Baumblütenfest 2024 in Werder (Havel): Bruch mit der Tradition

Baumblütenfest 2024 in Werder (Havel): Bruch mit der Tradition

Das Baumblütenfest 2024 beginnt offiziell am 27. April. Nur gibt es an diesem Tag weder einen Umzug noch ein Volksfest im Zentrum der Stadt. Die Gäste, wenn sie denn kommen, werden auf die Höfe und Gärten verwiesen. Einen Tag zuvor feiert sich die Stadt mit dem Baumblütenball selbst. Er ist als einer der wenigen Programmpunkte geblieben. Das Volk wird auf den 3. Mai vertröstet. Erfahre im Artikel, was dich zum 145. Baumblütenfest erwartet. Und was nicht.

Proteste gegen die Abschaffung des Baumblütenfestes an der Föhse. (2019)

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Baumblütenfest findet vom 27. April bis zum 5. Mai 2024 auf den Höfen und in den Gärten statt
  • Vom 1. Mai bis zum 5. Mai 2024 ist auf dem Hartplatz ein Rummel aufgebaut
  • Das Volksfest auf der Insel und in der Innenstadt ist auf den 3. bis 5. Mai 2024 begrenzt
  • Finanzierungsprobleme und fehlende Kompetenz sind offizielle Gründe für die Schrumpfung des Fests
  • Unter den Einheimischen gibt es in der Stadt viel Kritik

Wenn eine Tradition zu Ende geht

Das Baumblütenfest in Werder (Havel) bekommt zum zweiten Mal ein neues Gesicht. Nachdem die Planung aus dem Jahre 2023 zu einem siebenstelligen Defizit in der Stadtkasse geführt hatte, musste ein verändertes Konzept her. Wer gehofft hatte, dass die Stadt nach den schlechten Erfahrungen im vergangenen Jahr nun wieder mit einem professionellen Veranstaltungsmanagement zusammenarbeiten würde, hat sich leider getäuscht.

Bis zu 500.000 Besucher kamen in der Festwoche nach Werder (2011)

Der glücklose Chef der im Jahre 2021 neu gegründeten Veranstaltungsgesellschaft Werder (Havel) mbH nahm seinen Hut. Nun führt der Erste Beigeordnete die Geschäfte. Die Kassen sind klamm. Ein großes Fest, das sich selbst trägt, ist nicht gewünscht. Einige Anwohner sind nicht bereit, die mit einem Volksfest verbundenen Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Dass es sich bei den Kritikern überwiegend um Zugezogene handelt, die sich mit der Tradition Werders nicht identifizieren können oder möchten, wird in den sozialen Netzwerken und unter Einheimischen heiß diskutiert und scharf kritisiert. Offiziell verliert die Stadt dazu kein Wort. Und die lokale Presse auch nicht.

Bungee Jumping und die Reifenboote gehörten an der Föhse viele Jahre zum Fest (2011)

Fehlende Unterstützung durch die Bürgermeisterin

Kritische Stimmen verhallen: Die Stadt, geführt durch eine Bürgermeisterin, die nicht aus Werder stammt, geht seit 2019 einen eigenen Weg.

In den frühen 1990er-Jahren brachte der Altbürgermeister, ein Einheimischer, die neue Tradition eines großen Volksfests auf den Weg. In seiner Nachfolge wird sie nach 145 Jahren das zweite Mal in Folge gebrochen.

Dass der Sohn des Altbürgermeisters das Amt des Ersten Beigeordneten bekleidet, änderte nichts an der Schrumpfung des Fests. Er war es, der im August 2019 das Ende der Baumblüte verkündete: Ein halbes Jahr vor dem Ausbruch der Coronapandemie, die später als Grund für die Neuausrichtung vorgeschoben wurde. Mit den Diskussionen um das Fest und der Aufarbeitung der Planung aus dem Jahre 2023 setze ich mich in diesem Artikel auseinander.

Die neue Baumblüte im Jahre 2024

Die Stadt schlug das dreitägige Fest vor. Zunächst dachten viele, es sei ein Scherz. Aber die Stadtverordneten nickten es ab, der einheimische Befürworter blieb außen vor.

Die neue Baumblüte wird im Jahr 2024 auf drei Tage verkürzt. Offiziell beginnt das Fest am 26. April mit dem traditionellen Baumblütenball auf der Bismarckhöhe. Der Eintritt ist teuer. Das Menü war bei unserem letzten Besuch im Jahre 2013 sehr mager. Unsere Tischnachbarn erzählten, dass sie üppig zu Abend gegessen hatten, bevor sie zum Fest kamen. Wir nicht: Zehn Jahre zuvor wurden wir noch mit einem reichhaltigen Buffet verwöhnt.

Baumblütenball auf der Bismarckhöhe (2013)

Vorstellung der Baumblütenkönigin einen Tag vor dem Ende des Festes

Auf dem Baumblütenball wird die Baumblütenkönigin gekrönt. Sie vertritt unsere Stadt für ein Jahr. Die offizielle Vorstellung erfolgte zwischen 1991 und 2019 einen Tag später auf dem großen Festumzug. Es war ein besonderer Moment, wenn die Baumblütenkönigin mit dem Bürgermeister auf dem offenen Cabrio saß und in die Menge winkte.

Baumblütenkönigin Victoria Tremel mit Bürgermeister Werner Große beim Festumzug im Jahre 2011

In diesem Jahr gibt es zum offiziellen Eröffnungstag am 27. April keinen Festumzug. Er würde ins Leere laufen, denn das Volksfest startet erst eine Woche nach dem Baumblütenball. Am 3. Mai 2024. Wenn du keine Zeitung gelesen hast und nicht beim Baumblütenball warst, weißt du nicht, wie die Blütenkönigin heißt oder wie sie aussieht. Aber du erkennst sie an ihrem Kleid und der Schärpe.

Traditionell war sie während der Festwoche in ihrem geschmückten Cabrio in der Innenstadt unterwegs und besuchte die zahlreichen Bühnen. Vermutlich kannst du sie in diesem Jahr auf den Höfen um ein Foto bitten.

Der Festumzug findet am Ende des Fests statt

Start der traditionellen Baumblüte war der Festumzug am ersten Sonnabend um 13 Uhr. Bis zu 100 Teilnehmer präsentierten sich in einem langen Konvoi, der durch die Straße Unter den Linden führte und auf der Inselstadt endete. Angeführt wurde der Festumzug von Klaus-Dieter Bartsch. Er trug traditionelle Kleidung vergangener Epochen und moderierte den Umzug auf der Hauptbühne Am Markt auf der Inselstadt mit sehr viel Leidenschaft.

Klaus-Dieter Bartsch führt den Festumzug des Baumblütenfests an (2012)

Auf der Inselstadt löste sich der Zug auf. Es war mitunter ein bisschen eng, auf der Inselbrücke, wenn sich die geschmückten Wagen ihren Weg zurück bahnten. Aber es funktionierte knapp drei Jahrzehnte ohne nennenswerte Vorkommnisse.

Im Jahre 2024 wird nicht nur der Zeitpunkt des Festumzugs geändert: Das Spektakel nimmt einen kürzeren Lauf. Es endet in der Potsdamer Straße. Die Fahrt über die Inselbrücke und die Vorstellung der Teilnehmer auf der Bühne am Markt gab es schon im vorigen Jahr nicht mehr. Da bog der Festzug auf den Hartplatz ein. Die Moderation erfolgte vor der Schule unter einem Pavillon.

Den Einheimischen und langjährigen Fans der Baumblüte bleibt die Erinnerung an die gelungenen Moderationen von Klaus-Dieter Bartsch auf der repräsentativen Bühne am Markt und an die Eröffnung des Fests durch den Altbürgermeister, der das schöne Wetter gern mit dem Satz: Der liebe Gott ist ein Werderaner kommentierte.

Bürgermeister Werner Große eröffnet die Baumblüte mit Blütenkönigin Tanja Stage (2004)

Beginn des Festumzugs 2024: 4. Mai um 11 Uhr. Schwerpunkt ist die Straße Unter den Linden bis zur Kreuzung Potsdamer Straße

Festwoche ohne Fest

Offiziell ist die Festwoche vom 27. April bis zum 5. Mai ausgeschrieben. Es bleibt abzuwarten, wie viele Gäste am ersten Blütentag in die Stadt stürmen. Die Verwunderung wird noch größer sein, als im Jahr zuvor: Da fanden die Gäste an der Regattastrecke zwei Imbissbuden vor. Auf der Inselstadt gab es gehobene Kulinarik in Form von exotischem Fleisch zu hohen Preisen. In diesem Jahr findet der Besucher gar nichts. Höfe und Gärten gibt es in der Innenstadt nicht. Die am nächsten gelegenen Gärten auf dem Hohen Weg erfordern einen Fußmarsch von durchschnittlich einem Kilometer.

Eine Bühne bei Fischer Mai

Bei Fischer Mai an der Inselbrücke wird es eine Bühne mit Unterhaltungsprogramm geben. Diese befindet sich auf privatem Grund und wird von den Freunden des Frohsinns organisiert. Die Stimmung war toll, im vergangenen Jahr. Es gab Bratwurst, Pommes und kleine Snacks. Und natürlich selbst gemachten Obstwein. Doch wenn viele Besucher kommen, ist das Gelände zu klein. Die Stadt organisiert an diesem ersten Festwochenende nichts und verweist in den Pressemitteilungen auf die Höfe und Gärten. Ob es einen Ansturm oder gähnende Leere geben wird, bleibt abzuwarten.

Die Freunde des Frohsinns gestalten ein Festprogramm auf der Bühne von Fischer Mai an der Föhse (2024)

Die Werderaner Obstbauern öffnen ihre Höfe nicht nur auf dem Hohen Weg, sondern auch in den Ortsteilen. Vom Bahnhof fahren in regelmäßigen Abständen Blütenbusse. Ganz bescheiden sprechen einige Obstbauern von Blütentagen. Nicht mehr vom Blütenfest. Das ist schade. Ein lauter Aufschrei hätte das traditionelle Fest vielleicht gerettet. Doch den gab es nur einmal, im September 2019. Rettet die Baumblüte, hieß es damals.

Rummel auf dem Hartplatz

Der Rummel gehörte in den Jahrzehnten des großen Volksfestes dazu. Im vorigen Jahr fehlte er, das sorgte für Kritik. In diesem Jahr wird es ihn wieder auf dem Hartplatz geben: Vom 1. bis 5. Mai drehen sich die Karussels in Werder.

Das Riesenrad war viele Jahre fester Bestandteil des Blütenfestes. In diesem Jahr gibt es die Attraktion wieder (2015)

Um das beliebte Riesenrad gab es Ärger mit den Organisatoren der Stadt: Der Betreiber aus dem letzten Jahr erhielt im Herbst von der Veranstaltungsgesellschaft die Zusage, sein Fahrgeschäft in diesem Jahr wieder aufstellen zu dürfen. Nachdem der Geschäftsführer gegangen war, wollte die Stadt von dieser Zusage nichts mehr wissen. Gleiches widerfuhr einem Betreiber mehrerer Getränkewagen. Statt der genehmigten 15 darf er nur vier aufstellen. Als Ersatz für die professionellen Anbieter verkaufen nun Vereine die Getränke.

Drei Tage Volksbelustigung

Am 3. Mai beginnt das eigentliche Volksfest in der Innenstadt. Es soll vier Bühnen geben: Auf dem Markt, auf dem Hartplatz, auf dem Plantagenplatz und auf der Bismarckhöhe. Die traditionell schönste Bühne an der Regattastrecke mit Blick über die Föhse gibt es nicht mehr. Die Veranstalter reden das Konzept schön: Es wäre ein Spannungsbogen da, wird ein Herr Steffens zitiert. Die Frage ist nur, wo er beginnt. Beim Baumblütenball, der nur einer kleinen Gesellschaft vorbehalten ist? Oder auf den abgelegenen Höfen, die von der Stadt zum neuen Mittelpunkt des Festes erkoren wurden?

Das Volksfest findet vom 3. bis 5. Mai in der Innenstadt von Werder (Havel) statt. Der traditionelle Baumblütenumzug wurde an das Ende der Festwoche verlegt. Er startet am 4. Mai um 11 Uhr.

Das Fest auf den Höfen

Es gab das Fest auf den Höfen schon immer, ist in einem Artikel der lokalen Zeitung zu lesen. Das ist natürlich richtig. Eine Stadtführerin spricht von offenen Gärten in der Stadt. Unter anderem in der Potsdamer Straße. Heute gibt es dort ein paar private Obstweinstände. Und auch damals war zumindest der Garten meiner Familie zu keinem Zeitpunkt für irgendwen geöffnet. Mein Urgroßvater verkaufte seinen Obstwein in der Stadt oder auf den Höhengaststätten.

Das Fest konzentrierte sich vor 100 Jahren auf der Friedrichshöhe, der Bismarckhöhe und auf dem Rauenstein. In den letzten 30 Jahren fand es in der Innenstadt statt. Das könnte man vonseiten der Stadt wenigstens ehrlich kommunizieren.

Stattdessen schreiben die Verantwortlichen die Geschichte ein bisschen um und legen den Fokus auf die Höfe, um die Kritiker des Festes auf diese Weise zu besänftigen. Wir kehren zu den Wurzeln zurück, heißt es. Schöner Slogan! Aber wie die Besucher vor 145 Jahren ohne Blütenbus auf die Plantagen außerhalb Werders gelangt sein sollen, hat die Stadtsprecherin nicht verraten.

Die Obstplantagen befinden sich außerhalb der Kernstadt von Werder (Havel)

Vom 27. April bis 5. Mai 2024 gelangst du mit dem Blütenbus auf die Obstplantagen. Eine Fahrkarte kostet für Erwachsene 10 EUR. Fahrscheine des VBB oder das Deutschlandticket haben keine Gültigkeit. Kinder zwischen sechs und 14 Jahren zahlen 5 EUR.

Es handelt sich um ein Hop on-Hop off Angebot, die Fahrkarte ist den ganzen Tag gültig. Auf eine lange Feier darfst du dich aber nicht einstellen: Der letzte Bus verlässt die Obstplantagen gegen 18 Uhr.

Der Werdertag

Der Werdertag war ein besonderes Highlight, das unter der Woche stattfand. Vereine, Schulen und Gewerbetreibende präsentierten sich auf der Bühne am Markt. Beginn war gegen 13 Uhr. Ab 19 Uhr spielte eine Coverband: Es war der Tag, der den Bewohnern Werders gehörte. Man traf sich wieder, erzählte miteinander, tanzte bis zum letzten Song.

Werders Cheerleader präsentieren sich beim Werdertag (2016)

Auch dieses Highlight gibt es so nicht mehr. Der Werdertag wurde auf Sonntag, den 5. Mai verlegt. Er beginnt um 11.30 Uhr und endet um 14 Uhr. Schade!

Das Abschlussfeuerwerk

Da das Baumblütenfest am 5. Mai schon um 20 Uhr endet, findet das Abschlussfeuerwerk einen Tag vorher statt: Am 4. Mai um 22 Uhr an der Regattastrecke. Parallel dazu heizen Partybands auf den vier Bühnen ein. Der Gast muss sich entscheiden, ob er seine Tanzeinlagen für das Abschlussfeuerwerk unterbrechen und danach weitertanzen möchte. Oder ob er aufs Feuerwerk verzichtet.

Bis 2019 war das Höhenfeuerwerk am zweiten Sonntag der wahre Abschluss des Festes. Es wurde um 22 Uhr gezündet. Vorher spielten die Bands auf den Bühnen den letzten Song und knipsten mit dem Beginn des Feuerwerks ihre Lichter aus.

Die Band ExtraLeicht – unsere Lokalmatadoren

ExtraLeicht ist eine Coverband aus Werder (Havel) und Umgebung. Unvergessen sind die Abende in den 1990er-Jahren auf dem Marktplatz, an denen wir bis morgens um ein Uhr in den Mai tanzten. Nachdem die Inselstadt neu besiedelt wurde, war spätestens um 22 Uhr Schluss. Aber wenigstens konnten wir die Band zwei oder dreimal in der Festwoche auf verschiedenen Bühnen erleben.

Die Werderaner Coverband „ExtraLeicht“ bei einem Auftritt im Jahre 2015

Auch in diesem Jahr ist ExtraLeicht wieder dabei: Am Sonntag, dem 5. Mai von 18 bis 20 Uhr spielen sie auf dem Markt. Ich wiederhole mich: Schade!


Highlights des Baumblütenfests 2024 im Überblick

  • 27.04.2024 – 05.05.2024: Fest auf den Höfen und in den Gärten
  • 01.05.2024 – 05.05.2024: Rummel auf dem Hartplatz
  • 03.05.2024 – 05.05.2024: Volksfest auf der Bismarckhöhe und in der Innenstadt
  • 26.04.2024: Baumblütenball auf der Bismarckhöhe
  • 28.04.2024: Baumblütenlauf im Stadtpark
  • 03.05.2024: 17 Uhr Eröffnung des Festes durch die Bürgermeisterin
  • 04.05.2024: 11 Uhr Baumblütenumzug
  • 04.05.2024: 22 Uhr Abschlussfeuerwerk

Die Highlights der einstigen Tradition sollten wohl irgendwie präsentiert und in die drei verbliebenen Festtage gequetscht werden. Die Eröffnung des Festes durch die Bürgermeisterin findet eine Woche nach dem Beginn der Baumblüte statt. Der Festumzug als einstiger Auftakt kann elf Stunden vor dem Abschlussfeuerwerk bewundert werden. Der Werdertag als traditioneller Höhepunkt wurde von sechs auf zweieinhalb Stunden eingekürzt. Die große Bühne auf der Regattastrecke, auf der wirklich gute Konzerte stattfanden, fehlt ebenso. Es bleibt das Gefühl, dass es im Jahre 2024 ein lieblos organisiertes und schön geredetes Baumblütenfest in Werder (Havel) geben wird.

Geblieben ist natürlich auch der Obstwein. Und mit ihm die Hoffnung, dass die Gäste allesamt nüchtern nach Hause gehen. Dann ist das Baumblütenfest 2024 für die Stadt ein voller Erfolg. Ob es den Besuchern gefällt, spielt keine Rolle mehr.

Baumblüte als kollegiales Besäufnis

Zwei offizielle Gründe für die Veränderung des Konzepts wurden im Jahre 2019 in den Medien kommuniziert: Die Trennung vom Veranstalter Wohlhat Entertainment GmbH und die Tatsache, dass es viele Betrunkene und damit verbundene Straftaten gab. Ja, die gab es wirklich. Doch das Konzept aus dem Jahre 2023 hat daran wenig geändert: Es gab überall Alkohol, aber nur wenige Imbissstände. Betrunkene Jugendliche wankten trotz Konzeptverlagerung durch die Straßen. Gibt es eigentlich irgendwo Volksfeste ohne Betrunkene? Schreib es gern in den Kommentar.

Der Obstwein ist ein süßes Getränk, das schnell zu beachtlichen Promillewerten im Blut führt. Gerade bei hohen Temperaturen und ungezügeltem Konsum aus der Flasche. Beim Münchener Oktoberfest wird das Bier bekanntermaßen literweise verkauft. Es wird Betrunkene und Straftaten geben. Nur legte niemand so den Fokus darauf, wie es in Werder geschehen ist.

Einheimische kennen einen dritten Grund für die Veränderung des Konzepts: Es sind die Zugezogenen, die bereits in den Nuller Jahren die Stadt verklagten. Ohne Erfolg, denn ein neuntägiges traditionelles Fest ist für den Bürger zumutbar. Sagten die Richter. Zumal die Insel auch bei bester Auslastung am Wochenende um 21.30 Uhr geräumt wurde. Feierabend, der brave Inselbürger möchte schlafen gehen.

Nachdem die Gerichte eine Abfuhr erteilten, fanden die Befürworter für die Abschaffung des Festes in der Stadt und ihrer Bürgermeisterin einen Verbündeten. Corona sorgte für die Unterbrechung der Tradition. Der Neustart scheiterte. Nun wird das Fest geschrumpft.

Meine deutliche Kritik sei mir verziehen: Ich stamme aus einer Familie von Fischern und Obstzüchtern, meine Familie ist seit Generationen in der Stadt verwurzelt und ich weiß, was das Fest für die Gewerbetreibenden bedeutet. Nicht nur für die Obstbauern: Auch für Kulturschaffende, für Gastronomen, Hotelbesitzer und private Vermieter von Ferienwohnungen.

Umso mehr wundert mich, dass die Entscheidungen der Stadt einfach hingenommen werden. Dass Alteingesessene, die in der Stadtverordnetenversammlung sitzen, nicht intervenieren. Und dass sich die Obstbauern mit ein paar „Blütentagen“ begnügen. Ich bin sehr gespannt, auf die Nachlese des Festes. Und wünsche allen trotz des Traditionsbruchs und meines Unmuts eine schöne Baumblüte.

Die gut besuchte Festmeile auf der Regattastrecke ist Geschichte (Bild aus dem Jahre 2011)

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