Berliner Mauerweg: Radtour auf dem ehemaligen Grenzstreifen
Der Mauerweg zeichnet auf etwa 160 km den Verlauf des einstigen Grenzstreifens nach. Du fährst über ehemalige Kolonnenwege, vorbei an verschwundenen Dörfern und am Teltowkanal, den verzweifelte Bürger zu durchqueren versuchten, um in die Freiheit zu gelangen. Etwa ein Drittel des Weges führt mitten durch Berlin. Hier kannst du die 28 Jahre der Teilung besonders intensiv nachempfinden. Wir fahren den Mauerweg mehrere Male im Jahr. Erfahre mehr, über den eindrucksvollsten Radweg im Berliner Raum.
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Mauerweg verläuft auf dem ehemaligen Grenzstreifen rund um den Westen Berlins
- Die Fahrradwege sind mit Ausnahme einiger kurzer Abschnitte gut ausgebaut
- Der Schwierigkeitsgrad ist leicht, es gibt nur wenige Steigungen
- Die Streckenlänge von etwa 160 km kannst du in bis zu zwölf Etappen aufteilen
- Die gesamte Strecke ist beschildert: Die Wegweiser hängen in Höhe der Mauer
Kurze Geschichte des Berliner Mauerwegs
Der Berliner Mauerweg führt dich vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor. Beide Sehenswürdigkeiten liegen nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt. Wenn du am Potsdamer Platz startest, wirst du etwa 160 Kilometer zurücklegen, bis du am Brandenburger Tor vorbeifährst. Der Fahrradweg ist ein Teil der Gedenkstätten, die an die Teilung Berlins erinnern.
Leider begann der Senat erst ab dem Jahr 2000 mit der Sicherung des ehemaligen Grenzstreifens und dem Ausbau des Berliner Mauerwegs. Einige Abschnitte sind durchbrochen, weil sie sich heute auf privatem Grund befinden. Auf weiten Strecken kannst du aber der Geschichte auf dem Kolonnenweg folgen: Dies war der Streifen, auf dem die Posten mit offenen Trabbis fuhren, um den Wagen schnell verlassen zu können, wenn sie etwas Verdächtiges entdecken.
Der Ausbau des Mauerwegs erfolgte bis zum Jahre 2006. Seit 2009 sind einige Bereiche in Groß Glienicke gesperrt, weil Anwohner die Wege blockieren. Der Streit ist bis heute nicht beigelegt. Aber das beeinträchtigt das besondere Erleben auf dieser Tour nicht.
Seit 2020 wird der Berliner Mauerweg saniert. Die Qualität der Strecken hat sich vor allem auf dem nördlichen Abschnitt stark verbessert. Die Sanierungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Ein wenig schade finde ich, dass die Fahrt auf dem originalen Betonpflaster der Kolonnenwege nun nicht mehr möglich ist. Aber es war stellenweise sehr anstrengend.
Ein Radweg mit vielen Facetten
Du entdeckst auf der Tour die verschiedenen Gesichter Berlins und nimmst viele Eindrücke mit: Auf dem gesamten Mauerweg sind orangefarbene Stelen aufgestellt. Sie informieren über die Mauertoten, die an dieser Stelle ihr Leben gelassen haben. In Absprache mit den Angehörigen sind Fotos veröffentlicht und die Umstände des Todes dargestellt. Wenn du die Strecke in mehreren Etappen fährst, hast du Zeit, dich mit den Informationen auf den Stelen näher zu beschäftigen.
Berühmte Sehenswürdigkeiten
Der Berliner Mauerweg ist reich an Sehenswürdigkeiten, die du an der Strecke entdecken kannst. Einige stehen mit der Teilung Berlins in Zusammenhang, andere nicht.
Auswahl der Sehenswürdigkeiten entlang des Mauerweges
- Brandenburger Tor
- Potsdamer Platz
- Reichstag
- East Side Gallery
- Oberbaumbrücke
- Mauergedenkstätte Bernauer Straße
- Ehemaliges Rittergut Groß Glienicke
- Glienicker Brücke
Ganz viel Natur
Einige Abschnitte des Berliner Mauerweges verlaufen entlang von weiten Feldern, durch Waldgebiete und Plantagen. Im Frühling ist die Japanische Kirschblütenallee an der südlichen Berliner Stadtgrenze zwischen Teltow und Lichterfelde in ein rosa Blütenmeer getaucht. Im Norden fährst du durch den Spandauer und im Süden durch den Düppeler Forst. Auf dem Gebiet des kleinen Osdorf befindet sich heute ein Feld: Das Dorf lag auf dem Grenzstreifen und wurde abgerissen. Du streifst das Tegeler Fließ und den Landschaftspark Rudow-Altglienicke: Hier siehst du mit etwas Glück Wasserbüffel grasen. Unter dir verläuft ein Teil der Stadtautobahn.
Entlang am Wasser
Einige Abschnitte führen dich direkt ans Wasser. Du radelst am Ufer der Spree, am Teltowkanal und an der Havel entlang. Eine Route führt über den Großen Wannsee. Du überquerst ihn mit einer Fähre, kannst ihn alternativ aber auch mit dem Rad umrunden. Der Glienicker See begegnet dir ebenso wie der Britzer Verbindungskanal, an dem mit Chris Gueffroy wenige Monate vor der Grenzöffnung im Jahre 1989 letztes Maueropfer starb.
Mitten durch Berlin
Auf einer Strecke von etwa 50 Kilometern führt der Mauerweg mitten durch Berlin. in diesem Abschnitt wird das Leben der Menschen im Grenzstreifen zwischen Ost und West besonders deutlich: Viele Bewohner von Mietwohnungen in den unteren Etagen blickten knapp drei Jahrzehnte aus dem Fenster auf die bunt bemalte Mauer. Auf der anderen Seite war der Todesstreifen hell ausgeleuchtet und mit Wachtürmen und Stacheldraht ausgelegt.
Heute sind weite Teile des Todesstreifens im Stadtgebiet bebaut. Moderne Neubauten stehen Häusern aus der Mitte des 20. Jahrhunderts gegenüber. Auf der Straße zeigt eine Doppelreihe Kopfsteinpflaster den Verlauf der Mauer an. So bekommst du auch heute noch einen guten Eindruck, was die Teilung der Stadt für die Menschen in Ost – und West-Berlin bedeutet hat.
Unterwegs auf dem Berliner Mauerweg
Der Berliner Mauerweg gehört zu den Strecken, die wir am liebsten fahren. Allerdings nicht an einem Tag: Wir haben die Strecke für uns in zwei Teile geteilt und fahren entweder die nördliche oder die südliche Route. Dabei beginnen wir am Bahnhof Wannsee und fahren bis zum Brandenburger Tor. Die nördliche Tour hat eine Länge von etwa 80 km, die südliche 85 km. Wenn du den Mauerweg an einem Tag fahren möchtest, liegen Start- und Zielpunkt am Brandenburger Tor oder am Potsdamer Platz.
In den Beschreibungen des Berliner Mauerwegs variiert die Streckenlänge. Ein Fahrradführer schreibt von 150 km, ein anderer gibt 165 km an. Alle haben gewissermaßen recht, denn du hast bei einem Abschnitt die Auswahl, welche Route du nehmen möchtest.
Folge der Beschilderung
Der Streckenverlauf ist gekennzeichnet. Die Schilder mit dem Logo des Berliner Mauerwegs sind auf einer Höhe von 4,20 m angebracht. Dies entspricht der Höhe der Grenzmauer. Du bekommst eine Vorstellung davon, wie hoch der Schutzwall war, den die DDR um West-Berlin zog. Und die Schilder sind vor Diebstahl geschützt werden. Dies gelingt leider nicht überall. Es ist empfehlenswert, wenn du auf deiner ersten Tour eine Fahrradkarte mitnimmst.
Überblick über die Etappen
Der Berliner Mauerweg ist in Radfahrkarten und Reisebüchern beschrieben. Die Anzahl der Etappen ist variabel: Auf der offiziellen Seite des Berliner Senats sind es 14 Streckenabschnitte, in den Dokumentationen fünf bis zwölf.
Berücksichtige bei der Planung der Tour deine Kondition. Nimm dir auf dieser besonderen Strecke Zeit für die Sehenswürdigkeiten, für die Natur, aber auch für die Gedenkstelen: Sie erinnern an 29 Standorten an die Maueropfer und zeigen die Grenzübergänge während der Teilung Berlins.
Ich stelle dir die Tour in fünf Etappen vor. Du kannst sie beliebig in kleinere Abschnitte teilen und so an deine individuelle Planung anpassen. Von nahezu jedem Standort aus hast du mit dem Regio oder der S-Bahn eine gute Anbindung in die Berliner Innenstadt.
Eine detaillierte Tourenbeschreibung gebe ich dir nicht, weil es dafür verschiedene, sehr gute Radführer gibt. Empfehlenswert sind die Karten von Bikeline. Der Radreiseführer von Kompass ist leider ganz schlecht recherchiert: Viele der historischen Informationen sind falsch. Außerdem ist er nicht wasserfest und während der Fahrt umständlich zu handhaben. Die in meinen Augen beste Karte ist ebenfalls von Kompass. Sie ist aber nur noch im Antiquariat erhältlich. (Hinweis: Ich habe die Radfahrkarten privat gekauft, es handelt sich um eine persönliche Einschätzung und nicht um Werbung.)
1. Potsdamer Platz bis Lichtenrade
- Länge des Abschnitts: 40 km
- Höhenmeter: 66 m Aufstieg, 54 m Abstieg
- Schwierigkeit: Einfach
- Beschaffenheit: öffentliche Straßen, asphaltierte Radwege, Feldwege
- Top-Sehenswürdigkeit: East Side Gallery
Der offizielle Startpunkt des Berliner Mauerwegs ist der Potsdamer Platz. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war hier der Mittelpunkt Berlins. Die weltweit erste Ampel regelte den Verkehr. Heute erinnert eine recht unscheinbare Attrappe daran. Der Platz wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nahezu vollständig zerstört. Er war Grenzgebiet und lag während der Zeit der Teilung brach.
Heute siehst du auf dem Potsdamer Platz moderne, futuristisch anmutende Gebäude. Du befindest dich im ehemaligen Grenzgebiet, der Streifen aus Pflastersteinen erinnert daran. Ihm folgst du in südlicher Richtung. Alternativ orientierst du dich an der Beschilderung, die in diesem Abschnitt lückenlos ist.
Rund acht Kilometer führen dich durch die Mitte Berlins. Hier kannst du die Teilung der Stadt sehr gut nachempfinden: Auf der rechten Seite lag Westberlin, die Häuser standen direkt an der Mauer. Auf der linken Seite siehst du überwiegend Neubauten: Sie wurden nach der Wiedervereinigung im ehemaligen Todesstreifen errichtet.
Durch den Landschaftspark Rudow-Altglienicke
Du streifst die Sonnenallee: Dort befand sich ein Grenzübergang, an den eine Gedenktafel erinnert. Danach verlässt du die Innenstadt und fährst einen langen Abschnitt am Teltowkanal entlang. Der breite Radweg ist sehr angenehm zu fahren. Es gibt keine nennenswerten Steigungen und keine Autos: Du kannst diese Strecke einfach nur genießen. Bänke laden zum Verweilen ein. In diesem Bereich informieren einige Stelen über das Schicksal der Maueropfer und über die Grenzanlagen.
Für uns ist die Strecke zwischen der Chris-Gueffroy-Allee in Berlin-Baumschulenweg und dem Landschaftspark Rudow-Altglienicke der schönste Abschnitt im Süden Berlins. Es sind etwa zehn autofreie Kilometer, die nur hin und wieder eine Straße kreuzen. Danach fährst du an Großziehten und am Gropiusviertel vorbei.
In Lichtenrade führt der Weg über Nebenstraßen zum Bahnhof oder zum Übergang in die zweite Etappe. Im Bereich der Petkusser Straße ist die Strecke sehr unangenehm zu fahren. Der Mauerweg führt im Original über Privatgrundstücke. Die Umfahrung erfolgt über Kopfsteinpflaster oder schlechte Fußwege mit schimpfenden Anwohnern. Aber der Abschnitt ist glücklicherweise kurz. Danach geht es über den Kolonnenweg weiter.
Top 5 der Etappe
- Check Point Charly
- Denkmal für Peter Fechter
- East Side Gallery
- Oberbaumbrücke
- Denkmal für Chris Gueffroy
Wenn du die Tour nach der ersten Etappe beenden möchtest, kannst du vom S-Bahnhof Lichtenrade mit der S-Bahn zurück in die Innenstadt fahren.
2. Lichtenrade bis Wannsee
- Länge des Abschnitts: 40 km
- Höhenmeter: 99 m Aufstieg, 84 m Abstieg
- Schwierigkeit: Einfach bis mittel
- Beschaffenheit: asphaltierte Radwege, Waldwege
- Top-Sehenswürdigkeit: Glienicker Brücke
Du startest die Tour am Bahnhof Lichtenrade und fährst zunächst zur Stadtgrenze. Dann überquerst du die B101 an einer Ampel und fährst wieder auf dem alten Kolonnenweg der DDR-Grenzposten.
Nachdem du die Stadt verlassen hast, öffnet sich ein neues Bild. Rechts fährst du am Stadtrand entlang, links erstrecken sich weite Felder. Einige Bauten in diesem Bereich wurden zur Sicherung der Grenzanlagen abgerissen.
Das verschwundene Dorf
Auf dem Abschnitt streifst du die Osdorfer Straße. Vor der Überquerung siehst du einen Mauerrest. Danach erstreckt sich links ein weites Feld. Hier befand sich über einen Zeitraum von 600 Jahren ein kleines Dorf. Osdorf musste den Grenzanlagen weichen, die Bewohner wurden nach Heinersdorf umgesiedelt. Der Name war bis zum Jahre 1999 als Gemeinde erhalten geblieben.
Der Abschnitt endet in der Kirschblütenallee. Sie ist etwa zwei Kilometer lang und eine der Sehenswürdigkeiten auf der Etappe. Viele Japaner waren sehr glücklich über die Öffnung der innerdeutschen Grenze, dass sie gespendet haben. 1.000 Kirschbäume wurden zur Gestaltung des Grenzstreifens gepflanzt. Sie blühen ab Ende April für einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen. Es gibt zahlreiche Bänke und einige Spielplätze zum Rasten, Genießen und Ausspannen.
Entlang am Teltowkanal und durch den Grunewald nach Wannsee
Im weiteren Verlauf folgst du auf einigen Kilometern dem Teltowkanal. Dann fährst du durch Kleinmachnow. Jetzt führt dich ein längerer Abschnitt durch den Grunewald. Der Boden ist sandig, aber dennoch fest: Die Strecke ist etwas anstrengend. Sie hat einige Steigungen.
Du kommst an den Grenzanlagen Dreilinden vorbei. Wenn du einen Abstecher machen möchtest, kannst du einen Kontrollturm besichtigen. Dieser ist jedoch nur unregelmäßig geöffnet. Das Areal ist jederzeit zugänglich.
Über Griebnitzsee erreichst du Wannsee. Hier kannst du den sogenannten Dreischlösserblick genießen. Die preußischen Schlösser Babelsberg und Glienicke sowie das Jagdschloss Glienicke werden gern als Perlenkette an der Havel bezeichnet. Heute durch die B1 unterbrochen, handelte es sich einst um ein großes Gartenareal, das alle Schlösser vereinte.
Die Glienicker Brücke überquerst du auf dieser Tour nicht. Du siehst sie aber auf der linken Seite liegen und kannst einen Schlenker fahren, um den Blick über die Havel und auf Schloss Babelsberg zu genießen.
Abstecher auf die Pfaueninsel
Der Weg zum Bahnhof Wannsee führt dich am Ufer der Havel entlang, vorbei an der Pfaueninsel. Du erreichst sie mit einer Fähre, die tagsüber im Pendelverkehr ohne feste Abfahrtzeiten im Einsatz ist. Die Fahrkarten kaufst du vor Ort. Dein Fahrrad darfst du nicht mitnehmen. Auf der Pfaueninsel kannst du ein weiteres Schloss besichtigen: Friedrich Wilhelm II. ließ es für seine Geliebte Wilhelmine Encke errichten.
Dein Weg führt dich weiter nach Wannsee. Du setzt mit der Fähre über nach Berlin-Kladow. Es gibt eine Alternativroute durch Sacrow, die ebenfalls sehr interessant ist.
Top 5 der Etappe:
- TV-Ashai-Kirschblütenallee
- Grenzanlagen Dreilinden
- Glienicker Brücke
- Perlenkette an der Havel (Schloss Babelsberg, Schloss Glienicke, Jagdschloss Glienicke)
- Pfaueninsel
Wenn du die Tour nach der zweiten Etappe beenden möchtest, kannst du vom Bahnhof Wansee mit der S-Bahn zurück in die Innenstadt fahren.
3. Wannsee bis Hennigsdorf
- Länge des Abschnitts: 41 km
- Höhenmeter: 77 m Aufstieg, 77 m Abstieg
- Schwierigkeit: Einfach bis mittel
- Beschaffenheit: öffentliche Straßen, asphaltierte Radwege, Waldwege
- Top-Sehenswürdigkeit: Grenzturm Nieder Neuendorf
Deine Tour beginnt einige Meter vom Bahnhof Wannsee entfernt am Fähranleger Wannsee-Alt-Kladow. Die Fähre überquert in einer Zeit von etwa 20 Minuten den Großen Wannsee. Du kannst sie mit deinem Deutschlandticket oder einem Berlin-Ticket nutzen. Für das Fahrrad musst du eine Fahrradkarte kaufen.
Jetzt beginnt ein längerer Abschnitt, den du in Richtung Staaken auf dem Kolonnenweg zurücklegst. Du querst Groß Glienicke: Hier musst du einige Umfahrungen des eigentlichen Mauerwegs in Kauf nehmen, da Anwohner ihre Grundstücke gesperrt haben. Das Rittergut Groß Glienicke war einst geteilt. Ein Mauerrest ist stehengeblieben. Tafeln mit Fotos erzählen von der Vergangenheit.
Du folgst einem Stück der Bundesstraße 2, dann biegst du links ab und fährst am Fort Hahnekamp vorbei. Dort steht seit dem 16. Jahrhundert ein Fort, das die Zitadelle Spandau verteidigen sollte. Von Kaiser Wilhelm I. ausgebaut, diente es der Ausbildung der Infanterie. Du kannst die Anlagen besichtigen.
Von Spandau nach Nieder Neuendorf
Weiter geht es durch Staaken in den Spandauer Forst. Durch die naturbelassene Landschaft am Rande Berlins führte zur Zeit der Teilung der Kolonnenweg. Der Forst ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Berlin. Es zeigt dir den Kontrast der Stadt, in der sich Hochhäuser mit grünen Oasen abwechseln. Der Weg ist asphaltiert und ohne nennenswerte Steigungen. Es ist ein Abschnitt, der sich für Familien perfekt eignet.
Nach dem Spandauer Forst kreuzt der Berliner Mauerweg den Havelradweg. Der schönste Abschnitt auf der nördlichen Route befindet sich für uns zwischen dem Jagdhaus Spandau, in dem du direkt am Havelstrand sehr gut essen kannst, und Hennigsdorf. Du durchquerst Nieder Neuendorf, das auf dem Gebiet der DDR lag und durch die Grenzanlagen von der Havel abgeschnitten war. Einer der Grenztüme steht noch. Während der Öffnungszeiten kannst du die Ausstellung besuchen.
Vor dem Grenzturm kannst du dir auf Tafeln anschauen, wie der Bereich während der Teilung ausgesehen hat. Aus dem ehemaligen Todesstreifen hat sich eine Naturlandschaft entwickelt. Auf der rechten Seite befindet sich die Havel, zu deiner Linken sind neue Wohngebiete in herrlicher Lage entstanden.
Von Nieder Neuendorf ist es nicht weit zum S-Bahnhof Hennigsdorf. Alternativ geht deine Tour in die vierte Etappe über, die dich in den Norden Berlins führt. Am Ende dieser Etappe erreichst du wieder das Stadtzentrum.
Top 5 der Etappe:
- Alt Kladow
- Rittergut Groß Glienicke
- Fort Hahneberg
- Spandauer Forst
- Grenzturm Nieder Neuendorf
Wenn du die Tour nach der dritten Etappe beenden möchtest, kannst du vom S-Bahnhof Hennigsdorf mit der S-Bahn zurück in die Berliner Innenstadt fahren.
3a: Alternativroute von der Glienicker Brücke nach Alt-Kladow
- Länge des Abschnitts: 30 km
- Höhenmeter: 120 m Aufstieg, 120 m Abstieg
- Schwierigkeit: Schwierig
- Beschaffenheit: öffentliche Straßen, asphaltierte Radwege, Waldwege
- Top-Sehenswürdigkeit: Schloss Cecilienhof
Kurz möchte ich auf die Alternativroute eingehen, die du fahren kannst, wenn du nicht mit der Fähre von Wannsee nach Kladow übersetzt. Sie verläuft durch den Neuen Garten in Potsdam, vorbei an Schloss Cecilienhof, dann über die B2 nach Sacrow und von dort aus nach Alt-Kladow.
Die Strecke führt dich mit kleinen Abstechern an drei Schlössern vorbei: Schloss Cecilienhof liegt direkt an der Route. Zum Marmorpalais und zum Schloss Sacrow musst du einen kleinen Abstecher machen. Die Sacrower Heilungskirche, einst im Sperrgebiet gelegen und stark verwahrlost, erstrahlt in neuem Glanz. Du fährt an ihr vorbei und solltest dir Zeit für einen Besuch nehmen.
Die Strecke ist mittelschwer
Wenn du den Schlosspark verlässt, fährst du auf einer Straße mit deutlicher Steigung von Sacrow nach Alt-Kladow. Insgesamt ist die Strecke nicht so leicht zu fahren: Sie führt zwischen Krampnitz und Sacrow durch einen Wald, hier sind die Wege naturbelassen. Steigungen gibt es auch in Neu-Fahrland und Krampnitz.
In Alt-Kladow kannst du direkt auf den Kolonnenweg der DDR-Grenzposten einbiegen, der Weg ist beschildert. Ein Abstecher zum Fähranleger Alt-Kladow ist empfehlenswert, wenn du dich in einem der Biergärten am Großen Wannsee stärken möchtest.
Im Sacrower Park kannst du eine 1.000-jährige Eiche bewundern. Sie liegt etwas abseits des Weges und wird über Google Maps gut gefunden.
Top 5 der Etappe:
- Glienicker Brücke
- Schloss Cecilienhof
- Marmorpalais (mit kleinem Abstecher)
- Sacrower Heilandskirche
- 1.000-jährige Eiche
Möchtest du nach dieser Etappe abbrechen, fährst du zum Fähranleger Alt-Kladow und setzt mit der Fähre nach Wannsee über. Von dort aus sind es nur wenige Minuten bis zum Bahnhof. Du gelangst von Wannsee mit dem Regio oder der S-Bahn in die Berliner Innenstadt
4. Hennigsdorf bis Pankow
- Länge des Abschnitts: 31 km
- Höhenmeter: 85 m Aufstieg, 71 m Abstieg
- Schwierigkeit: Mittel
- Beschaffenheit: öffentliche Straßen, asphaltierte Radwege, Waldwege
- Top-Sehenswürdigkeit: Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau
Ab Hennigsdorf fährst du eine Etappe, die sich von den anderen Strecken abhebt. Es wechseln sich Abschnitte über Straßen mit Waldwegen und asphaltierten Strecken ab, die durch die Stolper Heide, die Bieselheide und das Tegeler Fließ führen. Diese Strecken gehören zu den schönsten der vierten Etappe. Es gibt viel zu sehen, einige Bereiche wurden in den letzten Jahren saniert. Dies wertet diese nördliche Strecke enorm auf.
Du lässt Hennigsdorf hinter dir, fährst nach Berlin-Frohnau und kommst in die Invalidensiedlung. Die Häuser entstanden in den 1930er-Jahren für Versehrte aus dem Ersten Weltkrieg. Danach führt dich dein Weg durch die Bieselheide nach Glienicke Nordbahn. In diesem Abschnitt solltest du auf den doppelreihigen Mauerstreifen achten, der in der Straße verlegt ist: Er trennte Einfamilienhäuser von den dazugehörigen Gärten.
Wenn du dich für das älteste Dorf Berlins interessierst, kannst du einen Abstecher nach Alt Lübars machen. Du erreichst das Dorf, nachdem du das Tegeler Fließ durchquert hast.
Heidekrautbahn und Schloss Schönhausen
Ein weiteres Highlight ist die Heidekrautbahn: Die nostalgischen Dampfloks fahren am Wochenende und an einigen Feiertagen, allerdings ohne festen Fahrplan. Die Strecke entlang des Mauerwegs ist ungenutzt, so ist es möglich, diese Museumsfahrten durchzuführen. Mit etwas Glück siehst du eine der Dampfloks, gefolgt von vielen Kindern, die das Spektakel interessant finden.
Die Tour führt dich vor bei am Märkischen Viertel zurück in die Stadt. Als letztes Highlight kannst du Schloss Schönhausen besichtigten. Es liegt einige Kilometer von dem Etappenziel Wollankstraße entfernt. Friedrich der Große verbannte seine Gattin Elisabeth Christine dorthin, zur Zeit der Teilung wurde es von der DDR-Regierung als Gästehaus genutzt.
Die letzte Etappe führt dich zurück zum Potsdamer Platz, vorbei an einigen Gedenkstätten, die an die Berliner Mauer erinnern.
Top 5 der Etappe:
- Invalidensiedlung
- Tegeler Fließ
- Alt Lübars
- Heidekrautbahn
- Schloss Schönhausen
Wenn du die Tour nach der vierten Etappe beenden möchtest, kannst du vom S-Bahnhof Wollankstraße mit der S-Bahn zurück in die Berliner Innenstadt fahren.
5. Pankow bis Potsdamer Platz
- Länge des Abschnitts: 15 km
- Höhenmeter: 16 m Aufstieg, 27 m Abstieg
- Schwierigkeit: Einfach
- Beschaffenheit: öffentliche Straßen
- Top-Sehenswürdigkeit: Brandenburger Tor
Die letzte Etappe führt dich auf einer kurzen Strecke von 15 km zurück zum Potsdamer Platz. Der Startpunkt liegt am S-Bahnhof Wollankstraße. Die Tour ist ausgeschildert, aber nicht so einfach zu fahren: Kreuzungen und Richtungsänderungen erfordern deine Aufmerksamkeit, vor allem dann, wenn du die Tour zum ersten Mal fährst. Dafür gibt es wirklich viel zu sehen. Zum Beispiel den Grenzübergang an der Bornholmer Straße: Die Bilder von der Öffnung des Schlagbaums gingen am 9. November 1989 um die Welt.
Das erste Highlight ist der Mauerpark: Vor allem an den Wochenenden ist das Areal des einstigen Todesstreifens sehr belebt. Mit etwas Glück kannst du Künstlern zuschauen und Menschen aus aller Welt treffen.
Von der Bernauer Straße zum Reichstag
Der Mauerpark mündet in die Bernauer Straße. Sie erlangte nach dem 16. August 1961 traurige Berühmtheit, als die Menschen aus den Fenstern in die Freiheit sprangen. Einige bezahlten den Sprung mit ihrem Leben.
Die Häuser wurden später ebenso abgerissen wie die Versöhnungskirche. Ein Friedhof musste dem Todesstreifen weichen. Heute ist das gesamte Areal eine Gedenkstätte, für die du Zeit brauchst, wenn du sie auf dich wirken lassen möchtest. Du kannst dir Fotos und Videos anschauen und Tondokumente anhören. So berichtet Regine Hildebrandt von ihrem Zwangsumzug in ein Hinterhaus, weil die Wohnung ihrer Eltern im Grenzgebiet lag. Ein originaler Abschnitt des Todesstreifens wurde in dem Areal rekonstruiert.
Im weiteren Verlauf des Weges fährst du entlang des ehemaligen Grenzstreifens in Richtung Mitte. Du siehst den vierten erhaltenen Grenzturm mit der Gedenkstätte an Günter Litfin. Danach fährst du an der Spree weiter über den Invalidenfriedhof in die Alexanderstraße. Nun bist du zurück im Herzen von Berlin. Du durchquerst das Regierungsviertel mit dem Reichstag und passierst das Brandenburger Tor. Vor dir siehst du den Potsdamer Platz, an dem du am Anfang der Tour gestartet bist
Top 5 der Etappe:
- Mauerpark
- Bernauer Straße mit Mauerdenkmal
- Invalidenfriedhof mit Grenzturm
- Reichstag und Regierungsviertel
- Brandenburger Tor
Berliner Mauerweg: Eine Radtour mit Geschichte
Es gibt wohl keine zweite Radtour in Deutschland, in der du so tief in die deutsch-deutsche Geschichte eintauchen kannst wie auf dem Berliner Mauerweg. Wenn möglich, solltest du ihn einmal umrunden, um die Facetten des grünen Berlins und die Stätten der Teilung kennenzulernen.
Es ist eine Radtour zum Nachdenken und zum Genießen. Du nimmst viele Eindrücke mit. Wir sind den Mauerweg seit 2016 viele Male gefahren. Die Vergangenheit fuhr jedes Mal mit. Gleichzeitig spüren wir ein Gefühl der Freiheit, denn wir wurden von den Grenzsoldaten bewacht. Es ist so wunderbar, dass wir uns heute im ehemaligen Sperrgebiet frei bewegen dürfen.
Fünf Tipps für die Radtour auf dem Mauerweg
- Du kannst dein Fahrrad ab Lichtenrade, Wannsee und Hennigsdorf in der Regel problemlos mit der S-Bahn mitnehmen. Die Züge sind in Berlins Randgebieten leer oder sie werden dort eingesetzt
- Die Etappen außerhalb der Innenstadt eignen sich gut für Familien mit Kindern und für Senioren, weil sie mit wenigen Ausnahmen abseits der Straßen liegen
- Innenstadt: Zwischen Glienicke-Nordbahn und dem Chris-Gueffroy-Denkmal in Berlin-Baumschulenweg führt ein großer Teil der Radwege über teils rege befahrene Straßen
- Auf allen Abschnitten bist du nach wenigen Fahrminuten in der Stadt und findest dort ein Restaurant oder ein Imbiss für das leibliche Wohl
- Es gibt viele Möglichkeiten zu rasten oder mitten in der Natur längere Pausen einzulegen
- Die Radtour führt dich an den Gedenkstätten der deutschen Teilung vorbei. Sie zeichnen ein lebhaftes Bild der Geschichte
- Du hast dein eigenes Fahrrad nicht dabei? In Berlin ist es kein Problem, spontan ein Rad zu leihen und Stück auf dem Mauerweg zu fahren