Garnelenfischer auf Texel begleiten: Ein unvergessliches Erlebnis
Die Garnelenfischer haben auf Texel eine lange Tradition. Sie fahren das ganze Jahr über aufs Meer, um die Delikatesse zu fangen. Noch auf dem Kutter werden die Krabben verarbeitet und für den Weitertransport an Land vorbereitet. Es ist ein harter und gleichermaßen beeindruckender Job, der nicht nur Kondition, sondern vor allem die Liebe zur rauen Natur einfordert. Du kannst die Garnelenfischer auf Texel ganzjährig begleiten. Vom Hafen Oudeschild fahren sie hinaus aufs Meer und stellen dir ihre Arbeit vor. Wir sind mitgefahren und haben ein unvergessliches Erlebnis mit nach Hause genommen. Hier sind unsere Eindrücke.

Das Wichtigste in Kürze:
- Die Garnelenfischer legen vom Hafen Oudeschild auf Texel ab
- Du erlebst den Fang und die Verarbeitung der Krabben hautnah an Board
- In den Netzen verfangen sich zahlreiche andere Tiere, die wieder freigelassen werden
- Die Fischer erklären ihre Arbeit in niederländischer und deutscher Sprache
- Nach dem Kochen kannst du die Garnelen frisch aus dem Topf probieren
- Die Fahrt vor der Küste von Texel ist für sich ein Erlebnis
- Die Touren starten täglich außer Sonntags je nach Jahreszeit ein- bis zwei Mal
- Tickets bekommst du online oder direkt am Hafen, wenn noch Kapazitäten vorhanden sind
Praktische Infos
- Adresse: Haven. 1792 Oudeschild. NL
- Dauer der Tour: Zwei Stunden
- Kosten: 22,50 EUR pro Person, für Kinder günstiger (Stand 2025)
- Bekleidung: Wetterfest, wasserabweisendes Schuhwerk
- Anreise: Mit Auto oder Fahrrad ab Fähranleger Den Hoorn. Parkplätze im Hafen
- Für jedes Alter geeignet? Ja
- Tipp: Von der vorderen Plattform hast du die beste Sicht
Garnelenfischer nehmen dich mit aufs Meer
Vielleicht hast du auch schon einmal am Strand der Nordsee gelegen und einen Fischkutter beobachtet, der in der Nähe des Ufers seine Bahn zieht. Die Netze sind ausgefahren, die Möwen fliegen kreischend um das Heck, in der Hoffnung, von dem Fang etwas abzubekommen. Wir haben den Weg der Kutter interessiert mit den Augen verfolgt und das eine oder andere Foto aufgenommen.

In Oudeschild auf Texel sahen wir einen Kutter, der gerade in den Hafen einfuhr. Mit zahlreichen Passagieren an Bord. An einem kleinen Stand lagen Flyer aus: Die Garnelenfischer auf Texel zeigen ihre Arbeit während einer zweistündigen Tour über das Meer. Für uns war sofort klar: Das wollen wir erleben.
Einfache Ticketbuchung über die Homepage
Auf der Homepage der Krabbenfischer bekamen wir viele Informationen und konnten direkt die Tickets buchen. Das ist ganz unkompliziert: Du zahlst mit PayPal oder mit deiner Kreditkarte und bekommst das Ticket sofort per Mail zugesendet. Vor Ort wird es vor der Abfahrt in ein Papierticket eingetauscht.

Dreißig Minuten vor der Abfahrt kannst du das Schiff betreten. Es reicht aber aus, wenn du dich etwa eine Viertelstunde vor der Abfahrt am Hafen einfindest. Tipp: Wenn du keine nassen Füße bekommen, aber trotzdem alles sehen möchtest, begibst du dich auf die Aussichtsplattform am Bug des Schiffes. Sie ist über eine Leiter erreichbar, die auch ältere Menschen gut überwinden können.

Hinweis: Unsere Tour war sehr gut gebucht. Die Fahrgäste habe ich, wenn möglich, mit einer Bildbearbeitung entfernt.
Wir verlassen den Hafen und fahren raus aufs Meer
Pünktlich verließ das Schiff den Hafen. Wir steuerten hinaus aufs Meer. Allein das war für uns bereits ein Erlebnis. Ein paar Tage zuvor hatten wir eine Tour zu einer der Robbeninseln gebucht. Wir sind so gern auf dem Wasser und haben die Fahrt vom ersten Augenblick an genossen. Ein frischer Wind wehte, doch wir hatten mit passender Kleidung vorgesorgt. Wir saßen oben auf dem Aussichtsdeck, da gab es keinen Schutz. Doch gerade der Wind und die Wellen haben doch eine besondere Faszination.

Die Arbeit mit den Netzen
Wir waren etwa 20 Minuten unterwegs, als die Netze ins Wasser gelassen wurden. Der Fischer erklärte uns, dass er mit speziellen Netzen für den Fang von Garnelen arbeitet. Sie liegen bei der Abfahrt auf dem Boden des Decks, werden mit hydraulischen Armen ins Wasser gelassen und versenkt.

Der Kutter kreist mit den Netzen weitere zwanzig Minuten im Wattenmeer und bleibt dabei vor den Küsten von Texel und Vlieland. Dann zieht die Hydraulik die Netze das erste Mal aus dem Wasser. An Bord breitete sich eine gewisse Spannung aus. Was brachte der Fang an Meerestieren hervor?

Während die Netze eingeholt werden, ruckelt es auf dem Kutter, es ist ein wenig unruhig. Doch genau das hat Spaß gemacht: Obwohl wir auf der Plattform standen und alles aus einem Blickwinkel von oben beobachteten, hatten wir das Gefühl, mitten drin zu sein.
Der Fischer wartet, bis das Netz das Deck erreicht. Dann zieht er das Ende mit dem Fang über Bord, platziert es in der Wanne und öffnet es. Der Fang ergießt sich in die Schalen. Wir sehen Quallen, Krebse, Algen und Fische. Aber keine Garnelen. Es ist sehr interessant zu sehen, was sich auf dem Meeresgrund alles tummelt.

Wir hätten nicht gedacht, dass sich so viel Schlamm und Getier in den Netzen verfängt. Das leben auf dem Grund des Wattenmeeres ist vielfältig. Im nächsten Schritt werden die Garnelen aus dem Fang isoliert. Der Fischer erklärt, wie das funktioniert.
Was das Meer zutage fördert
Von unserem hohen Aussichtspunkt konnten wir auch bei genauem Hinsehen keine Garnelen erkennen. Die Absperrung wurde wieder geöffnet: Während die Netze eingeholt werden, ist der Bereich rund um die Fangschalen verschlossen. Doch dann kannst du den Fang aus direkter Nähe begutachten.

Während des Filterns zeigte uns der Fischer seltene Tiere, sie sich in dem Fang verirrt haben. Kinder und Erwachsene beförderten viele Krebse, Quallen und Fische zurück ins Meer. Wir gingen hinunter, schauten uns den Fang aus der Nähe an und beteiligten uns an der Befreiungsaktion. Doch der Krebs in meiner Hand fand das weniger gut: Er kniff mich aggressiv in den Finger. Die Freiheit habe ich ihm trotzdem gern zurückgeschenkt.

Wir sahen Seesterne, Welse, Schollen und einen wohl seltenen bunten Fisch, den alle bestaunten, dessen Namen ich aber leider vergessen habe. Doch ich habe ein Foto aufgenommen. Vielleicht weißt du, um welchen Fisch es sich handelt?

Die Garnelen werden nach dem Fang verarbeitet
Nach dem Fang werden die Garnelen sofort verarbeitet. Sie wandern über ein automatisches Transportsystem in einen Kochtopf mit Seewasser. Für mich war der Gedanke, dass die lebenden Tiere gekocht werden, etwas schwierig. Doch meine Recherchen haben ergeben, dass es sich um eine schonende Tötung handelt: Die Tiere verenden innerhalb der ersten beiden Sekunden.

Für den Geschmack und die Haltbarkeit der Tiere ist es essenziell, dass sie sofort nach dem Fang verarbeitet werden. Das salzige Meerwasser gibt ihnen die typische kulinarische Note, für die sie bei Feinschmeckern berühmt sind.
Nach dem Kochen hast du Gelegenheit, die Garnelen zu probieren. Dazu musst du allerdings wissen, wie man sie pult. Wir hatten keine Ahnung, doch der Fischer hat es gezeigt und so gut erklärt, dass wir eine Kostprobe nehmen konnten. Sogar ich habe mich überreden lassen. Das Fleisch schmeckte sehr würzig. Nach Meer. Offiziell wird er als nussig-süßlich beschrieben. Ja, das könnte stimmen.

Während der zwei Stunden, in denen du mit den Garnelenfischern auf Texel unterwegs bist, werden die Netze zweimal ausgeworfen und wieder eingeholt. Die Beute ist vergleichsweise gering: Wenn die Fischer von dem Fang und Verkauf der Garnelen leben müssen, sind sie den ganzen Tag auf dem Wasser.

Zur Situation der Garnelenfischer in der Nordsee
Die Arbeit der Garnelenfischer auf der rauen See bei jedem Wetter ist körperlich anstrengend. Dennoch lieben die meisten von ihnen ihren Job: Die Kutter befinden sich oft seit mehreren Generationen im Besitz einer Familie oder einer Gemeinschaft mehrerer Fischer. Einige Fischer wie das Team der TX20 Walros, das wir begleiten durften, fahren das ganze Jahr über mit Gästen auf das Meer, um ihre Arbeit zu präsentieren. Wir erfuhren, dass sie zeitweise auch noch „klassisch“ ohne die Begleitung von Gästen arbeiten.
Wer klassisch fischt, muss sich in Deutschland mit schwierigen Bedingungen auseinandersetzen. Fischer André Claßen aus Büsum berichtete dem NDR von geringen Fangmengen aufgrund von Fressfeinden, von Fahrzeitbeschränkungen durch die EU und sehr langen Arbeitstagen. Obwohl die Preise für Krabben am Markt sehr hoch sind, sehen sich viele Fischer vor einer unsicheren Existenz. Dies wird in den Niederlanden nicht grundlegend anders sein.
Auf unserer Tour erzählte der Fischer, dass die Krabben zum Pulen nach Marokko geschickt werden. Dort werden sie verkauft oder zurück auf den europäischen Markt verbracht. In Europa wären die Stundenlöhne für das Pulen zu hoch. Zwischen dem Fang und dem Verkauf vergeht maximal eine Woche.
Und was sind Garnelen überhaupt?
Ich esse eigentlich keinen Fisch und dachte voller Ernst, dass die gefangenen Krebse in dem heißen Wasser verarbeitet werden. Umso mehr wunderte ich mich, als die ersten Krebse aussortiert und freigelassen wurden.

Garnelen gehören ebenfalls zu den Krebsen. Sie sind „freischwimmende Krebstiere“, die am Boden des Meeres leben. In der Nordsee hat die Garnele mit der zoologischen Bezeichnung „Crangon Crangon“ Bedeutung für die Fischwirtschaft: Sie gilt als Delikatesse und wird als Fischbrötchen oder als Gericht in Spezialitätenrestaurants angeboten. Alternative Bezeichnungen sind „Sandgarnele“ oder „Nordseekrabbe“.
Die Tiere leben in etwa zehn bis 20 Metern Tiefe im Wattenmeer. Die Netze werden vom Kutter über den Boden gezogen und nehmen die Garnelen auf: Es handelt sich um Kurrnetze, die auf dem Meeresboden aufliegen.
Aufwendig ist das Pulen der Nordseekrabben: Es muss in Handarbeit erledigt werden. Dies ist der Grund für die Auslagerung der Arbeit nach Marokko: Bei uns in Deutschland wären die Stundenlöhne zu hoch.
Rückkehr in den Hafen – und ein Geschenk
Dass der Kutter Kurs auf den Hafen nimmt, haben wir zunächst gar nicht mitbekommen. Die Arbeit an Bord war so spannend, dass wir uns auf die Fahrt gar nicht mehr konzentriert haben. Doch plötzlich war das Ufer ganz nah und die Fischer verabschiedeten sich von uns. Sie hatten ein Geschenk, dass jede Familie mitnehmen durfte: Wir bekamen eine Tüte mit den frisch gekochten Garnelen und dem Hinweis, dass wir sie am Abend verbrauchen müssen.

Die Haltbarkeit ist sehr begrenzt, wir haben uns daran gehalten. Es war das erste Mal, dass ich Fisch schmackhaft fand. Das Pulen ist jedoch wirklich aufwendig: Das erklärt den hohen Preis, der an der Nordsee für ein Brötchen mit Nordseekrabben gezahlt werden muss.
Zwei Stunden voller Eindrücke – ein Fazit
Uns zieht es zu Hause auf den Fluss und im Urlaub aufs Meer. In erster Linie haben wir die Fahrt gebucht, weil wir es spannend fanden, mit einem Fischer hinauszufahren. Umso mehr hat uns die Arbeit an Bord begeistert: Wir fanden es spannend, dem Ablauf zuzuschauen. Zugegeben: Dass die Garnelen lebend in das kochende Wasser verbracht werden, ist kein angenehmer Gedanke. Doch es wird als „humane Tötung“ beschrieben und dient dazu, die Tiere schnell haltbar und schmackhaft zu machen, wenn sie in dem Salzwasser des Meeres zubereitet werden. Wir essen Fleisch und haben uns an Bord einige Gedanken gemacht, weil wir die Zubereitung hautnah mitbekommen haben. Sie basiert auf langer Erfahrung und schafft eine sehr beliebte Delikatesse, die wir probieren durften. Das Schälen fiel uns mangels Erfahrung schwer, der Geschmack hat uns überzeugt.
Empfehlung: Buche die Tour auf der TX20 Walros
Die Fahrt aufs Meer mit den Garnelenfischern auf der TX20 ist ein echtes Erlebnis, das du nicht verpassen solltest. Die zwei Stunden sind so schnell vergangen, dass wir ganz erstaunt waren, als die Netze an Bord geholt wurden und wir den Hafen sahen. Die Erklärungen in deutscher Sprache waren ausführlich und sehr gut verständlich. Wir verstehen ein wenig Niederländisch und haben in der Kombination viele Informationen bekommen. Nicht nur die Arbeit selbst, sondern auch die Situation der Garnelenfischer und die Weiterverarbeitung kommen zur Sprache.
Wenn du ein besonderes Erlebnis von deiner Reise nach Texel mit nach Hause nehmen möchtest, ist eine Tour mit der TX20 Walros eine echte Empfehlung. Den Preis haben wir für das, was uns geboten wurde, als erstaunlich günstig empfunden. Beim nächsten Texel-Urlaub sind wir ein zweites Mal dabei!

FAQ: Antwort auf sieben wichtige Fragen
Im Zusammenhang mit der Tour gibt es sicher einige Fragen, auf die du vor der Buchung eine Antwort bekommen möchtest. Einige Themen werden auf der Homepage der Garnelenfischer behandelt. Ich beschränke mich auf unsere persönlichen Erfahrungen.
1. Ist die Tour für jedes Lebensalter geeignet?
Auf jeden Fall! Für Kids ist das Fischen ein Erlebnis. Sie dürfen den Fang direkt begutachten und alle Tiere, die sich in die Netze verirrt haben, wieder freilassen. Das gibt schonmal etwas Geschrei, wenn ein Krebs mit seinen Scheren zuschnappt.
Ältere Menschen finden einen Platz zum Sitzen: Entweder an Deck oder in der geschützten Kombüse. Diese ist in der kalten Jahreszeit beheizt. So ist es möglich, den Fang zu begutachten, sich während der Fahrt aber ins Warme zurückzuziehen
2. Fährt der Kutter hinaus aufs offene Meer?
Nein. Die Krabben werden im Wattenmeer gefangen. Der Kutter bleibt in Sichtweite der Küste der nordfriesischen Inseln Texel und Vlieland. Ein wenig wackelt es schon, wenn die Netze in Arbeit sind oder der Wind die Wellen antreibt. Die Tour ist aber absolut sicher. Das Anlegen von Schwimmwesten ist nicht erforderlich.
3. Werden die Krabben an Deck verarbeitet?
Ja. Der Fang wird für alle Fahrgäste sichtbar an Deck automatisch sortiert. Die Fischer kochen die herausgefilterten Garnelen sofort in heißem Seewasser ab. Die gesamte Anlage ist unter freiem Himmel aufgebaut. Das Hinabsteigen in die Tiefen des Schiffes ist während der Fahrt nicht vorgesehen.
4. Gibt es einen Audioguide für die Erklärungen?
Nein, aber das ist auch gar nicht notwendig. Die Fischer sprechen frei in ein Mikrofon und switchen dabei zwischen der niederländischen und der deutschen Sprache. Das Deutsch war sehr gut zu verstehen und wir haben viele interessante Informationen mitgenommen.
5. Was sollte ich auf der Tour anziehen?
Gummistiefel oder festes Schuhwerk sind empfehlenswert, wenn du nah bei den Fischern sein und den Fang samt seiner Verarbeitung direkt beobachten möchtest. Die Anlage arbeitet mit viel Wasser, leichte Sommerschuhe garantieren nasse Füße.
Der Wind ist auf See auch im Hochsommer nicht zu unterschätzen. Eine Windjacke mit Kapuze ist auch dann eine gute Idee, wenn der Himmel blau ist. Die Garnelenfischer fahren mit ihren Gästen auch im Winter raus: Du solltest dich warm einpacken, wenn du nicht die gesamte Fahrt in der Kombüse verbringen möchtest.
5. Kann ich frische Garnelen kaufen?
Ich glaube, das ist nicht vorgesehen. Wir haben eine Tüte mit den frischen Garnelen geschenkt bekommen. Beachte, dass du sie noch am selben Abend zubereiten solltest.
6. Wie lange dauert die Tour?
Wir waren zwei Stunden unterwegs.
7. Werden die Touren nur im Sommer angeboten?
Nein. Die Garnelenfischer fahren ganzjährig raus. In der warmen Jahreszeit kannst du die Tour zweimal am Tag buchen, im Winter einmal.


R.K.R. – Nah und Fern der Havel