Das Chinesische Haus im Park Sanssouci- Friedrichs Chinoiserie

Das Chinesische Haus im Park Sanssouci- Friedrichs Chinoiserie

Das Chinesische Haus im Park Sanssouci ist ein Fantasiegebäude. Friedrich der Große ließ es errichten. Im 18. Jahrhundert waren exklusive Waren vornehmlich aus China sehr begehrt. Daraus entwickelte sich in Europa ein Chinakult, die auf den Vorstellungen der Adligen beruhte, denn weite Reisen waren zu dieser Zeit nicht üblich. Friedrich drückte seine Begeisterung in der Errichtung eines Gartenpavillons aus, der von der chinesischen Kultur inspiriert ist. Das Chinesische Teehaus, wie es auch genannt wird, hat die Jahrhunderte überdauert und präsentiert sich in seiner originalen Schönheit. Du kannst das Gebäude in der Sommersaison besuchen. Hier erfährst du mehr, über den Pavillon, seine Geschichte und die Eindrücke, die dich erwarten.

Chinesisches Teehaus im Park Sanssouci in Potsdam
Das Chinesische Haus befindet sich im Park Sanssouci in Potsdam, unweit vom berühmten Schloss

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Chinesische Haus entstand im 18. Jahrhundert nach einer Fantasievorstellung Friedrichs des Großen
  • Es ist eines der wenigen erhaltenen Bauwerke der Chinoiserie
  • Es liegt im Park Sanssouci, zwischen dem Schloss und dem Neuen Palais
  • In den Sommermonaten ist das Chinesische Haus für Besucher geöffnet
  • Ein eindrucksvoller runder Kuppelsaal und Figuren aus Sandstein sind sehenswerte Details des Pavillons

Chinoiserie – ein Modetrend aus dem 18. Jahrhundert

In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es unter den Adligen in Europa eine große Begeisterung für die chinesische Kunst und Kultur. Holländische Seefahrer brachten Luxusgüter aus China nach Europa und schufen so die Grundlage für das Interesse an der fremden Kultur. Zu den exklusiven Waren zählten unter anderem Porzellan, Seide, Gewürze und Tee.

In den Vorstellungen der Adligen existierte ein fernes Reich von unvorstellbarer Größe, in dem die Menschen fortschrittlich und mit einem hohen kulturellen Anspruch zusammenlebten. Aus dieser Ideologie entwickelte sich eine Kunst, die auch Friedrich begeisterte: Die Chinoserie.

Friedrich der Große drückte seine Verehrung durch Bilder und Wandgestaltungen in den von ihm geschaffenen Gebäuden aus. So kannst du in einem der Gästezimmer im Schloss Sanssouci mit chinesischen Fantasiemotiven gestaltete Wände anschauen.

Ein fernes Land auf Bildern

Kaum jemand der europäischen Anhänger des Chinakults hat Asien je besucht, auch Friedrich nicht. Dennoch lehnt sich die Optik des Chinesischen Teehauses an die asiatische Architektur an: Sie war durch Gemälde und bemaltes Porzellan bekannt. Beides gelangte über den Seeweg nach Europa und fand einen sehr guten Absatz.

Die Bilder stellten das Vorbild für Pavillons wie das Chinesische Haus, die überall in Europa entstanden. Das Chinesische Haus im Park Sanssouci ist eines der wenigen Baudenkmäler aus dieser Periode, das die Zeiten überdauerte und bis heute erhalten blieb.

Chinesisches Haus – des Königs Vorstellung von asiatischer Kunst

Friedrich wollte die südwestliche Ecke des Parks mit asiatischer Kunst aufwerten. Er fertigte Skizzen und ließ sich vom „Maison du trefle“ im französischen Lunéville inspirieren. Der Grundriss des Gebäudes erinnert an ein dreiblättriges Kleeblatt.

Friedrich beauftragte seinen Architekten Johann Gottfried Brüning mit dem Bau. Die äußere Hülle wurde zwischen 1754 und 1757 errichtet. Dann stand der Siebenjährige Krieg (1756 – 1763) im Fokus, sodass sich die Fertigstellung der Innenausstattung bis zum Jahre 1764 hinzog.

Das Kleeblatt formt sich aus einem großen runden Saal mit drei angrenzenden Kabinetten. Diese verfügen über eine Terrasse und eine Treppe zum Garten. Heute ist nur eins dieser Kabinette geöffnet: Es stellt den Eingangsbereich. Die beiden anderen Terrassen sind mit einer Bepflanzung und einer niedrigen Umzäunung versehen. Beides dient dem Schutz der wertvollen, mit Gold überzogenen Sandsteinfiguren.

Jede der drei Terrassen sind überdacht: Die Säulen erinnern an Palmen, die Wedel geben ihnen einen korinthischen Charakter. Der Saal und die drei Kabinette sind unter einem bemalten Kuppeldach vereint. Es wird mit einem Tambour abgeschlossen. Auf der Kuppel thront ein Mandarin mit Schirm, asiatischer Kopfbedeckung und Gesichtszügen, die an den chinesischen Philosophen Konfuzius angelehnt sind.

Was hat der König mit der Gestaltung bezweckt?

Diese Kombination wirft Fragen auf, und es ist nicht die Einzige: Viele Elemente der Ausstattung können Kunsthistoriker bis heute nicht zuordnen.

Die neuere Literatur zum Chinesischen Haus hat herausgearbeitet, wie Motive der Dekoration mit Absicht absurd travestiert werden. So besteht etwa die Sockelzone der Kabinette aus drei Reihen solidierter Straßenfedern, die als „Fundament“ eines Gebäudes sicherlich nicht geeignet sind. Und übe einigen Fenstern und Türen ruhen mit Waffen garnierte, abgeschnittene Köpfe „chinesischer“ Männer. Im Innenraum sind an diesen Stellen musizierende Affen dargestellt. Überhaupt sind Darstellungen von Affen und Papageien an diesem Gebäude oft anzutreffen, so auch in den Deckenmalereien über den Terrassen oder in der großartig mit einer exotischen Gesellschaft ausgemalten Kuppel. Beide Tierarten Meister im Imitieren, ohne eigentlich zu verstehen, was sie tun. Und genau dies war ein Vorwurf, den Friedrich … an all jene adressierte, die dafür einstanden, dass Europäer durch das Vorbild der Chinesen und insbesondere durch die Lehre von Konfuzius bessere Menschen werden könnten … Niemand dieser Gelehrten sei selbst in China gewesen, weswegen sie nur nachplappern würden, ohne wirklich den Kern zu verstehen … Wie weit der König … den Bau … als ironischen Kommentar zur Chinabegeisterung seiner Zeit verstand, lässt sich nur vermuten.

Quelle: Samuel Wittwer: Die Welt der preußischen Schlösser. BeBraVerlag 2024. Seite 91 ff.

Hat Friedrich Figuren einfach durcheinander geworden oder hatte er eine Botschaft versteckt? Wahrscheinlich ist das Zweite. Quellen in Form von Aussagen oder Niederschriften liegen – derzeit – nicht vor.

Friedrichs Affenhaus

Friedrich der Große bezeichnete den Pavillon als „Affenhaus“. Das mag an der Deckengestaltung liegen. Entdeckst du die Affen und die Papageien, die sich in der fantasievollen Wandmalerei verstecken?

Eindrücke von unserem Besuch

Du betrittst das Chinesische Teehaus über eine der drei Terrassen. Obwohl der Pavillon aus einem einzelnen Saal besteht, gibt es wirklich viel zu entdecken. Nimm dir Zeit und lasse die Bilder und Accessoires auf dich wirken.


Wenn du kein Kombiticket für den Besuch mehrerer Häuser gebucht hast, benötigst du ein separate Eintrittskarte. Diese bekommst du in den Besucherzentren. Vor Ort gibt es einen Ticketautomaten. Dieser liegt etwas versteckt rechts vom Eingangsbereich des Chinesischen Teehauses. Ein kleines, eher unauffälliges Schild weist darauf hin. Direkt am Einlass kannst du keine Eintrittskarte kaufen.


Du betrittst den Pavillon und stehst unmittelbar in dem großen Saal. Friedrich hat seine Fantasiewelt mit vielen Details gestaltet. Dazu zählen insbesondere die Kuppel, die nicht nur die bereits angesprochenen Tiere zeigt. Betrachte auch die Vasen, die als Wandschmuck installiert sind, und Teile der originalen Ausstattung des Saals, die du in den Kabinetten siehst.

Szenen aus dem Leben im fernen China umrahmen die Kuppel

Richte deinen Blick nach oben auf die Kuppel. Die bereits besprochenen Affen und Papageien fallen zunächst weniger auf als die lebensnahen Szenen, die du in dem Rondell betrachten kannst. Die Bilder sind nicht zeitgenössisch: Auch sie entsprangen den Vorstellungen des Königs. Somit solltest du nicht davon ausgehen, einen Einblick in die chinesische Kultur des 18. Jahrhunderts zu bekommen. Lebendig und unterhaltsam sind die dargestellten Bilder aber in jedem Fall. Und genau das wird Friedrich beabsichtigt haben.

Die Gestaltung des Saals ist eine Einheit: Die Wandmalereien und die Gestaltung der Decke und der Wände mit Stuck und Marmor vermitteln ein Ambiente, das uns sehr gut gefallen hat. Wenn du schon in Sanssouci warst, dann fällt dir auf, dass die Ideen von Friedrich stammen. Aber auch, dass er hier seine Fantasie spielen ließ, denn die Elemente sind nicht so intensiv aufeinander abgestimmt. Dass Friedrich hier seine Ideen auslebte, ist deutlich zu sehen. Der Geschmack des Königs war wirklich exklusiv. Dies siehst du auch an den wenigen verbliebenen originalen Ausstellungsstücken, die im Saal noch erhalten sind.

Ein Kronleuchter und 18 Vasen

Beim Blick zur Kuppel fällt dir sicher der Kronleuchter auf: Er ist mit Blattgold überzogen und gehört im Original zur Ausstattung des Festsaals.

Gleiches gilt für die 18 Wandbranchen zwischen den Fenstern, die ebenfalls aus der friderizianischen Zeit stammen. Sie sind ebenfalls vergoldet und bilden mit dem Kronleuchter und der Umrahmung der Kuppel eine Einheit.


Leider gibt es in dem Saal keine Sitzgelegenheiten: Ich persönlich finde es schöner, wenn ich die reichhaltige Ausstattung in Museen oder Galerien in Ruhe betrachten kann. Dazu gehört für mich eine Bank oder ein Stuhl. Beides könnte am Rande des Saals integriert werden und den Komfort des Besuches ein wenig erhöhen. Doch es fällt in allen Museen von Sanssouci auf, dass es nur eine sehr spartanische Bestuhlung gibt. Wer nicht gut und lange stehen kann, sieht sich diesbezüglich mit einem Problem konfrontiert.


Blick in die Kabinette

Werfe zum Abschluss deiner Besichtigung des Festsaals im Chinesischen Teehaus noch einen Blick in die Kabinette. Sie zeigen Teile der originalen Ausstattung, die heute leider nicht mehr vorhanden ist oder aus dem Teehaus entfernt wurde.

In einem der Kabinette wirfst du einen Blick auf das Porzellan, das ich weiter oben im Artikel erwähne. In den beiden anderen Kabinetten siehst du Möbel aus der friderizianischen Zeit. Mit diesen war das Teehaus ausgestattet.

Attraktiv ist auch die Wandbespannung der Kabinette. Du bekommst eine Vorstellung von den Tafelrunden, die zur Friedrichs Zeiten in diesen Räumen stattgefunden haben. Es ist ein sehr exklusives Ambiente, das der König für seine Gäste gebaut hatte

Ein Rundgang um den Pavillon

Nicht nur die Innenausstattung des Chinesischen Teehauses ist sehenswert: Die kunstvolle Gestaltung im Stil der Chinoiserie setzt sich an der Außenfassade fort. Zentrales Element sind die aus vergoldetem Sandstein gefertigten Figuren. Gezeigt werden Musiker mit Instrumenten in unterschiedlichen Positionen. Sie unterhalten ihre Gäste und verbreiten eine fröhliche Stimmung. Auf diese Weise wollte der König seine Gäste bereits beim Erreichen des Pavillons auf einen angenehmen Abend einstimmen.

Rund um die als Palmenstämme gestalteten Säulen, die das Dach an den drei Terrassen halten, gruppieren sich ebenfalls Figuren. Sie zeigen den Genuss eines festlichen Mahls.

Die ursprüngliche Gartengestaltung gibt es nicht mehr

Um das Chinesische Teehaus herum gab es eine verspielte Gartenanlage, die den Pavillon umschloss: Die Besucher gelangten über in sich verschlungene, mit Bosketten gesäumten Wegen zu den drei Terrassen. Diese erhoben sich aus dem Grün der akkurat geschnittenen Hecken. Leider ist diese Gartengestaltung heute nicht mehr erhalten: Das Chinesische Teehaus liegt direkt am Versorgungsweg.

Was hat es mit dem Räuchergefäß auf sich?

Unweit der Eingangsseite befindet sich ein etwa Räuchergefäß mit einer chinesischen Inschrift. Es könnte aus dem Jahre 1723 stammen, aber auf die Genauigkeit des Datums ist kein Verlass. Es soll sich um ein Geschenk von König Chulalongkorn von Siam aus dem Jahre 1897 handeln. Zu dieser Zeit war Wilhelm II. deutscher Kaiser. Ursprünglich stand das Räuchergefäß im Rosengarten des Neuen Palais, dem Wohnsitz der Kaiserfamilie.

Das chinesische Küchengebäude

Es gibt ein separates Gebäude, das einige Meter vom Pavillion entfernt liegt. Du kannst es dir anschauen, wenn du etwa 100 Meter auf dem gepflasterten Versorgungsweg nach Osten läufst. Es ist ein etwas eigentümliches, einzeln stehendes Haus mit Fenstern in außergewöhnlicher Architektur: In einer Quelle habe ich gelesen, dass es keine Quellen gibt, die eine tatsächliche Nutzung des Gebäudes zur Bewirtung der Gäste im Sommerspeisesaal sprechen. In anderen Beschreibungen ist aber von dem chinesischen Küchengebäude die Rede. Im Pavillon ist keine Küche integriert.

Zu DDR-Zeiten war das Chinesische Teehaus ein Café

Ich kann mich erinnern, dass wir in der Mitte der 1980er-Jahre im Chinesischen Teehaus gemeinsam mit einer Tante aus West-Berlin Kaffee getrunken haben. Wann der Betrieb nach der Wende eingestellt und das Haus zu einem Museumsbau wurde, kann ich leider nicht sagen. In den Beschreibungen, die mir vorliegen, wird die Art der Nutzung während der DDR-Zeit nicht erwähnt.

Nutze deinen Tag im Park Sanssouci, um weitere Museen zu entdecken. Neben den Schlössern sind die Neuen Kammern, die Bildergalerie und die Schlossküche einen Besuch wert.


Fünf Tipps für deinen Besuch des Chinesischen Hauses

  1. Das Chinesische Teehaus ist von April bis Oktober geöffnet. Es gibt keine Führungen, du kannst deinen Besuch während der Öffnungszeit ohne Voranmeldung planen
  2. Du kannst ein einzelnes Ticket für den Besuch des Pavillons erwerben. Empfehlenswert ist das Kombi-Ticket Sanssouci +: Es erlaubt dir den Besuch aller Schlösser und Museen an einem Kalendertag.
  3. Das Haus liegt im westlichen Teil des Parks Sanssouci, etwa 600 Meter vom Schloss entfernt. Vom Neuen Palais läufst du etwa einen Kilometer. Bist du mit dem Fahrrad unterwegs? Dann kannst du den Versorgungsweg nutzen, um zum Teehaus zu gelangen
  4. Für den Besuch des Pavillons solltest du etwa eine Viertelstunde einplanen. Einen Audioguide gibt es nicht, auch in der Sanssouci App sind keine detaillierten Infos abrufbar. Auf einer kleinen Tafel vor dem Eingang des Pavillons findest du einige Informationen
  5. Ein Mitarbeiter kontrolliert die Karten und beantwortet Fragen zum Gebäude. Der originale Garten, den Friedrich um das Gebäude herum anlegen ließ, ist leider nicht mehr erhalten.



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