Schloss Paretz bei Potsdam – Landsitz von Königin Luise
Schloss Paretz bei Potsdam war der Landsitz von Königin Luise und ihrem Gemahl, König Friedrich-Wilhelm III. Der Architekt David Gilly gestaltete es ab 1797 im klassizistischen Stil. Du kannst das Schloss ganzjährig besichtigen. Die ursprüngliche Gestaltung mit drei Gärten, einer Dorfkirche und funktionellen Nebengebäuden ist erhalten und lädt zu einem Spaziergang ein. Luise starb früh, sie durfte das Landleben an der Havel nicht oft genießen. Geblieben sind ein Schloss, umgeben von einem ehemaligen Reformdorf, dessen Schönheit nach der Wende zurückgekehrt ist.

Das Wichtigste in Kürze:
- Schloss Paretz war der Landsitz von Königin Luise (1776 – 1810)
- Schloss und Parks sind ganzjährig geöffnet, mit Einschränkungen in den Wintermonaten
- In der Remise kannst du eine Ausstellung mit historischen Kutschen und Schlitten besuchen
- Das Schloss wurde nach der Wende umfassend restauriert
- Die Besonderheit sind historische Papiertapeten, die erhalten sind oder nachgebildet wurden
- Zu besichtigen sind das Erdgeschoss mit der Königswohnung und den Gästezimmern
- Einrichtungsgegenstände sind nur noch vereinzelt erhalten
- Sehenswert sind die Dorfkirche und die restaurierten Gebäude des Reformdorfs
- Drei Parks laden im Anschluss an die Besichtigung zu einem Spaziergang ein
Schloss Paretz – preußischer Landsitz eines Königspaares
Schloss Paretz ist im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Somit reiht es sich ein in Namen wie Sanssouci, Neues Palais, Schloss Charlottenburg oder Schloss Rheinsberg. Sie unterscheiden sich mit ihrer Größe und ihrem einstigen Glanz deutlich von dem Paretzer Schloss, das ein ehemaliges Gutshaus gewesen war. Dies ist gewollt: Die preußische Königin Luise entzog sich gern der höfischen Etikette. Sie liebte die Natur und das Landleben. In Paretz fand sie ihren Sehnsuchtsort.
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Ein Leben fern der höfischen Etikette
Luise von Mecklenburg-Strelitz kam am 10. März 1776 in Hannover zur Welt. Nach dem Tod ihrer Mutter wuchs sie mit ihren Schwestern bei der Großmutter in Darmstadt auf. Mit 17 Jahren lernte sie den preußischen Kronprinzen Friedrich-Wilhelm in Frankfurt am Main kennen. Es war ein arrangiertes Kennenlernen, dem nur neun Monate später eine Liebesheirat folgte.
Nach dem Tod von König Friedrich-Wilhelm II. im Jahre 1797 wurde Luise an der Seite ihres Gatten Königin von Preußen. Sie war anmutig, wunderschön und volksnah. Die Herzen der Untertanen flogen der unbekümmerten jungen Königin zu. Gemeinsam mit ihrem Mann sehnte sie sich nach der Natur und nach einem Leben, das nicht so streng in die höfische Etikette gepresst war. So lebten beide nach ihrer Krönung nicht im Berliner Schloss, sondern blieben im „Königlichen Palais“, dem heutigen Kronprinzenpalais, wohnen.
Luise sehnte sich nach dem Landleben
Luise bekam von ihrem Schwiegervater Friedrich-Wilhelm II. Schloss Oranienburg geschenkt. Doch das Schloss war ihr zu groß. Sie sehnte sich nach dem einfachen Landleben. Ihr Ehegatte wählte das Schloss auf der Pfaueninsel in Berlin als Sommersitz, doch Luise fühlte sich auch dort nicht wohl. Daraufhin schaute sich ihr Gemahl nach einem Landhaus um und kaufte im Jahre 1797 das Rittergut Paretz, das zu den Besitztümern von Major Horst von Blumenthal gehörte. Das Gut kostete 85.000 Taler, die Friedrich-Wilhelm aus eigener Tasche bezahlte. Den Umbau finanzierte sein Vater.
Der künftige König beauftragte den Architekten David Gilly mit dem Umbau des Hauses und mit der Gestaltung eines Dorfes im einheitlichen klassizistischen Stil. Es entstand ein Reformdorf mit produktiver Landwirtschaft, dessen Struktur du bis heute erkennst. Im Schloss Paretz verlebte das Paar zwischen 1797 und 1805 vornehmlich im September unbeschwerte Wochen fernab der höfischen Etikette.

Unbeschwertes Leben auf dem Dorf
Das Landleben war vor allem für Luise eine Befreiung von jeglichem höfischen Zwang. Ihre Kinder konnten ohne Aufsicht im Garten spielen. Beim Spaziergang im Kirchgarten oder bei den Gottesdiensten in der kleinen Dorfkirche war das Königspaar den Dorfbewohnern ganz nah. Sie wollten nicht als Majestäten angesprochen werden: Friedrich-Wilhelm III. sah sich als Dorfschulze, seine Gattin als „Gnädige Frau“.
Durch Luises frühen Tod im Jahre 1810 konnte die königliche Familie nur wenig Zeit auf Schloss Paretz verbringen. Der erste Besuch ist auf den Herbst des Jahres 1797 datiert. Fortan kam die Familie im September für etwa drei Wochen in ihr Landhaus. Überlieferungen zufolge begleiteten bis zu vierzig Kutschen und ausschließlich sehr enge Vertraute das Königspaar und deren Kinder nach Paretz. Luise legte Wert darauf, sich mehrmals am Tag umzukleiden. Ansonsten verzichteten die Majestäten nahezu vollständig auf die höfische Etikette.
Die lebenslustige Luise fand auf Schloss Paretz die Unbeschwertheit und die Nähe zur Natur, die sie sich so sehr wünschte. Und sie konnte sich erholen: Zwischen 1774 und 1809 brachte sie zehn Kinder zur Welt, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Zwei ihrer Söhne folgten ihrem Vater auf den preußischen Thron: Friedrich-Wilhelm IV., der 1861 kinderlos starb, und sein jüngerer Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm I., der bis 1888 über das Deutsche Reich herrschte.
Im Gedenken an Luise
1805 verbrachte die Familie die letzten unbeschwerten Sommerwochen auf ihrem Landgut. Dann musste das Königspaar vor den Truppen Napoleons nach Ostpreußen fliehen. Luise, die im Jahre 1809 ihr zehntes Kind gebar, erkrankte während der Flucht über Kurische Nährung aufgrund der eisigen Kälte schwer. Sie erholte sich nie und starb am 19. Juli 1810 im Schloss ihres Vaters in Hohenzieritz an den Folgen einer Lungenentzündung.
Am 28. Mai 1810 kehrte Luise mit ihrem Gatten noch einmal für einen einzigen Tag nach Paretz zurück. Sie besuchte den Aussichtspunkt im Rohrhausgarten: Es war der höchste Punkt von Paretz. Er bot einen herrlichen Blick zur nahegelegenen Havel.
Ein Jahr nach Luises Tod ließ Friedrich-Wilhelm III. ein Tor errichten, das dauerhaft verschlossen war. Das neugotische Luisentor erinnerte an seine geliebte Frau. Es war dauerhaft geschlossen und symbolisierte, dass Luise nie wiederkehren wird. Es stand in der Nähe des Punktes, an dem Luise in Paretz ein letztes Mal in ihre Kutsche stieg. Leider wurde das Tor im Jahre 1920 zerstört.
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Friedrich-Wilhelm nutzte das Schloss Paretz nach dem Tod seiner Frau nicht mehr als Sommersitz. Er ließ ihre Räume unverändert und besuchte das Schloss zwischen 1815 und 1839 gelegentlich, um dort zu arbeiten.
Die Nutzung des Schlosses zwischen 1840 und 1999
Friedrich-Wilhelm III. starb im Jahre 1840. Seine Kinder verfügten als Erben, dass Schloss Paretz als Andenken an die Eltern unverändert erhalten bleiben sollte. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges konnte der Wunsch erfüllt werden.
Im Jahre 1945 erreichte die Rote Armee die Region und nahm das Schloss in Beschlag. Sie richtete in den Räumen ein Lazarett ein, später diente das Schloss der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen.
Die Inneneinrichtung ist zum größten Teil nicht mehr erhalten. Der Verbleib ist bis heute ungeklärt: Möbel und Geschirr wurden geplündert, unter anderem von Einheimischen. Aufrufe zur freiwilligen Rückgabe blieben erfolglos.
Zwischen 1945 und 1990 lag das Schloss Paretz erst in der sowjetischen Besatzungszone, später in der DDR. Die Hohenzollern wurden enteignet. Bis in die 1960er-Jahren nutzte die Bauernschule „Edwin Hoernle“ die Räume, danach waren die Büros der VBB Tierzucht im Schloss untergebracht. Im Zuge dieser entfremdeten Verwendung verlor es sein Erscheinungsbild. Wände wurden versetzt, die Außenfassade wich dem typisch grauen DDR-Putz. Die Bausubstanz verfiel zunehmend.
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Im heutigen Gotischen Haus, einer rustikalen Gaststätte, fanden in den 1980er-Jahren Tanzveranstaltungen statt. Sie waren über die Grenzen von Paretz hinaus beliebt, auch wir verbrachten dort in unserer Jugend lustige Abende. Direkt vor dem ehemaligen Schloss befand sich die Bushaltestelle. Wir stiegen aus und nahmen das Gebäude gar nicht wahr. Es war ein unscheinbarer grauer Kasten.
Dass es sich um ein Schloss der Hollenzollern handelte, wussten wir nicht. Es ist bekannt, dass die Regierung der DDR die Spuren der preußischen Herrschaft vernichten wollte. In Potsdam und Berlin erfolgte der Abriss der Schlösser auf Geheiß Walter Ulbrichts, der die Monarchie hasste. Glücklicherweise hatte er Paretz nie besucht.
Die preußische Geschichte blieb uns weitestgehend verborgen. Erst nach der Wende bekamen wir einen neutralen Zugang zu den historischen Ereignissen. So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns über die Geschichte dieses „Fabrikgebäudes“ keine Gedanken machten.
Nach der Wende stand ein Abriss des ehemaligen Schlosses zur Diskussion, doch die Bürger von Paretz wehrten sich dagegen. Das Land Brandenburg erwarb das Areal im Jahre 1996 und überließ es der Fachhochschule Potsdam.
Papiertapeten retten das Schloss Paretz
Dass du in Paretz heute wieder auf den Spuren von Königin Luise wandeln kannst, ist der einstigen Wandgestaltung des Schlosses und der Cornelsen Kulturstiftung zu verdanken: Ruth Cornelsen wurde auf das Schicksal des Schlosses aufmerksam und sagte Geldmittel für die Restaurierung zu. Zur Bedingung stellte sie die Wiederherstellung der originalen Wandgestaltung.
Friedrich-Wilhelm und Luise entschieden sich für eine sehr moderne Gestaltung ihres Landsitzes. Die Wände waren nicht mit Seide bespannt, sondern mit Papiertapeten beklebt. Diese kannst du heute teils im Original, teils in Restauration bewundern. Sie sind das wirklich eindrucksvolle Highlight deines Besuches im Schloss Paretz bei Potsdam.
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Die Papiertapeten wurden im Jahre 1947 von fachkundigen Mitarbeitern der Schlösser Potsdams entfernt und im Neuen Palais eingelagert. Dort verblieben sie bis zur Restauration des Paretzer Schlosses, die im Jahre 1999 begann. Dank der Fertigung von Fotografien konnten viele der Originale wieder an ihren alten Platz verbracht werden.
Landschaftstapeten – französischer Klassizismus des ausgehenden 18. Jahrhunderts
Ab dem Jahre 1785 kamen Tapeten aus Papier mit einer wunderschönen Landschaftsgestaltung in Mode. Die Idee der auch als „Pariser Tapeten“ bezeichneten Wandgestaltung kam aus Frankreich. Das Königspaar bezog die Tapeten aus frisch gegründeten Manufakturen in Berlin.
Die Tapeten wurden in Form von Feldern direkt auf die Wand oder auf Holzpaneele geklebt. So war eine Gestaltung von hohen Wänden bis an die Zimmerdecken möglich.
Die einzelnen Felder kannst du auf einigen im Original erhaltenen Tapeten im Schloss Paretz deutlich erkennen. Die Gestaltung erfolgte per Siebdruck oder durch Handmalerei. Dies gibt den Papiertapeten ihren hochwertigen Charakter.
Königin Luise bewies mit der Wandgestaltung einen sehr modernen Zeitgeist. Sie drückte ihre Liebe zur Natur mit den individuell nach Kundenwunsch gestalteten Landschaftstapeten aus: Die in Tapeten waren im ausgehenden Jahrhundert tatsächlich „La Dernier Cri“ (Der letzte Schrei), so wie vieles, was aus Frankreich kam. Bis heute sind sie eng mit der klassizistischen Architektur verbunden.
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Paretz hat wieder ein Schloss
Die Restauration von Schloss Paretz schloss nicht nur die Tapetenkonstruktion ein: Anhand der Fotografien war es möglich, die Räume in ihrer ursprünglichen Größe wiederherzustellen. Einbezogen wurde außerdem die klassizistische Gestaltung der Fassaden und die Aufarbeitung der beiden Treppen, die im Original erhalten geblieben waren.
Im Jahre 2001 wurde das Schlossmuseum eröffnet. Seit 2006 kannst du in der angrenzenden Remise Kutschen, einige Sänften und Schlitten besichtigen, die von den preußischen Herrschern genutzt wurden. Im Zuge der Restaurierung wurden historische Gebäude, die einst zum Musterdorf gehörten, im Original restauriert. Dazu zählen unter anderem die Nebengebäude, die Wachhäuser, die ehemalige Schmiede und die alte Dorfkirche.
Drei Gärten umgeben Schloss Paretz
Ursprünglich umrahmten drei Gärten das Schloss Paretz: Der Schlossgarten erstreckte sich hinter dem Schloss bis den Niederungen der Havel. Der Kirchgarten befand sich vor dem Eingangsbereich, die kleine Dorfkirche gab ihm seinen Namen. Der Rohrhausgarten grenzte an den Kirchgarten: Hier befand sich der höchste Punkt von Paretz, der einen herrlichen Blick zur Havel bot.
Die Gärten des Schlosses sind nur noch zum Teil erhalten und sehr natürlich gestaltet. Ein DDR-Gebäude, das direkt neben dem Schloss stand, wurde im Jahre 2022 abgerissen, um dem Schlossgarten sein ursprüngliches Aussehen wiederzugeben. Der Kirchgarten wird durch eine umlaufende Straße begrenzt.
Den Rohrhausgarten gibt es in seiner ursprünglichen Gestalt nicht mehr. In dem an den Kirchgarten angrenzenden Teil stehen seit den 1950er-Jahren DDR-Neubauten.
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Die Gestaltung der Gärten und den Bau des Musterdorfs Paretz durch den Architekten David Gilly beschreibe ich in einem separaten Artikel. Wenn du dir für den Besuch einen halben Tag Zeit nimmst, kannst du bei einem Spaziergang durch das Dorf noch viele, teils hübsch sanierte Bauten und Strukturen aus dem 18. Jahrhundert erkennen.
Dein Besuch im Schloss Paretz
Nimm dir für den Besuch im Schloss Paretz bei Potsdam ein wenig Zeit, um nicht nur das Gebäude, sondern auch das Dorf zu entdecken. Du kannst einen Spaziergang zum Havelkanal anschließen: Er ist nicht weit vom Dorf entfernt. Friedrich-Wilhelm und Luise hatten vom Schlossgarten einen Zugang und ließen sich gern mit einem Boot über den Fluss rudern. Vom Gartenzimmer kannst du auf die Havel blicken.
Beginne den Besuch mit einem Rundgang durch die Remise und durch das Erdgeschoss des Schlosses. Du bekommst die Eintrittskarten an der Besucherinformation und musst dich nicht anmelden. Zwischen November und März ist Schloss Paretz an den Wochenenden geöffnet. Du kannst es im Rahmen einer Führung besichtigen. Zwischen April und Oktober entscheidest du, ob du an einer Führung teilnehmen oder die Räume in Eigenregie erkunden möchtest.
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Rundgang durch die Königswohnung und die Gästezimmer
Bei deinem Rundgang durch Schloss Paretz kannst du das untere Geschoss besichtigen. Hier lebte das Königspaar in einer Wohnung mit Wohn- und Arbeitszimmern sowie einem gemeinsamen Schlafzimmer. Da es das originale Mobiliar nicht mehr gibt, siehst du Stücke aus dem 18. Jahrhundert, die sich an der Gestaltung der Räume orientieren. Nur wenige Stücke stammen aus dem Besitz der Königin. Dazu gehört das Tafelklavier, auf dem Luise selbst spielte.
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Bilder aus dem beginnenden 20. Jahrhundert zeigen das Wohnzimmer von Königin Luise als Schlafzimmer. Heute ist bekannt, dass der König das gemeinsame Ehebett nach dem Tod seiner Gemahlin in ihr privates Wohnzimmer verbringen ließ. Es ist leider verloren gegangen. Die fälschliche Beschreibung des Zimmers ist nicht zuletzt auf Theodor Fontane zurückzuführen: Er besuchte Schloss Paretz mehrfach und beschrieb die Räume in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg.
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Im Original erhalten sind auch Luises Bücher, die du in einem Schrank im Arbeitszimmer des Königs stehen siehst. Im Gartenzimmer ist ein gedeckter Tisch mit Geschirr zu sehen, das ebenfalls aus dem Besitz des Königspaares stammt. Ursprünglich handelte es sich um 240 Teile, die passend zur Wandgestaltung mit Vogelmotiven verziert sind.
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Führung oder individueller Rundgang
Die Führung durch die privaten Räume des Königspaares dauert etwa 50 Minuten. Das Obergeschoss mit den Wohnungen der Hausangestellten und den Kinderzimmern kannst du leider nicht anschauen.
Möchtest du das Schloss auf eigene Faust erkunden, gibt es sehr viele informative Tafeln. Wenn du alles lesen möchtest, solltest du bis zu zwei Stunden Zeit einplanen.
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Kutschenausstellung in der Schlossremise
Den ehemaligen Ehrenhof von Schloss Paretz schließen zwei Wirtschaftsgebäude ein, die in die Restaurierung einbezogen wurden. Im linken Gebäude ist die Besucherinformation untergebracht. Rechts befindet sich die Schlossremise mit einer Ausstellung, die Kutschen, Schlitten und Sänften der Hohenzollern zeigt. Du kannst die Ausstellung vor oder nach der Führung besichtigen, sie ist im Eintrittspreis enthalten.
Das Highlight der Ausstellung ist der Staatswagen von Friedrich-Wilhelm II. Der Vater von Friedrich-Wilhelm III. lebte von 1744 bis 1791 und folgte seinem kinderlosen Onkel, Friedrich dem Großen, nach dessen Tod 1786 auf den preußischen Thron. Königin Luise nutzte ihn, ebenso wie ihre Nachfolgerinnen, am Tag ihrer Hochzeit als Brautwagen. Der Staatswagen zeigt einen frühklassizistischen Stil. Er wurde im Krieg stark beschädigt, du siehst einen restaurierten Wiederaufbau.
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Zu den weiteren Ausstellungsstücken zählen Sänften, in denen die Herrschaften zu besonderen Anlässen getragen wurden. Du siehst eine Gartenkalesche, die Friedrich II. nutzte, wenn den Weg zwischen dem Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais zurücklegte. Die Ausstellung umfasst außerdem verschiedene Schlitten und einen Wagen, der als Feuerlöschzug diente.
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
Interessant ist außerdem die Kinderkutsche des Großen Kurfürsten, der im Jahre 1688 geboren wurde. Bereits im frühen Kindesalter lernten die Jungen unter Aufsicht den Umgang mit Pferden und das Lenken einer Kutsche.
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Fünf Tipps für deinen Besuch in Schloss Paretz
- Du erreichst Paretz mit dem Auto oder mit dem Bus von Potsdam (Linie 614 ab Hauptbahnhof). Der gebührenpflichtige Parkplatz ist etwa 200 Meter vom Schloss entfernt.
- Von April bis Oktober ist das Schloss von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Du kannst an einer Führung teilnehmen oder das Schloss individuell besichtigen. Von November bis März ist ein Besuch nur an den Wochenenden unter Teilnahme an einer Führung möglich.
- Die Führung im Schloss Paretz dauert etwa 50 Minuten. Wenn du die Ausstellung selbst erkundest und die zahlreichen Tafeln lesen möchtest, solltest du etwa zwei Stunden einplanen.
- Nimm dir anschließend Zeit für die Besichtigung der Dorfkirche und einen Spaziergang durch die Parks.
- Im Gotischen Haus kannst du von Mittwoch bis Sonntag einen Mittagstisch mit Wildgerichten genießen. Weitere Restaurants findest du im benachbarten Ketzin, etwa fünf Autominuten entfernt.
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Das Paretz-Textquartett
Ich besuchte Paretz das erste Mal in den 1980er-Jahren, damals war ich ein Teenager. Das Dorf lag eingebettet in der DDR-Grau, von Königin Luise und ihrem Landsitz wusste ich nichts. Der Reiz des Ortes lag in den Tanzveranstaltungen, die im heutigen Gotischen Haus stattfanden.
Die Entwicklung des Dorfes zurück zu seinem historischen Ursprung habe ich ab den 1990er-Jahren in der Presse verfolgt. Mit meinem Studium der Geschichte wuchs das Interesse am Leben und Wirken von Königin Luise.
Aus den zahlreichen Spaziergängen entstand ein Textquartett, das ich im Wochenabstand veröffentliche. Erfahre in drei weiteren Artikeln mehr über das ehemalige Reformdorf, die Sehenswürdigkeiten in den Schlossgärten und über die eindrucksvolle, im Original restaurierte Dorfkirche
- Dorfkirche von Paretz – ein neugotischer Bau von David Gilly
- Paretzer Schlossgärten
- Paretz – Ein Musterdorf aus dem 18. Jahrhundert
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