Wunderschöner: Eine gelungene Steigerung
„Wunderschön“ startete im Februar 2022. Drei Jahre später bietet Regisseurin und Hauptdarstellerin Karoline Herfurth eine Fortsetzung, die wirklich sehenswert ist. Das Thema Feminismus ist geblieben, die Riege der Schauspieler ebenfalls. Neue Figuren kamen hinzu, andere treten nicht mehr auf. Wenn du den ersten Teil nicht gesehen hast oder dich nicht mehr erinnerst, kannst du „Wunderschöner“ schauen. Wir hatten uns den Vorgänger im heimischen Stream in Erinnerung gerufen und haben es nicht bereut. Definitiv verstehst du die Handlung besser, wenn der erste Teil in deinem Kopf präsent ist.
Wunderschöner: Das Wichtigste in Kürze
- Kinostart: 13. Februar 2026
- Komödie: FSK 12
- Dauer: 132 Minuten
- Hauptdarsteller: Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Emilia Schüle
- Regisseurin: Karoline Herfurth
- Deutschland, Warner Bros
Drei Facts zum Film
- Fortsetzung von „Wunderschön“ aus dem Jahre 2022: Viele Schauspieler verkörpern ihre Rollen ein zweites Mal
- Es ist eine Komödie, die ernste Themen, zwischen Kindererziehung, Beziehung und Alltagssorgen aufgreift
- Kurzweilig, mit einigen Überraschungen
Sehenswert?
Der Film ist für dich ein Muss, wenn dir der erste Teil gefallen hat und/oder wenn du ein Fan des Spiels von Karoline Herfurth bist. Sie bleibt sich in ihrer Rolle als moderne Mama treu … mit allen Sorgen und Fragen, die den Alltag schwierig machen. Magst du den deutschen, Feminismus-angehauchten Film weniger, könnte dir die Handlung übertrieben-suspekt vorkommen. Bist du unsicher? Schau dir „Wunderschön“ an und gehe davon aus, dass „Wunderschöner“ noch ein bisschen besser ist.
Wunderschöner ist der Film tatsächlich
Ist der zweite Teil so gut wie der Erste? Dies ist die Frage, die sich vermutlich viele Kinobesucher stellen. Gerade, wenn es sich um einen Film handelt, bei dem der erste Teil sehr erfolgreich war. „Wunderschön“ lockte 1,7 Millionen Besucher in die Kinos, und das im Jahr 2022: In einer Zeit, in der Einschränkungen aufgrund der Pandemie unser Leben einschränkten.
Auch ich hatte mir diese Frage gestellt. „Wunderschön“ war die erste Rezension, die ich für meine damalige Seite schrieb. Mir hatte der Film richtig gut gefallen. Ich gab zu, ein großer Fan von Karoline Herfurth zu sein, das hat sich einige Filme später nicht geändert. Vor unserem Kinobesuch schaute ich mir den ersten Teil noch einmal an.
Das empfehle ich auch dir, wenn du „Wunderschön“ noch nicht kennst oder wenn die Handlung aus deiner Erinnerung verschwunden ist. Der zweite Teil hat eine eigenständige Story. Die Handlung des ersten Teils war abgeschlossen, eine Fortsetzung nicht unbedingt zu erwarten. Doch du verstehst die Zusammenhänge und die Verbindung der Personen untereinander besser, wenn du den ersten Teil kennst.
Nach unserem Kinobesuch muss ich sagen, dass ich den zweiten Teil wirklich wunderschöner fand. Es gab wieder den Spagat zwischen Komödie und ernster Handlung. Doch er ist in meinen Augen besser gelungen.
Fünf Frauen – eine Handlung
Wie im ersten Teil, sind es fünf Frauen, deren Alltagsprobleme erzählt und miteinander verwoben werden. Schön ist, dass die Schauspieler aus dem ersten Teil ihre Rollen wieder verkörpern. Es gibt aber neue Figuren, dafür sind andere nicht mehr Teil der Handlung. Das schafft eine Verbindung zwischen den beiden Filmen, ohne dass die Story einfach weitererzählt oder neu geschrieben wird.
Sonja (Karoline Herfurth)
Sonja lebt von Milan (Friedrich Mücke), dem Vater ihrer beiden Kinder getrennt. Dennoch versuchen beide, ihre Beziehung in einer Eheberatung aufzuarbeiten. Dabei wechseln sich auflockernde mit wirklich tiefsinnigen Momenten ab. Eine Idee der Psychologin für eine bessere Kommunikation kann zu Hause adaptiert werden. So liefert der Film nicht nur einen wirklich wertvollen Tipp, sondern die Handlung befindet sich mitten im Leben. Das mag ich an den Filmen von Karoline Herfurth besonders.
Das Familienleben mit den beiden Kindern gestaltet sich durch die Trennung turbulent. Einige Klischees werden behandelt, unter anderem, dass Milan gar nicht weiß, was Hausarbeit und Kindererziehung bedeuten. Sie sind aber so verpackt, dass sie authentisch und nicht aufgesetzt wirken. Sonja kämpft wie im ersten Teil mit ihrer Figur, erst recht, nachdem sie glaubt, Milan hätte eine Affäre mit einer Pool-Dance-Trainerin. Du befindest dich mitten drin, im Alltag vieler Paare, die sich zwischen Arbeit und Kindererziehung verlieren.
Vicky (Nora Tschirner)
Die alternative Lehrerin mit den wirklich guten Ideen hat mir schon im ersten Teil gefallen. Ähnlich wie Karoline Herfurth ist Nora Tschirner auf ein bestimmtes Rollenbild festgelegt. Mit persönlich gefällt es nicht immer, aber in den beiden „Wunderschön“-Teilen passt es gut zusammen.
Vicky unterrichtet Kunst und animiert ihre Schüler zur eigenständigen Reflexion. Der Unterricht wirkt außergewöhnlich, es scheint, dass die jungen Leute mit den Aufgaben nicht viel anfangen könnten. Doch wie schon im ersten Teil, verkehren sich die Aufgaben, die Vicky ihren Schülern stellt, ins Gegenteil. Dass der Film das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten ist, hat er neben der Regiearbeit von Karoline Herfurth sicher auch dem Spiel Nora Tschirners zu verdanken.
Privat bleibt das Vickys Leben von Beziehungsangst geprägt. Die Beziehung zu ihrem Kollegen aus dem ersten Teil gibt es noch, aber sie ist kompliziert. Vicky beginnt eine Affäre. Der Austausch mit ihrer Freundin Sonja geht oft in die Tiefe. Es sind Themen unserer Zeit, von denen sich bestimmt viele von uns sofort angesprochen fühlen.
Lilly (Emilia Packard)
Lilly besetzt eine der beiden neuen Hauptrollen, was authentisch ist: Sie ist Vickys Schülerin und gehört der aktuellen Klasse an. Layla (Dilara Aylin Ziem), die im ersten Teil ihre Leidenschaft für Baseball entdeckte, ist in der Fortsetzung in einer Nebenrolle zu sehen.
Lilly ist die Tochter von Nadine (Anneke Kim Sarnau), die ebenfalls eine der neuen Hauptrollen besetzt. Und sie ist ebenso selbstbewusst wie ihre Mutter. Im Unterricht setzt sie sich für eine noch stärkere Emanzipation der Frau ein und schlägt dabei über das Ziel hinaus, als sie die weiblichen Geschlechtsorgane in Form von Plastiken und Zeichnungen in der Schule ausstellt, um sie sichtbar werden zu lassen.
Lehrerin Vicky treibt Lilly mit ihren prägnanten Fragen in einen Tunnel. Emilia Packard verkörpert eine Rolle, die jungen Frauen unserer Zeit durchaus entspricht. Auch hier gilt: Die Episoden um Lilly sind authentisch, ohne aufgesetzt zu wirken.
Nadine (Anneke Kim Sarnau)
Nadine ist eine Karrierefrau, die ein hohes Maß an Selbstoptimierung betreibt. Sie hat die 50 überschritten und ein Problem mit sich selbst. Sie möchte jung bleiben, erfolgreich sein und etwas darstellen. Ihr Ehemann Philipp (Godehard Giese) ist ein erfolgreicher Politiker, Nadine nimmt die Rolle als Partnerin im Rampenlicht nur zu gern ein. Doch dann zerstört ein Foto ihre bis dato so heile Welt: Philipp hatte eine Affäre mit einer Prostituierten.
Die Episode rund um Nadine nimmt eine Wendung, die der Zuschauer so nicht erwartet. Ihr Leben ändert sich abrupt, sie entwickelt sich in eine Richtung, die sie selbst wohl nicht für möglich gehalten hätte.
Julie (Emilia Schüle)
Im ersten Teil ist Julie ein anfangs erfolgreiches Model, das an den negativen Seiten der Branche zerbricht. Nun arbeitet sie als Aufnahmeleiterin für das Fernsehen und muss sich von ihrer arroganten Chefin, der Talkmasterin Regine, demütigen lassen. Kollege Paul (Samuel Schneider) verkennt, dass sie nicht einfach so angebaggert werden möchte.
Die Selbstzweifel und die Unsicherheit des ersten Teils begleiten Julie auch in der zweiten Episode. Das Spiel der Emilia Schüle ist ebenso überzeugend und brillant, wie ich finde. Doch ich bin auch ein großer Fan des deutschen Films und mag die Schauspielerin in allen Rollen, die ich bislang gesehen habe.
Julie findet zum Ende der Handlung heraus, aus ihrer Opferrolle, aber auf einem ganz anderen Weg, als zunächst angenommen. Sie macht eine Emtwicklung durch und ergreift Chancen. Dies kann Menschen, die mit wenig Selbstbewusstsein durchs Leben gehen, Mut machen.
Warum du „Wunderschöner“ anschauen solltest
Du bist nicht der große Fan des deutschen Films, du magst Karoline Herfurth und Emilia Schüle nicht so sehr wie ich, und du weißt nicht, ob diese feministischen Filme das Richtige für dich sind? Dennoch solltest du „Wunderschöner“ anschauen. Denn der Film bedient nicht die typischen Klischees, sondern er erzählt sie mit einer Tiefe, die nachdenklich macht.
Die Handlung wechselt sich in den fünf Episoden ab. Das schenkt dem Film ein gewisses Tempo. Du erkennst schnell, wie die Personen miteinander verbunden sind. Hier und da gibt es kleine Überraschungen. Die Schauspieler zeigen ihr komödiantisches Talent ebenso wie ihre Fähigkeit, einen komplexen Charakter zu spielen. Dies schenkt dem Film Abwechslung. Du kannst lachen und dich dann wieder auf die ernsten Themen unserer Zeit einlassen.
Im Mittelpunkt steht die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Sie arbeitet Vollzeit, sie erzieht Kinder, sie führt den Haushalt und sie soll gut aussehen: Für ihren Mann und in ihrem Beruf. Diese Anforderungen prallen wie ein Konflikt aufeinander, der aber Schritt für Schritt gelöst wird. Der Film regt zum Nachdenken an und er spielt mitten in unserem Leben.
Generationenübergreifende Geschichten
Ebenso wie im ersten Teil sind verschiedene Generationen Teil der Handlung: Eltern erwachsener Kinder, Heranwachsende, junge Erwachsene, die sich noch finden müssen, und ein junges Paar, das jüngere Kinder erzieht. Vicky verkörpert die überzeugte Single-Frau, die sich doch nach einem Partner sehnt.
Vermutlich findet sich jeder von uns in einer Episode wieder. Zudem sind die Rollen sehr gut gespielt. Beantwortet das die Frage, warum „Wunderschöner“ ein Film ist, den du gesehen haben solltest?
Fazit: Eine überraschende Fortsetzung
Eine Fortsetzung von „Wunderschön“ war beim Abspann nicht erwartet worden. Die Handlung war rund und irgendwo auch auserwählt. Du gehst mit der Frage ins Kino, was nun noch kommen soll. Oftmals sind zweite Teile nicht so gut wie die ersten. Lohnt es sich?
Ja, es lohnt sich. Welcher Teil der bessere ist, entscheidest du individuell. Auf jeden Fall sind beide sehenswert. Es gibt wirklich nicht viele Fortsetzungen von erfolgreichen Filme, die wie Phoenix aus der Asche angekündigt werden und dann so gut sind.

