Bildergalerie Sanssouci – geschlossene Veranstaltung

Bildergalerie Sanssouci – geschlossene Veranstaltung

Liebhaber der Kultur, aber auch Gäste von Potsdam und Berlin trifft die Nachricht wie ein Blitz: Ab dem Jahre 2024 sollen die Bildergalerie im Park Sanssouci und das Schloss Glienicke in Wannsee für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sein. Aus Kostengründen. Nach jahrelangen Diskussionen um einen Eintritt in den Park kommt diese Entscheidung überraschend.

Bildergalerie im Park von Schloss Sanssouci
Blick auf die Bildergalerie vom Hauptweg, der durch den Park führt

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Bildergalerie befindet sich östlich des Schlosses im Park Sanssouci
  • Friedrich der Große ließ das Gebäude in den Jahren 1755 bis 1764 für seine wachsende Gemäldesammlung errichten
  • Das Gebäude gehört gemeinsam mit dem Schloss und den Parkanlagen zum UNESCO Weltkulturerbe
  • In Deutschland ist die Bildergalerie der älteste erhaltene Bau dieser Art
  • Die Sammlung enthält 180 Gemälde sowie Skulpturen aus dem 18. Jahrhundert
  • Du kannst die Gemäldegalerie bis zum 30. Oktober 2023 besuchen
  • Ab dem Jahr 2024 soll das Haus dauerhaft geschlossen sein

Gemäldesammlung Friedrichs des Großen

Friedrich der Große liebte Kunst, Kultur und die Beschäftigung mit dem Schöngeist. Diesen Leidenschaften gab er sich auf Schloss Sanssouci hin. Er spielte selbst Querflöte, komponierte und liebte die Musik. Gern lauschte er im Schlosstheater des Neuen Palais italienischen Opern. Auch Gemälde übten auf ihn eine Faszination aus. Er ließ ein paar hundert Meter östlich neben seinem Schloss eine Bildergalerie errichten. In dieser sammelte er die Werke, die sich in seinem Besitz befanden. Nach dem Tod des Königs ist die Sammlung weiter vergrößert worden. Eine Besichtigung der Bildergalerie war vom 1. Mai bis zum 30. Oktober möglich. Nun plant die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten die dauerhafte Schließung ab dem Jahre 2024.

Schließung der Bildergalerie Sanssouci aus Kostengründen

Die Stiftung begründet die Entscheidung mit der Notwendigkeit, Kosten zu sparen. Im Jahre 2024 wird das Defizit der Stiftung fünf Millionen Euro betragen. Die Schließung der Bildergalerie und des ebenfalls betroffenen Schlosses Glienicke soll Einsparungen in Höhe von 300.000 EUR einbringen. Wie der enorme Differenzbetrag aufgebracht werden soll, lässt die Stiftung offen. Sie betont, dass die märkischen Schlösser, darunter Paretz, Oranienburg und Rheinsberg, für die Bevölkerung geöffnet bleiben werden.

Inflation und Klimawandel bedrohen das Weltkulturerbe

Die Inflation hat für eine Kostenexplosion gesorgt und die Pflege des Parks Sanssouci ist durch den Klimawandel aufwendiger und damit teurer geworden. Letzteres mag stimmen: Wer im Land Brandenburg einen Garten hat, mit grüner Rasenfläche und blühenden Blumen, der denkt dieser Tage ans Aufgeben. Wasser ist teuer, erste Stimmen kündigen für diesen Sommer eine Verknappung an.

Eine der größten weltweiten Parkanlagen kämpft mit der Trockenheit

Die Parkanlage zwischen Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais dehnt sich auf einer Fläche von etwa zwei Kilometern aus. Insgesamt hat der Park eine Größe von 290 Hektar. Der Hauptweg zwischen Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais sowie die Bereiche um die drei Schlösser – Charlottenhof zählt dazu – sind angelegt. Der übrige Bereich besteht aus altem Baumbestand und Wiesen. Diese werden regelmäßig bewässert. Dennoch sind sie in diesem Jahr, wie alle übrigen Brandenburger Rasenflächen, extrem trocken. Die Pflege kostet viel Geld. Doch ist die Schließung von historischen Kulturdenkmälern der richtige Weg?

Stellenwert der Kultur sollte in Deutschland überdacht werden

Ich muss sicher nicht erwähnen, dass ich eine große Leidenschaft für Kulturdenkmäler, für Architektur, Kunst und historische Ereignisse habe. Ob Kino, Theater, Museum, Bauwerke, Literatur: Was eine Geschichte hat, fasziniert mich. Ich bin sehr glücklich, dass ich in einer Region leben darf, in der es viele Kulturdenkmäler gibt. Doch mit meinem Interesse wächst auch der Unmut über den Stellenwert, den die Kultur hierzulande hat.

Noch ein Vergleich mit dem Louvre

In meinem Artikel über die bevorstehende, mehrere Jahre andauernde Schließung des Pergamonmuseums habe ich einen Vergleich zum Louvre in Paris gezogen. Frankreich ist nicht unbedingt dafür bekannt, finanziell aus dem Vollen schöpfen zu können. Dennoch ist es eine Selbstverständlichkeit, Kulturdenkmäler, und davon hat das Land einige, zu pflegen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Kinder und junge Menschen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zahlen in Frankreich keinen Eintritt für den Besuch der Museen. Dies gilt nicht nur für den Louvre, sondern landesweit.

Warum-Fragen, die unbeantwortet bleiben

Warum schafft es Deutschland nicht, die stärkere finanzielle Förderung der Kultur auf die Agenda zu setzen? Warum können die 5 Millionen Euro, die der Stiftung in Potsdam fehlen, nicht vom Bund zum Erhalt des Weltkulturerbes Sanssouci eingesetzt werden? Viele Menschen, mich eingeschlossen, wären sicher einverstanden, wenn der Etat für den Bereich der Kultur erhöht werden würde. Die Millionen müsste man an anderer Stelle einsparen. Ich würde hier und da Sparpotenzial sehen und bin damit sicher nicht allein. Doch ich möchte an dieser Stelle keine politische Diskussion anstoßen.

Friedrich der Große – DER preußische König

Zweifellose ist Friedrich der Große der König Preußens, der nicht nur in Bezug auf sein architektonisches Erbe die tiefsten Spuren hinterlassen hat. Mit dem Friderizianischen Rokoko prägt er eine nach ihm benannte Epoche. Er ist der bekannteste König Preußens, vielleicht auch einer der umstrittensten; in jedem Fall aber einer der interessantesten. Auch wenn es den Freistaat Preußen nicht mehr gibt, sollte vor allem die Stadt Potsdam sein Andenken wahren. Friedrich war es, der sich in Berlin nicht wohl fühlte und entschied, Potsdam zu seinem Regierungssitz zu machen. Inklusive dem Ausbau zur Residenzstadt. Wir werden nie erfahren, ob er sich im Potsdam des 21. Jahrhunderts so zu Hause fühlen würde wie vor rund 250 Jahren, als er das Land regierte. Ich wage mich aber an die Behauptung, dass er über die Schließung seiner Bildergalerie entsetzt wäre. Ich bin es, und viele Stimmen, die sich zu der Entscheidung zu Wort melden, sind es auch.

Schloss Glienicke ist ebenfalls betroffen

Schloss Glienicke liegt heute an der Königstraße, die durch Wannsee führt und an der Glienicker Brücke endet. Diese verbindet Berlin mit Potsdam. Das Schloss befindet sich unmittelbar vor der Brücke, wenn du Berlin Richtung Potsdam verlässt.

Laubengang von Schloss Glienicke in Berlin-Wannsee
Laubengang von Schloss Glienicke mit antiken Skulpturen an den Wänden

  • Schloß Glienicke wurde ab 1823 von Carl Friedrich, dem jüngeren Bruder Von König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I. zu einer Villa im italienischen Stil umgebaut
  • Der Prinz war fasziniert von seinen Reisen nach Italien und der Antike. Davon ließ er sich beim Bau inspirieren
  • Du kannst im Schloss die Wohnräume Carl Friedrichs und ein sehr interessantes Hofgärtnermuseum besuchen.
  • Schloss Glienicke ist ganzjährig geöffnet, ab November allerdings nur an den Wochenenden
  • Die letzte Möglichkeit der Besichtigung hat du voraussichtlich am 17. Dezember 2023
  • Ab Januar 2024 ist das Museum dauerhaft geschlossen

Die geplante Schließung sollte überdacht werden

Bislang hat die Ankündigung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten bezüglich der Schließung beider Museen einen endgültigen Charakter. Doch bereits kurz nach der Veröffentlichung der Nachricht am 19. Juni 2023 forderten Bürger, Journalisten und Kulturschaffende, die Planung noch einmal zu überdenken. Es bleibt die Hoffnung, dass sich eine andere Lösung findet. Zumal in einem Nebensatz angekündigt wird, dass die Schließung weiterer Häuser in Zukunft nicht ausgeschlossen ist. Trifft es eines Tages auch Friedrichs Sanssouci? Das wäre dann wohl der Untergang der deutschen Kultur!

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