Seelenheimat Mecklenburg – Meer und verschlafene Dörfer
Mecklenburg. Meine Seelenheimat. Die Region um Schwerin ist das Zuhause meiner frühen Kindheit. Mondäne Ostseebäder wie Warnemünde, Graal-Müritz, Boltenhagen und Binz waren die Urlaubsziele, an denen ich mit meinen Eltern meine Sommerferien verbracht habe. Obwohl ich in Brandenburg, im damaligen Bezirk Potsdam, eingeschult wurde und einen Dialekt spreche, der allgemein mit Prädikaten wie schnoddrig oder gewöhnlich bezeichnet wird, hängt mein Herz in der Seenlandschaft des Nordens und an der Ostsee.
Ostseebad Warnemünde – die Badewanne der Berliner
Das Ostseebad Warnemünde wird gern als Badewanne der Berliner bezeichnet. Und es ist was Wahres dran: Es gibt stressige Arbeitswochen zwischen April und Oktober, an denen ich jeden Tag die WetterApp checke: Wie sieht es am Wochenende aus, in Warnemünde? Scheint die Sonne? Sind die Temperaturen zweistellig? Erlaubt das Meer ein Bad? Ist der Check erfolgreich, klingelt morgens um Fünf der Wecker. Ein Parkplatz im Parkhaus gegenüber dem Neptun-Hotel ist Pflicht. Staus stehen nicht auf dem Plan, denn um Neun soll die Decke am Strand liegen. Ein Albtraum, für alle Warnemünder: Die Berliner kommen! Aber diese Tage gehören für mich zu den Besonderen im Jahr. Jede Minute am Meer ist ein Genuss.
Ein ehemaliges Fischerdorf
Das kleine ehemalige Fischerdorf hat einen ganz besonderen Charme. Der breite Strand und die Mole mit ihren aufgetürmten Felsbrocken, auf die Tag und Nacht schäumende Wellen klatschen. Die grüne Boje, die den Schiffen den Weg in den Hafen weist und aussieht wie ein Leuchtturm; der Alte Strom mit seinen Restaurants, Geschäften und mondänen Ferienhäusern und der Marktplatz mit der Kirche. Dann musst du natürlich die Uferpromenade sehen, die mit dem Teepott und dem Leuchtturm eine Art Wahrzeichen des Ortes ist. Von der Promenade führen dich die Dünenaufgänge direkt zum Strand. Er ist sehr breit und biete nicht perfekte Voraussetzungen für ein Bad in der Ostsee: Du kannst einen Strandkorb mieten oder während der Saison mit dem Tretboot rausfahren. Oder du planst einen Spaziergang zum Küstenwald Stoltera.
Die Landeshauptstadt Schwerin – Schloss, See und Pfaffenteich
Die Landeshauptstadt Schwerin ist mir so vertraut, als würde ich dort wohnen. Sie liegt nur 20 Kilometer von der Kleinstadt entfernt, in der ich meine ersten Schritte ins Leben tat. Da meine Oma dort wohnte, kehrte ich immer wieder zurück. Ich lernte dort meinen Mann kennen und bekomme immer, wenn ich den Hauptbahnhof sehe, nostalgische Anwandlungen. Ich bin so oft mit dem D-Zug von Potsdam nach Schwerin gefahren: Heute nehmen wir das Cabrio und tuckern über die B5, wenn wir die alte Heimat besuchen. Verglichen mit Potsdam, hat sich in Schwerin so viel nicht verändert. Das Schloss mit dem Schlossgarten und dem Marstall ist das Highlight. Gegenüber führen kleine Gassen mit hübsch sanierten Häusern in die Innenstadt. Den Schweriner See erkundest du am besten auf einer Dampferfahrt oder auf einem gemieteten Boot. Und den Pfaffenteich mit dem Schwanenhaus fand ich als Kind schon faszinierend.
Müritz – größter Binnensee, kleines Paradies
Etwa 100 Kilometer westlich von Schwerin liegt die Müritz. Der größte Binnensee Deutschlands ist umgeben von einer einzigartigen Natur, die du am besten mit dem Fahrrad entdeckst. Rund um die Müritz führt ein Fahrradweg, der in großen Teilen sehr gut ausgebaut ist. Städte wie Waren/Müritz und Röbel/Müritz habe ich aus meiner Kindheit als typisch graue Mäuse in Erinnerung. Ich war dort oft, da mein Opa väterlicherseits aus der Region stammte. Erst Jahre nach der Wende habe ich die Städte wieder besucht. Ich war erstaunt, über die Wandlung von einer grauen Maus zu einem schönen Schwan. Vor allem Waren/Müritz mit seinem Hafen und den hübsch sanierten Häusern ist einen Besuch wert. Auf der Müritz werden Dampferfahren angeboten und du kannst überall Boote mieten. Baden ist natürlich auch möglich: Es gibt zahlreiche Strandbäder, aber auch wilde Badestellen, die etwas einsamer gelegen sind.
Blick über den Hafen von Waren/Müritz
Hansestadt Wismar und die Insel Poel
Kehren wir noch einmal zurück zur Küste: Die Hansestadt Wismar mit ihrem Hafen und der malerischen Innenstadt hat, ebenso wie die Orte an der Müritz, von der Nachwendezeit profitiert. Die Häuser wurden saniert, die einst eindrucksvolle Stadt, die während der DDR-Zeit ihren Glanz verloren hatte, ist wieder in alter Schönheit erstrahlt. Besonders sehenswert ist der schöne Marktplatz: Von dort aus kannst du durch die Gassen bummeln und Kirchen oder die Architektur der Hanse entdecken.
Geheimtipp für einen ruhigen Ostseeurlaub in Mecklenburg
Nördlich von Wismar kannst du die Insel Poel entdecken. Sie ist von den Ostseeinseln sicher nicht die bekannteste und wird eher als Geheimtipp gehandelt. Ich habe auch dorthin einen persönlichen Bezug, weil mein Mann als Kind auf Poel alle Urlaube verbrachte. In unseren ersten Jahren sind wir mit den Kindern auf den Campingplatz gefahren, bis wir das wunderschöne Holland und Frankreich für uns entdeckten.
Ruhe und Natur
Auf Poel findest du auch in der Hochsaison Ruhe und viel Natur. In Gollwitz gibt es ein Vogelschutzgebiet, in Timmendorf eine Steilküste, die der Natur überlassen wird und in den letzten 40 Jahren deutlich an Fläche verloren hat. Kirchdorf ist der Mittelpunkt der Insel. Dort kannst du einkaufen und du findest kleine Restaurants. Über den kleinen Ortsteil Oerzenhof erreichst du den Schwarzen Busch. Dort findest du den schönsten Strand auf der Insel, mit feinem Sand und weitem Blick über das Meer. Du kannst auf der Insel wandern, lange Spaziergänge am Meer planen oder Fahrrad fahren. Das knapp 20 Kilometer entfernte Wismar erreichst du auf einem gut ausgebauten Radweg.
Es gibt so viel zu entdecken
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es so viel mehr zu entdecken. Seebäder wie Boltenhagen, Kühlungsborn oder Graal-Müritz und Inseln wie das herrliche Usedom, der Darß oder die mondäne Insel Rügen gehören zu den beliebtesten Urlaubszielen. Städte wie Ludwigslust, Rostock, Greifwald und Neubrandenburg haben eine ganz eigene, interessante Geschichte. McPom, wie es von den Einheimischen liebevoll genannt wird, hat im Binnenland viele kleine Seen.
Die Havelquelle liegt in Mecklenburg
In der Nähe von Waren/Müritz bei Ankersdorf entspringt die Havel; sie begibt sich auf den Weg nach Havelberg, wo sie nach etwa 365 Kilometern in die Havel fließt. In Mecklenburg-Vorpommern kannst du Schlösser, Burgen und Herrenhäuser entdecken. Du erlebst verschlafene Dörfer und wirst im Restaurant schon einmal komisch angeschaut, wenn du das Essen mit deiner Kreditkarte bezahlen möchtest. Ein Kellner in unserer Heimatgemeinde bei Schwerin, den mein Mann und ich seit Kindertagen kennen, sagte einmal zu uns:
Stell dir mal vor, wir waren in Berlin, und da habe ich um 22 Uhr ein Schnitzel bestellt und sogar bekommen.
Überraschte Aussage eines Kellners, der in einer Mecklenburger Gemeinde arbeitet
Im Norden ist alles ein bisschen langsamer
Bereits in der DDR-Zeit sprach meine Mecklenburger Oma davon, dass die Region im Vergleich mit anderen 50 Jahre zurückliegt. Dieser Spruch geht heute noch um, denn in einigen ländlichen Regionen kommst du dir vor, als würdest du in einer Zeitmaschine reisen. Der graue Putz an den Häusern, es gibt weit und breit kein Restaurant und keinen Supermarkt und der Bus fährt zweimal am Tag. Kulturelle Angebote und Unterhaltung sind Fremdwörter, die den Großstädten entsprungen sind.
Verschlafene Dörfer und das Ende der Welt
Es gibt Dörfer mit wunderbaren alten Fachwerkhäusern, in denen du glaubst, die Welt ist zu Ende. Das Grab meiner Oma lag in Dobbin: Ein Hundert-Seelen-Nest in der Nähe von Dobbertin, nicht zu verwechseln mit dem größeren Dobbin-Linstow. Mein Onkel besaß in dem kleinen Dobbin eines der schönen Fachwerkhäuser, dass er als Sommerhaus nutzte. Wenn ich dort aus dem Auto steige, atme ich die Natur und höre die Vögel, die in den umliegenden Wäldern ihr Schutzgebiet haben. Ich schaue über die weiten Felder, sehe die Waldwege und weiß, dass ich nur eine Viertelstunde laufen muss, wenn ich in einem kleinen klaren See baden möchte. Raubvögel schweben über den Baumkronen. Am Ende des Dorfes, das du in drei Minuten durchquert hast, ist nichts mehr. Auch das ist Mecklenburg-Vorpommern. Pure Natur und ein Leben, das auf die Basics ausgerichtet ist.
Ein Bauernhaus in Mecklenburg?
Manchmal denke ich, es wäre ein schönes Leben, in einem so kleinen Dorf. Ich stelle mir vor, den Berliner Speckgürtel zu verlassen und ein kleines Bauernhaus zu kaufen. Doch schnell kehre ich zurück in die Realität: Ich würde das quirlige Leben vermissen, mit der Kultur und den vielen Ausflugsmöglichkeiten. Dennoch bin ich gern in Mecklenburg-Vorpommern mit seiner Natur, die auf ihre ganz eigene Weise begeistert. Wenn du die Region bereist, solltest du die kleinen Dörfer bewusst besuchen und dir etwas Zeit nehmen. Du bekommst einen anderen Blick, auf das Leben in einer Region mit viel Natur und wenig Infrastruktur. Vielleicht findest du es ebenso faszinierend wie ich, ein paar Jahre in der Zeit zurückzureisen. Lebst du wie ich in einem Ballungsgebiet, kommt es dir vielleicht so vor.
Fünf Tipps für Mecklenburg-Vorpommern
Entdecke die Ostseeküste mit ihren herrlichen Stränden
- Ahrenshoop auf dem Darß
- Trassenheide auf Usedom
- Binz auf Rügen
- Kirchdorf auf Poel
- Graal Müritz
- Warnemünde
- Boltenhagen
Die Mecklenburgische Seenplatte bietet dir Natur pur. Rund um Schwerin und in der Nähe der Müritz haben wir schöne Seen entdeckt.
- Militzsee in Crivitz (Mecklenburg), er liegt mitten im Wald
- Schweriner See, in Zippendorf gibt es ein schönes Strandbad
- Barniner See, herrlich zum Baden, darf nicht mit Motorbooten befahren werden
- Dobbertiner See, eine schöne Badestelle befindet sich bei Dobbin
- Plauer See, umgeben von einer herrlichen Landschaft
Schwerin
- Schloss, Marstall und Schlossgarten
- Spaziergang durch die Altstadt
- Pfaffenteich mit dem Schwanenhaus
- Dampferfahrt oder Bootstour über den Schweriner See
- Besuch des Schweriner Doms
Rostock
- Besuche das Ostseebad Warnemünde, es ist ein Stadtteil von Rostock
- Hafenrundfahrt durch den Rostocker Überseehafen, ab dem Alten Strom in Warnemünde
- Spaziergang durch die Rostocker Altstadt
- Bummel durch die Einkaufsstraße und den Stadthafen
- Radtour durch die Rostocker Heide
Insel Rügen
- Fahrt mit dem Rasenden Roland; die Schmalspurbahn verbindet die Rügener Ostseebäder miteinander
- Besuch des berühmten Kreisefelsens am Kap Arkona; unbedingt von oben und vom Ufer aus erleben
- Besuch in Sassnitz; der Hafen, die Mole und die Seebrücke sind sehenswert
- Rügen vom Ausflugsdampfer aus entdecken
- Die Störtebecker Festspiele sind jährlich von Juni bis September eine echte Attraktion auf einer der größten Freilichtbühnen, die es in Europa gibt
In der Kategorie Unterwegs erzähle ich mehr, über unsere Erlebnisse und Entdeckungen in Mecklenburg-Vorpommern. Wir besuchen den Norden regelmäßig, weil es auch für uns noch vieles gibt, das wir noch nicht gesehen haben. Vom Raum Berlin aus kannst du einige der Ziele in Tagestouren erreichen. Es gibt viele Übernachtungsmöglichkeiten, das Bundesland ist touristisch sehr gut erschlossen. An der Ostsee empfiehlt sich eine Vorabreservierung, wenn du in den Schulferien oder in der Hauptsaison mehrere Tage verweilen möchtest.