Mahnmal St. Nikolai in Hamburg – Besuch der Gedenkstätte

Mahnmal St. Nikolai in Hamburg – Besuch der Gedenkstätte

Die Pfarrkirche St. Nikolai in Hamburg wurde in ihrer Geschichte mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Nach dem Feuersturm im August 1943 entschied sich der Senat gegen einen Wiederaufbau des zerstörten Kirchenschiffs. Die offenen Wände sind heute ein Mahnmal für den Frieden. Im Inneren befindet sich ein Museum. Ein Fahrstuhl bringt dich zum 76 Meter hohen Aussichtspunkt. Wir haben die Gedenkstätte besucht.

Blick auf den Turm der Nikolaikirche und auf die Reste des Seitenschiffs

Das Wichtigste in Kürze:

  • Seit dem 12. Jahrhundert gibt es in Hamburg die Pfarrkirche St. Nikolai
  • Die heutige Kirche wurde im Jahre 1843 errichtet
  • Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk zerstört
  • Die neue Hauptkirche St. Nikolai steht im Stadtteil Harvestehude
  • Die Kirchenruine am Hopfenmarkt ist Museum und Gedenkstätte

Mahnmal St. Nikolai – mehrfach zerstört und wiederaufgebaut

Die erste Kirche für den heiligen Sankt Nikolaus entstand in Hamburg im 12. Jahrhundert. Dort stand sie als mittelalterliche Pfarrkirche bis zum Jahre 1842. Bei dem Großen Hamburger Brand wurde sie gemeinsam mit der gesamten Altstadt zerstört. Es entstand ein Neubau, der im Jahre 1943 beim Feuersturm der Alliierten in Teilen zerstört wurde.

Nach dem Ende des Krieges stand die Frage des Wiederaufbaus im Raum. Der Hamburger Senat entschied sich dagegen, obwohl Turm und Außenwände gut erhalten waren. Nach Ansicht von Experten wäre eine Restaurierung möglich gewesen. Heute sind nur der Turm und die Außenwände des Altars erhalten.

Unsere Eindrücke vom Besuch der Kirche

Die Zerstörung historischer Bauwerke im Zweiten Weltkrieg erzeugt in mir grundsätzlich negative Gefühle. Ob Berlin, Potsdam, Hamburg, Frankfurt am Main, Magdeburg: Es ist unwiederbringliches Architekturgut, das zwar wiederaufgebaut werden kann, aber dennoch nie das Original erreicht.

Die Nikolaikirche in Hamburg kannst du durch den türlosen Eingang im Turm oder, auf der Rückseite, durch das offene Kirchenschiff betreten. Die Besichtigung ist kostenlos: Wenn du mit dem Fahrstuhl auf den Turm fahren oder die Ausstellungen besuchen möchtest, musst du Eintritt zahlen.

Der Haupteingang der Kirche. Ihn erreichst du vom Hopfenmarkt aus. In der Mitte siehst du den Fahrstuhl, der dich zum Aussichtspunkt auf dem Turm bringt.

Die Ausstellungsräume befinden sich um gut erhaltene, ehemaligen Keller der Kirche. Du erfährst alles über die Geschichte von den Anfängen der Kirche bis zum Krieg und über den als Feuersturm bezeichneten Bombenangriff der Alliierten im August 1943. Vom Turm hast du einen herrlichen Blick über Hamburg. Er ist 147 Meter hoch. Der Fahrstuhl endet in 76 Metern Höhe. Wenn die geschichtlich interessiert bist, ist die Ausstellung für dich in jedem Fall empfehlenswert.

Du siehst Ansichten von der Kirche, wie sie vor der Zerstörung ausgesehen hat. Das linke Foto zeigt das Mittelschiff mit den Türmen. Rechts siehst du den Haupteingang der Kirche. Auf dem davor liegenden Hopfenmarkt findet gerade ein Markttag statt. Beide Bilder sind in der Kirche in überdimensionaler Größe ausgestellt. Ich habe sie abfotografiert. Da die Bilder älter als 70 Jahre sind, handelt es sich um gemeinfreie Fotos.

Ein Kirchenschiff unter freiem Himmel

Das ehemalige Kirchenschiff befindet sich unter freiem Himmel. Nachdem wir durch den Haupteingang und den Turm gelaufen sind, fiel der Blick auf den Altar. Die Kirche war groß und ich habe mir vorgestellt, wie Paare an dieser Stelle durch den Turm zum Alter geschritten sind, um den Bund fürs Leben zu schließen.

Hier befand sich das Kirchenschiff, am Ende ist die Außenwand des Altars erhalten

Wir haben einige Zeit in dem ehemaligen Kirchenschiff verbracht und es hat tiefe Eindrücke bei uns hinterlassen. Dass die Kirche heute ein Mahnmal für den Frieden ist, hat für uns eine eher symbolische Bedeutung. Für uns war sie ein Ort des Glaubens, den der Krieg zerstört hat. Ich versuche mir vorzustellen, wie wunderschön dieses Kirchenschiff einst gewesen war: Mit den Säulen, den Verzierungen, den Bänken, den Fenstern.

Die Fensterausschnitte sind erhalten, die einst wunderschön dekorierten Fenster fehlen

Der Teil eines Seitenschiffs ist ebenfalls stehengeblieben. Er deutet die einstige Pracht der Kirche an. Wir haben erfahren, dass ein Wiederaufbau möglich gewesen wäre. Warum der Senat seinerzeit darauf verzichtete, können wir nicht nachvollziehen. Aber vielleicht hat der Ort gerade deshalb einen so großen Eindruck auf uns hinterlassen.

Dieser Teil eines Seitenschiffs ist erhalten geblieben

Das Glockenspiel der St. Nikolai Kirche

Seit dem 17. Jahrhunderts läutet in der St. Nikolai Kirche in Hamburg ein Glockenspiel. Das erste Carillon hatte 25 Glocken, es wurde beim Großen Brand zerstört. Beim Wiederaufbau nach 1842 gab es ein neues Glockenspiel. Das Material wurde während der Weltkriege eingeschmolzen, das Carillon verschwand bereits vor der Zerstörung der Kirche.

Heute siehst du an der offenen Fassade des Turms ein Glockenspiel, das aus dem Jahre 1993 stammt. Es hat 51 Glocken, die täglich um 12 Uhr mittags ertönen. Donnerstags werden die Glocken von Hand gespielt. Wenn du die Kirche gegen Mittag besuchst, solltest du dir Zeit nehmen, um dem Glockenspiel zu lauschen. Die Atmosphäre ist wirklich schön. Seitlich der Kirche stehen Bänke, so kannst du die Musik entspannt genießen.

Fünf Kirchtürme prägen das Stadtbild

Der Turm der Kirche St. Nikolai galt mit seinen 147 Metern bis zum Jahre 1877 als höchster der Welt. Heute prägt die Kirche immer noch den Blick, wenn du von den Landungsbrücken oder von einer Hafenrundfahrt auf die Stadt schaust. Hamburgs Kirchtürme sind ein Teil des charakteristischen Stadtbildes, zu dem die Kirche St. Nikolai immer noch zählt. Hoch überragt er die Türme des Wahrzeichens Michel (82 Meter), der Sankt Jacobi Kirche (125 Meter), der Petrikirche (123 Meter) und der Katharinenkirche (115 Meter). Beim Blick über die Stadt ist er weithin sichtbar.

Der Turm der Nikolaikirche überragt die anderen Kirchen bis heute

Die neue Hauptkirche St. Nikolai

Es gibt eine neue Hauptkirche für die Pfarrgemeinde St. Nikolai, die sich in Hamburg-Havestehude befindet. Grund für die Wahl des Standortes war die Bildung einer neuen Gemeinde aus den umliegenden Stadtteilen. Am Standort der zerstörten Kirche gab es die Kirchen St. Michaelis und St. Katharinen. Diese übernahmen die Arbeit der St.-Nikolai-Gemeinde.

Der Kirche wurde im Jahre 1962 eingeweiht. Heute steht sie unter Denkmalschutz: Sie hat als moderner Sakralbau der Nachkriegszeit eine große Bedeutung erlangt.

Neue Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg
Die neue Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg-Havestehude. Foto: Wmeinhard. Wikipedia Commons.

Wir haben die neue Nikolaikirche nicht besucht, sie befindet sich etwas außerhalb des Zentrums. Wenn du an modernen Sakralbauten interessiert bist und die Geschichte der Kirche St. Nikolai in Hamburg tiefer verfolgen möchtest, bitte sich eine Besichtigung an.

Zerstörte Bauwerke erzählen von der Vergangenheit

Uns hat der Turm an die Berliner Gedächtniskirche erinnert. Die Botschaft, die das zerstörte Mahnmal vermittelt, ist mit der Berliner Ruine identisch. Beide Kirchtürme wurden erhalten, um an den Schrecken des Krieges zu erinnern. Die Ruinen erzählen von der Vergangenheit: In den Kirchen haben Menschen ihren Glauben gelebt, geheiratet oder sich von ihren Liebsten verabschiedet. Sie haben musiziert oder sind miteinander in den Dialog getreten. Die einst so stolzen Baudenkmäler sind Teil unserer Geschichte. Sie sind Mahnmal und Stätte des Gedenkens zugleich.

Turm der ehemaligen Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg
Turm des Mahnmals St. Nikolai, vom Hopfenmarkt aus gesehen

Fünf Tipps für deinen Besuch des Mahnmals St. Nikolai

  • Die Kirche liegt unweit des Rathauses und der Alster, du kannst sie zu Fuß erreichen
  • In der Nähe gibt es öffentliche Parkplätze, die kostenpflichtig sind
  • Nimm dir Zeit für den Besuch der Ausstellung, die sich im Keller der Kirche befindet
  • Mit dem Fahrstuhl erreichst du den Aussichtsturm und genießt einen herrlichen Blick über Hamburg
  • Warte bei deinem Besuch auf die Töne des Glockenspiels. Es lohnt sich!

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