Berlin
Walter Benjamin begegnete mir erstmals im Studium. Seine „Berliner Kindheit“ war Gegenstand der Analyse im Seminar. Der Schriftsteller und Philosoph wurde im Jahre 1892 in Berlin geboren und erlebte seine Kindheit in einer Zeit, in der Berlin Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reichs gewesen war. Da ich die beschriebenen Orte gut kenne, gelang es mir, mich gut in die Sprache hineinzufinden. Es war schwere Kost, aber gleichermaßen hochinteressant.
Benjamin wurde in eine jüdische Familie hineingeboren, er bezeichnete sich selbst als säkularen Juden. Im Jahre 1933 verließ er Berlin und floh nach Paris. Er beherrschte die französische Sprache fließend und übersetzte verschiedene Werke ins Deutsche, unter anderem von Balzac und Baudelaire.
Eng befreundet war er mit Bertold Brecht und Theodor W. Adorno. In Paris entwickelte sich eine enge Freundschaft zu Hannah Ahrendt. Walter Benjamin war geschieden, er hatte einen Sohn. Als Philosoph wird er der Frankfurter Schule zugeordnet.
Walter Benjamins Flucht – der Weg nach Portbou
Im Jahre 1939 wurde Walter Benjamin in Frankreich gemeinsam mit anderen im Exil lebenden Deutschen verhaftet und drei Monate in der Bougogne festgehalten. Danach setzte er sich zunächst nach Lourdes, später nach Marseille ab.
Eine Flucht in die USA war für ihn lange keine Option. Er hatte in Europa seinen Lebensmittelpunkt und sprach kein Englisch. Doch da sein Bruder in Auschwitz ermordet worden und die Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten nur noch eine Frage der Zeit war, ließ er sich überzeugen.
Freunde besorgten ihm ein Visum für die USA. Lisa Fittko und ihr Mann Hans organisierten die Flucht über die bereits erwähnte Route in den Pyrenäen. Dabei wurde Benjamin von Gefährten begleitet, die ebenfalls in die USA ausreisen wollten. Eine von ihnen war Henny Gurland.
Nach einem beschwerlichen Fußmarsch, den er aufgrund seiner bereits länger währenden gesundheitlichen Probleme immer wieder unterbrechen musste, erreichte er am Abend des 25. September 1940 die Grenzstation Coll dels Belitres bei Cerbère in Frankreich. Dort wurden seine Papiere geprüft: Die deutsche Staatsbürgerschaft war ihm entzogen worden, aber sein Visum für die USA war gültig. Er wollte über Lissabon ausreisen. Doch ihm fehlte eine Ausreisegenehmigung für Frankreich.
Unterbringung im Hotel „Fonda di Francia“
Bewacht von Grenzposten, wurde Walter Benjamin mit seinen Begleitern im einzigen Hotel des Ortes, dem „Fonda de Francia“, untergebracht. Die Rückkehr nach Frankreich war für den nächsten Tag geplant. Voller Angst und Verzweiflung, an die Gestapo ausgeliefert und erneut verhaftet zu werden, nahm er sich in der Nacht zum 26. September 1940 in seinem Hotelzimmer durch eine Überdosis Morphium das Leben.
An der Fassade des Hauses siehst du eine Erinnerungstafel in spanischer Sprache. Die schmale Gasse, die zum Hotel führt, trägt den Namen des Schriftstellers und Philosophen.
Wenn du dir das Haus anschauen möchtest, gibst du in das Navigationssystem die „Passatge Walter Benjamin“ ein. Du kannst den Bereich mit dem Auto nur schlecht erreichen. Am Rande der Straßen findest du öffentliche Parkplätze. Stelle dein Fahrzeug ab und entdecke den kleinen Ort bei einem Spaziergang.
Die Tragik des Todes von Walter Benjamin
Benjamin war zum Zeitpunkt seines Todes 48 Jahre alt. Er war herzkrank, aber dennoch vital. Sein freiwilliger Tod war auf eine Verkettung von Umständen zurückzuführen, die heute, in unserer modernen Sprache, mit dem Satz „zur falschen Zeit am falschen Ort“ umschrieben werden würden.
Einen Tag zuvor wäre es kein Problem gewesen, Frankreich ohne den von Benjamin geforderten Ausreisestempel zu verlassen. Seine durften die Grenze später passieren: Ihnen ist die Flucht gelungen, sie haben überlebt. Einige Tage später hätten die Fluchthelfer gewusst, das ein Ausreisestempel benötigt wird. Sie hätten ihn für Walter Benjamin und seine Gefährten mit hoher Wahrscheinlichkeit besorgen können.
Die Angst vor der Verhaftung zwang ihn, sein Leben zu beenden. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, den er an Henny Gurland übergab. Er war an seinen Freund Theodor W. Adorno gerichtet. Henny las ihn, lernte ihn auswendig und vernichtete ihn.
In der aktuellen Forschung sind Existenz und Inhalt des Briefes nicht hinreichend belegt. Wenn du auf dem Friedhof von Portbou bist, kannst du die aus der Erinnerung von Henny Gurland niedergeschriebene Fassung in mehreren Sprachen lesen.
Beisetzung auf dem Friedhof von Portbou
Die Beisetzung von Walter Benjamin erfolgte in einem Massengrab, das heute nicht mehr existiert. Die Umstände sind ebenso wie sein Tod von Mythen umrankt. Warum wurde ein jüdischer Intellektueller nach katholischem Ritus beigesetzt?
Der Friedhof ist auf einer Anhöhe gelegen, die einen traumhaften Blick über die Bucht vor Portbou bietet. Hannah Arendt, die den Friedhof besuchte, das Grab mangels Beschriftung aber nicht fand, nannte ihn „den schönsten Ort auf Erden“.
Den Gedenkstein für Walter Benjamin Grab gibt es in der heutigen Gestaltung seit 1979. Er steht an der äußeren Mauer des Friedhofs. Im Hintergrund siehst du die Berge. Du siehst in der Ferne den Weg, den Walter Benjamin gegangen war, um in die Freiheit zu emigrieren.
Wie in Südeuropa üblich, gibt es auf dem Friedhof Grabkammern, die in weißen Beton eingerahmt sind. Das anonyme Grab, in dem Walter Benjamin bestattet wurde, ist auf dem Friedhof nicht näher bezeichnet. Der Gedenkstein steht nicht an der Stelle, an der Walter Benjamin beigesetzt wurde.
Passagen – Gedenkort für Walter Benjamin
Im Jahre 1994 wurde ein Memorial für Walter Benjamin eingeweiht. Der israelische Künstler Dani Karavan hat es entworfen. Du findest es direkt vor dem Eingang des Friedhofes. Dass es drei Teile hat, haben wir leider erst recherchiert, als wir schon wieder zu Hause waren.
Warum trägt das Denkmal die Bezeichnung „Passagen“? Es handelt sich um einen Teil der sogenannten „nachgelassenen Schriften“, die Walter Benjamin vor seinem Tod verfasste, aber nicht mehr fertigstellen konnte. Obwohl es nur in Fragmenten vorliegt, die Benjamin ab 1929 zusammenstellte, gilt das „Passagen-Werk“ als sehr bedeutsam.
Zu dem Werk gehören unter anderem die Thesen „Über den Begriff der Geschichte“: Diese schrieb Benjamin kurz vor seinem Tod nieder. Ein Zitat ist auf der Glasscheibe in deutscher Sprache eingraviert, die das Hauptelement der Passagen über dem Meer abschließt.
Schwerer ist es, das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als das der Berühmten.
Walter Benjamin, G.S. I, 1241
Dem Gedächtnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.
Ein Ort mit besonderer Wirkung
Du kannst die Treppe des Memorials hinabsteigen und vor der Glasscheibe verweilen. Das Kunstwerk steht für den dunklen Gang Walter Benjamins in das Licht der Freiheit. Die Treppe ist eng, dunkel und steil. Doch sie wird von dem darunter liegenden Meer beleuchtet. Nimm dir Zeit und lass diesen besonderen Ort auf dich wirken.
Rostendes Metall ist bewusst als Material für die Treppe gewählt worden. Der Standort des Memorials hat eine starke Wirkung, sowohl beim Hinabsteigen der Treppe als auch beim Aufstieg.
Es gibt in unmittelbarer Nähe zwei weitere Elemente, die sich mit diesem Kunstwerk vereinen. Es handelt sich um eine kleine Treppe, die ins Nichts führt und ebenfalls aus rostendem Metall gefertigt wurde. Gegenüber dem Memorial liegt eine steinige Anhöhe. Diese musst du überwinden. Sie soll den Weg symbolisieren, den Walter Benjamin über die Pyrenäen gegangen ist.
Nach deinem Aufstieg erreichst du das dritte Element des Memorials. Es ist eine Aussichtsplattform, ebenfalls aus rostigem Metall gefertigt. In der Mitte befindet sich ein Quader. Du kannst Platz nehmen und den weiten Ausblick über das Meer genießen.
Wir werden die Costa Brava ein zweites Mal bereisen: In den drei Wochen, die wir dort verbrachten, konnten wir nicht alles anschauen, was wir uns vorgenommen hatten. Portbou steht noch einmal auf unserer To-Do-Liste: Die beiden anderen Elemente des Memorials möchten wir gern noch besichtigen.
Der Bahnhof von Portbou
In einem Reiseführer war zu lesen, dass Walter Benjamin über den Bahnhof von Portbou anreiste und dort festgenommen wurde. Berichte von Zeitzeugen, unter anderem vom Lisa Fittko, bestätigen dies nicht. Es ist möglich, dass ihn die Polizei erst zum Bahnhof und dann in das Hotel brachte. Doch gesicherte Quellen gibt es nicht. Auf der Seite Historia-Viva.net findest du bei Interesse Informationen zum letzten Weg Walter Benjamins, zu seinem Tod und zu den Mythen, die sich um seine letzte Nacht in Portbou ranken.
Auch wenn es unsicher ist, ob Walter Benjamin den Bahnhof von Portbou kennenlernte oder nicht: Wenn du dir den Ort anschaust, solltest du einen Abstecher einplanen. Du kannst mit dem Auto der Beschilderung folgen, oder du läufst durch die kleinen, engen Gassen zu Fuß.
Wichtiger Knotenpunkt zwischen 1878 und 2010
Der Bahnhof wurde im Jahre 1878 fertiggestellt. Er war über Jahrzehnte ein bedeutender Grenzbahnhof: Hier wurde der Zoll abgewickelt, hier übernachteten die Lokführer, bevor sie am nächsten Tag wieder nach Frankreich zurückfuhren. Aufgrund unterschiedlicher Breiten der Schienenanlagen mussten die Züge in Portbou getauscht werden.
Mit dem Jahre 2010 wurde die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen dem französischen Perpignan und dem spanischen Figueres freigegeben. Die kurvenreiche alte Strecke nach Portbou hatte für den internationalen Verkehr ausgedient. Dies hatte mit einer hohen Arbeitslosigkeit auch Folgen für die Menschen, die in Portbou lebten: Der Bahnhof gab ihnen einen Job. Er ist bis heute in Betrieb, allerdings nur noch im Regionalverkehr.
Obwohl der Bahnhof nicht mehr stark frequentiert ist, spielt er für die Menschen in dem Ort und für den grenzüberschreitenden Verkehr eine wichtige Rolle. Das Innere des alten Bahnhofsgebäudes ist sehr modern gestaltet.
Eine kleine beschauliche Innenstadt
Der Bahnhof liegt nur wenige Fußminuten von der Innenstadt von Portbou entfernt. Sie ist überschaubar. Wenn du dir Zeit für einen Stadtbummel nimmst, spürst du aber trotzdem das unvergleichbare mediterrane Flair, das die mehrgeschossigen Häuser in Einheit mit den schmalen Gassen ausstrahlen.
Bei unserem kleinen Spaziergang durch die Gassen versuchten wir uns vorzustellen, wie sich Walter Benjamin gefühlt haben muss, als er diesen Weg ging: Von Polizisten bewacht, in einer fremden Stadt, einem fremden Land; die alte Heimat Berlin 1.700 km entfernt und unerreichbar. Die engen Gassen sind reizvoll, doch für einen Berliner, der auf der Flucht ist, wohl eher erdrückend.
Wir waren nach Portbou gekommen, um uns das Monument für Walter Benjamin anzuschauen, um sein Grab zu besuchen und einen Eindruck von der Verzweiflung zu bekommen, die ihn letztlich dazu trieb, sein Leben zu beenden. Auch, wenn die Umstände wohl nie ganz geklärt werden können: Portbou kann, wenn man nicht aus der Sommerfrische kommt, erdrückend sein. Vielleicht haben wir es so empfunden, weil wir uns so intensiv mit Walter Benjamin beschäftigt hatten.
Die Grenzstation „Coll dels Belitres bei Cerbère“
Die Grenze nach Frankreich erreichst du über eine der geschwungenen Straßen nach wenigen Fahrminuten. Sie war bis zum 26. März 1995 aktiv: An diesem Tag fielen nach dem Schengen-Abkommen die Grenzkontrollen zwischen Spanien und Frankreich weg. Seitdem stehen die Gebäude leer und verfallen zunehmend.
Wir haben uns gefragt, was man mit den Gebäuden anfangen könnte. Dort oben, an der Grenze, ist nichts. Keine Infrastruktur, keine Sehenswürdigkeiten. Nur der grandiose Ausblick, eine Gedenkstätte für die spanischen Emigranten und eine Tankstelle, die günstigeren Kraftstoff anbietet als in Frankreich.
Sollte man die Gebäude als Museum einrichten? Den Ort zwischen zwei Staaten würdigen, der einst so viel Leid gesehen hat? Oder sollte man an die Zeit erinnern, in der die Autos Schlange standen, weil die Insassen von einem in das andere Land reisen wollten? Antworten werden wir nicht finden, aber dass der Verfall die einzige Lösung ist, finden wir nicht so gut. Offenbar fühlt sich niemand für die Gebäude zuständig.
Grenzstein zwischen Spanien und Frankreich
Einen sehr viel schöneren Anblick bietet der offizielle Grenzstein. Auf einer Plattform prangt er hoch über dem Meer. Wir haben dort eine ganze Weile gestanden: Der Ausblick ist einfach grandios.
Gedenken an die spanischen Emigranten
Auf der gegenüberliegenden Seite, einem Berg mit Blick auf Portbou, gibt es eine Gedenkstätte. Zunächst dachten wir, es ginge um die Emigranten, die vor der deutschen Gestapo flohen und im Ausland ein neues Leben beginnen wollten. Aber nein: Der Ort erinnert an spanische Emigranten, die im Jahre 1939 vor General Franco flohen.
Viele von ihnen wurden an der Grenze festgehalten: Frauen, Kinder, ältere Menschen. Es gibt Erinnerungstafeln mit beklemmenden Fotos und Erklärungen. Ein Gedenkstein, eingebettet in einen Felsen, sorgt dafür, dass diese Zeit nicht vergessen wird.
Zurück nach Portbou
Wir verbrachten etwa eine Stunde im Grenzgebiet auf dem Berg mit dem grandiosen Ausblick und den eindrucksvollen Zeugnissen der Vergangenheit. Dann sind wir noch einmal nach Portbou zurückgekehrt: Unsere letzte Station an diesem Tag war der bereits beschriebene kleine Spaziergang durch den Ort und die Suche nach dem Hotel, in dem sich Walter Benjamin das Leben nahm.
Ich habe mich mit dem Schriftsteller im Seminar beschäftigt und seine Biografie gelesen. Aus diesem Grund hatte ich ein großes Interesse, die Spuren seines letzten Weges zu verfolgen. Ich bin ein Freund von klassischen Reiseführern: An der Costa Brava hatte ich zwei dabei. In beiden war Portbou mit dem Passagen-Memorial als Reiseziel beschrieben; leider nur der Teil, den wir gesehen haben. Doch es ist ein Grund, noch einmal wiederzukommen und diesen einzigartigen Ausblick auf die kleine Gemeinde, die eingebettet in die Berge so wunderschön am Meer gelegen ist, zu genießen.
Portbou – fünf Dinge, du dir anschauen musst
- Friedhof: Gedenkstein und Stelen mit dem Abschiedsbrief
- Passagen-Memorial: Drei Teile, gelegen am Friedhofseingang
- Innenstadt mit dem Hotel – heute Wohnhaus -, in dem Walter Benjamin starb
- Bahnhof mit den alten, ehemaligen Zollgebäuden
- Grenzstation Coll dels Belitres mit Grenzstein und Erinnerungsstätte