Preußen (1618 – 1947)

Preußen (1618 – 1947)

Berlin und Brandenburg gehörten von 1618 bis 1947 zu Preußen. Aus dem Kurfürstentum Brandenburg-Preußen ging 1701 das Königreich Preußen hervor. Ab 1918 war Preußen ein Freistaat. Mit der Neuordnung der Gebiete im Osten Deutschlands gab es Preußen auf der Landkarte nicht mehr. 1947 schafften der Alliierte Kontrollrat die Bezeichnung in juristischem Sinne ab. Preußens Erbe existiert jedoch weiter: Es wird durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten erhalten. Das Potsdamer Stadtschloss und das Berliner Schloss erstrahlen seit einigen Jahren wieder in neuem Glanz.


Beiträge


Die preußischen Herrscher

Im Jahre 1356 erließ Kaiser Karl IV. die Goldene Bulle. Sieben Kurfüstentümer im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bestimmten künftig den römisch-deutschen König. Brandenburg wurde von der Markgrafenschaft zum Kurfürstentum.

Der Aufstieg des Kurfürstentums Brandenburg begann erst etwa 50 Jahre später mit dem ersten Hohenzollern: Friedrich IV. Burggraf von Nürnberg entschied sich in der Königswahl für Sigismund, der bis 1415 die Macht in der Mark innehatte. Sigismund bedankte sich bei Friedrich für die Stimme mit der Mark Brandenburg als Lehen. Quellen berichten, dass er zunächst widerwillig vom noblen Nürnberg ins damals ländliche rückständige Brandenburg zog. Dort herrschte er als Friedrich I. von Brandenburg als erster Kurfürst aus dem Geschlecht der Hohenzollern.



Der erste preußische König ließ sich im Januar 1701 in Königsberg krönen. Friedrich Wilhelm I. war vorher wie seine zahlreichen Vorgänger Kurfürst von Brandenburg. Die Geschichte der Herrscher in der Mark und im späteren Preußen geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Slawische Fürsten waren die ersten brandenburgischen Adligen. Auf sie und ihre Untertanen gehen zahlreiche slawische Ortsnahme zurück. Zahlreiche Markgrafen herrschten in der Region, zeitweise galten die Luxemburger und die Wittelsbacher für kurze Perioden als Herrscher. 

Die Hohenzollern behielten die Macht in der Mark und später in Preußen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918, als der letzte Herrscher der Hohenzollern, Kaiser Wilhelm II., ins niederländische Exil ging, nachdem die Monarchie gestürzt und die Weimarer Republik gegründet wurde. 500 Jahre Herrschaft haben die Region geprägt. Die Hohenzollern haben nicht nur Kriege geführt, sondern auch Werte geschaffen. So bringt Preußens Erbe Perlen wie Schloss Sanssouci oder Schloss Babelsberg hervor, die bis heute von dem glanzvollen Teil der Vergangenheit erzählen.

Enteignung, Verfall und neuer Glanz

Ein Großteil der Bauten der Hohenzollern befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Auf die Enteignung folgten Verfall und Umwidmung in Kliniken, Kulturhäuser, Lebensmittelgeschäfte, Seniorenheime. Nichts sollte an die preußische Vergangenheit erinnern.. Prestigebauten wie Schloss Sanssouci oder das Neue Palais in Potsdam, die nicht zerstört wurden, sind vom SED-Staat erhalten worden. Die Schlösser in Berlin und Potsdam wurden abgerissen. Beide hätten aufgebaut werden können. Heute wird das Kulturgut erhalten. Die Schlösser sind Museen, Theater, kulturelle Einrichtungen. Die wunderschön gestalteten Parks laden zu langen Spaziergängen ein.


Für die Öffentlichkeit zugänglich

Die meisten Schlösser und Parks in Berlin und Brandenburg kannst du besuchen. Einige sind in den Wintermonaten geschlossen. Auf der Webseite der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten kannst du dich über die Öffnungszeiten informieren.

Vor Ort tauchst du ein, in die Zeit von damals. Vieles aus dem Leben der preußischen Herrscher ist bekannt und überliefert. Wusstest du schon, dass die Könige und Kaiser der letzten Generationen Dampferfahrten unternommen haben? Am Marmorpalais in Potsdam kannst du noch heute auf dem Anlegesteg sitzen, von dem die Herrscher ihren Dampfer bestiegen haben.

Eine Anlegestelle gab es auch am Berliner Schloss. Sie wird aber nicht rekonstruiert. An dieser Stelle entsteht derzeit das neue Einheitsdenkmal. Eine überdimensionierte Wippe wird vor dem Schloss an die Wiedervereinigung erinnern. Der Platz soll Erinnerung an den Kanzler der Einheit Helmut-Kohl-Platz heißen. So lautet ein Vorschlag der CDU-Fraktion vom März 2023. Auf diesem Weg wachsen die Epochen der Vergangenheit zusammen.

Meine Vorfahren stammten aus Preußen

Das Berliner Schloss übt auf mich eine große Faszination aus. Ich habe die Diskussionen über das Für und Wider der Neuerrichtung des Berliner Schlosses, aber auch des Stadtschlosses Potsdam und der Potsdamer Garnisionskirche mit Interesse verfolgt. Die Meinungen gehen auseinander, es gab Diskussionen. Ich bin Team Wiederaufbau. Die Mitte von Potsdam und Berlin hat durch den Wiederaufbau der Schlösser gewonnen, finde ich. Zudem liegen meine Wurzeln hier. Wie es zur Zeit meiner Vorfahren aussah, in Berlin und Potsdam, versuche ich mir vorzustellen. Ich lese viel, zu der Thematik, und verweile gern an historischen Stätten. Meine Wurzeln liegen in Berlin, in der Mittelmark und in Schievelbein, das heute zu Polen gehört. Der Stammbaum meiner Familie lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Somit lebten meine Vorfahren in Preußen.

Dreiviertel Brandenburg, ein Viertel Mecklenburg

Mein Großvater mütterlicherseits, studierte ab 1918 an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin – die heutige Humboldt-Universität – Medizin. Er wurde in Spandau geboren und hat die Kaiserzeit aktiv miterlebt. Vermutlich lief er jeden Tag am originalen Stadtschloss vorbei. Als er starb, war ich 13 Jahre alt. Heute finde ich es schade, dass ich ihn nicht zu seinen Erlebnissen in der Jugend- und Studienzeit ausgequetscht und alles notiert habe. Doch als Teenager hatte ich andere Interessen, zumal wir die geschichtliche Entwicklung im DDR-Unterricht nach anderen Richtlinien vermitteln bekamen.

Ein Studienfreund meines Opas lebte in Staaken, er war der Sohn des Pfarrers Walter Pfautsch. Mein Opa fuhr am Wochenende häufig mit hinaus, in die “Sommerfrische”. Dort lernte er die jüngere Schwester von Joachim kennen. Meine Großmutter. Sie heirateten und zogen sie nach Mecklenburg, in eine kleine Ackerbürgerstadt in der Nähe von Schwerin. Dort bekam mein Großvater eine Stelle als Landarzt.

Mein Vater stammte mütterlicherseits aus einer Familie, die seit acht Generationen – weiter wurde der Stammbaum bislang nicht verfolgt – als Fischer und Obstzüchter in Werder (Havel) ihren Lebensunterhalt verdienten. Eine Verbindung zu Mecklenburg gibt es dennoch: Mein Großvater väterlicherseits stammte aus der Nähe von Röbel.

Geschichte entdecken

Oft fahre ich von Berlin mit dem Fahrrad nach Potsdam und versuche, hinter den neuen Gemäuern der wiedererrichteten Schlösser der preußischen Könige die Geschichte zu spüren. Glücklicherweise ist vieles trotz der Kriege erhalten geblieben. Schloss Sanssouci. Das Marmorpalais. Das Neue Palais. Schloss Babelsberg. Oranienburg, Charlottenburg und kleinere Schlösser in Brandenburg, die preußische Geschichte erzählen. Es gibt so viel zu entdecken. Potsdam und Berlin sind immer eine Reise wert. Vor allem, wenn man sich für die Geschichte so begeistern kann.

Neben den Schlössern und Gärten sind alte Bezeichnungen erhalten geblieben. Die Mittelmark beispielsweise, unser Landkreis, zwischen Altmark und Neumark gelegen. Die Neumark befindet sich heute auf polnischem Staatsgebiet, die Altmark liegt in Sachsen-Anhalt.

Ganz ist Preußen doch nicht verschwunden. Der königliche Glanz ist nach der Wende wieder aufpoliert worden. Ich gehöre nicht zu den Kritikern, sondern finde es gut, dass der Geschichte mit der Wiederrichtung einiger historischer Stätten ein Platz eingeräumt wird.