Ein Tag in Gera: Überraschender Stadtspaziergang
Gera gehört zu den Städten, die wir noch gar nicht kannten. Eher durch einen Zufall kamen wir auf die Idee, sie bei einem Stadtspaziergang zu entdecken. Es passte zu unserem Wunsch, Thüringen ein wenig besser kennenzulernen. Wir hatten gar keine Vorstellung von dem, was uns erwartet. In der Überzeugung, ganz sicher schöne Eindrücke mitzunehmen, fuhren wir früh am Morgen aus unserer Havelstadt los. Der Weg von der Autobahn in die Innenstadt war wenig spektakulär. Eine Bemerkung, die uns in die Stadt gebracht hatte, fiel mir sofort wieder ein.
In Gera habe ich gelernt. Ich bin von der Autobahn in die Stadt reingefahren und dachte, hier sieht es ja schrecklich aus. In den drei Jahren, die ich dort war, konnte ich mich nicht wirklich mit der Stadt anfreunden
Meinung eines jungen Mannes aus meiner Havelstadt
Das Wichtigste in Kürze:
- Gera hat eine Anbindung an die Autobahn A4. Ein Tagesausflug aus der Havelregion ist gut planbar
- Du kannst die Stadt zu Fuß erkunden. Es gibt ein dichtes Netz an Straßenbahnen, die du mit dem Deutschlandticket nutzen kannst
- In der Innenstadt gibt es ausreichende Parkmöglichkeiten, die jedoch kostenpflichtig sind
- Moderne Shoppingcenter prägen die City, doch bei genauem Hinsehen entdeckst du die Facetten des alten Gera
- Gera war einst eine reiche Handelsstadt, davon erzählen die zahlreichen, teilweise schön sanierten Stadtvillen
- Die beliebteste Sehenswürdigkeit sind die historischen Geraer Höhler
- Sohn der Stadt ist der Künstler Otto Dix. Sein Geburtshaus an der Weißen Elster ist ein Museum
Stadtmauer und Plattenbau – die Facetten von Gera
Die Unterhaltung mit dem jungen Mann ergab sich auf einem Geburtstag. Die Aussage hat uns neugierig gemacht. Von Berlin aus erreichst du die Stadt in gut zwei Stunden, somit kannst du einen Stadtspaziergang in Gera ohne eine Übernachtung planen. Wir waren von den Facetten der Stadt überrascht und auch beeindruckt: Stilbrüche in der Architektur empfindet manch einer als hässlich. Doch eine andere Sichtweise ist ebenso möglich: Jedes Gebäude steht für die Zeit, in der es errichtet wurde. In Potsdam steht das ehemalige DDR-Interhotel mitten im einstigen Lustgarten der preußischen Könige. In Gera befindet sich die alte Stadtmauer direkt neben den Plattenbauten. Doch es ist der Wandel der Zeit, der einer Stadt ihr Gesicht gibt.
Der erste Eindruck täuscht
Der junge Mann hat mit seiner Einschätzung nicht unrecht, zumindest dann nicht, wenn der erste Eindruck zählt. Doch genau das ist der Stadt gegenüber unfair: Hinter der Fassade aus DDR-Bauten, modernen Shoppingcentern und in Gras eingewachsenen Straßenbahnschienen verbergen sich kleine Perlen. Mittlerweile haben wir Gera dreimal besucht und waren erstaunt über das, was wir bei unseren Stadtspaziergängen entdeckt haben. In diesem Beitrag fasse ich die Eindrücke zusammen. Da die Wege kurz sind, kannst du Gera gut an einem Tag erkunden.
Eine Kirche zum Einstieg – unser Stadtspaziergang startet
Das Navigationssystem führte uns bei unserem ersten Besuch in das Zentrum von Gera. Wir haben keine Straße angegeben, weil wir in der Mitte der Stadt mit unserem Streifzug anfangen wollten. Wenn wir Städte erkunden, die wir noch nicht kennen, beschäftigen wir uns im Vorfeld mit den Sehenswürdigkeiten. Dabei vertrauen wir weniger auf das Internet als auf gute Reiseführer. Vielleicht ist das ein Relikt unseres fortgeschrittenen Alters: mit einem Buch in der Hand durch die Straßen streifen. Das Smartphone bleibt in der Tasche oder dient als Fotoapparat. Die Geraer Höhler sind das Muss für jeden, der in die Stadt kommt. So haben wir es gelesen. Und ignoriert. Vielleicht war das falsch, aber wir trinken kein Bier – wirklich nicht – und wollten unseren ersten Besuch nicht unter Tage verbringen. Unser Navi brachte uns zu einer Kirche, für die wir sofort eingenommen waren.
Der berühmte Johann Sebastian Bach spielte die Orgel ein
Wir haben das Auto am Fuß der Kirche abgestellt und konnten für zwei Stunden ein Parkticket ziehen. Kirchen sind eine Leidenschaft von uns, und diese hat unseren ersten Eindruck von Gera sofort verändert. Das evangelische Gotteshaus stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es hat eine Orgel, die von Johann Sebastian Bach persönlich eingespielt wurde. Der Innenraum begeisterte uns ebenso wie die wunderbare Lage auf dem Nicolaiberg.
Wir haben eine ganze Weile auf einer der vorderen Bänke gesessen, die Atmosphäre hat uns beeindruckt. Der Altar ist reich verziert, dahinter befindet sich die Kanzel. Durch die Fenster im Hintergrund strömte ein diffuses Licht. Ich liebe diese Momente, die jeder von uns beiden für sich hat. Erwähnte ich mal, dass wir evangelisch getauft sind?
Offene Freundlichkeit
Als wir die Kirche verließen, wünschte uns ein junger Mann, vielleicht der Pfarrer oder ein Mitarbeiter der Gemeinde, einen schönen Tag. Wir schauten uns an. Es war nicht das einzige Mal, das wir die Menschen in Gera ausgesprochen freundlich erlebten. Vor der Kirche führt eine schmale Straße hinunter zum Markt. Wir entdeckten einen Buchladen und suchten nach Werken über die Stadt. Es war ein kleines privates Geschäft, die Inhaberin gab uns Buchempfehlungen und Tipps für unseren Stadtspaziergang durch Gera. Solche Läden vermisse ich in Berlin. Wir haben ein vierstöckiges Kulturkaufhaus mit einer riesigen Auswahl an Büchern und Tonträgern in der Friedrichstraße. Doch so ein persönliches Gespräch, das mit einem „haben Sie eine schöne Zeit in Gera“ endet, findest du bei uns kaum noch.
Geraer Marktplatz – das Zentrum der historischen Altstadt
Vom Buchladen neben der Kirche laufen wir nur wenige Schritte bis zum Markt. Mir sticht sofort ein Erker ins Auge, der tatsächlich eine besondere Bedeutung hat: Er gehört zur Stadtapotheke und ist Teil der historischen Altstadt von Gera. Das Haus stammt aus dem beginnenden 17. Jahrhundert, einst lebte dort der Bürgermeister. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts befindet sich in dem Haus eine Apotheke. Der Erker ist mit Reliefs und Wappen verziert, unter anderem dem der Familie von Reuß, den einstigen Geraer Landesherren. Zu sehen sind außerdem Bilddarstellungen der vier Jahreszeiten und verschiedener Apostel.
Blick über den Markt
Wenn du vor der Stadtapotheke stehst, blickst du direkt auf das eindrucksvolle Rathaus auf der gegenüberliegenden Seite des Marktes. Ich brachte meine Kamera in Position, um ein Foto aufzunehmen. Ein älteres Ehepaar lief vorbei, ich setzte die Kamera ab und wartete. Der Herr lächelte mich an und fragte mich, ob er nicht stehenbleiben solle. „Wenn wir mit auf Ihrem Foto sind, wird es doch viel schöner“. Ich musste ebenfalls lächeln. Binnen kurzer Zeit waren wir dreimal der Freundlichkeit von Einheimischen begegnet. Die im Übrigen einen zauberhaften Dialekt sprechen. Ich liebe es, Menschen in ihrer Mundart reden zu hören und spreche meine eigene auch sehr gern. Nur wird das Berlinische, wie unser Dialekt in der Wissenschaftssprache heißt, nicht so gern gehört. Der ältere Herr war Thüringer. Er hob die Hand zum Gruß, als er an uns vorbeilief.
Das Café in der Buchhandlung
Der Markt ist nicht groß, die Häuser, die ihn säumen, sind hübsch saniert. An der rechten Seite sahen wir die Kanitz’sche Buch- und Kunsthandlung. Davor befanden sich Tische und Stühle, doch das nahmen wir gar nicht wahr. Wir öffneten die Tür, standen in einem Café und guckten wohl reichlich bedröppelt. Doch die Menschen in Gera sind ja freundlich. Die Kellnerin fragte uns, was wir wünschen. Ich dachte, hier könnte ich Bücher kaufen, sagte ich. Sie lächelte und erklärte, dass das Haus unter Denkmalschutz stünde und seit 20 Jahren ein Café beheimaten würde. Der Schriftzug dürfe nicht entfernt werden. Einen Kaffee wollten wir nicht trinken, wir hatten unseren Stadtspaziergang in Gera ja erst begonnen. Doch wir bedankten uns für die interessante Auskunft.
Das Rathaus ist Wahrzeichen der Stadt Gera
Hoch ragt der Turm des Rathauses über den Markt empor. Wir hatten ihn bereits gesehen, als wir in die Innenstadt fuhren. Zuerst dachten wir, es wäre die Kirche. Seit 1573 steht an dieser Stelle ein Rathaus. Es brannte im 18. Jahrhundert aus und wurde wieder aufgebaut. Den Zweiten Weltkrieg überstand es mit kleinen Schäden. Links vom Rathaus befindet sich die Tourist-Information. Dort bekommst du Karten für den Aufstieg auf den Turm. Die Plattform befindet sich in 34 Metern Höhe, du musst 163 Stufen überwinden. Der Ausblick ist grandios, wie uns die Dame von der Tourist-Information versicherte. Wir haben die Turmbesteigung für unseren nächsten Besuch auf die Agenda gesetzt.
Verweile auch einen Augenblick am Simsonbrunnen. Es gibt ihn seit 1685. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts steht er im Zentrum des Marktplatzes. An heißen Sommertagen bietet das Wasser eine kleine kühle Erfrischung.
Der Kornmarkt hinter dem Rathaus
Rechts neben dem Rathaus führt die Jüdengasse zum Kornmarkt. Im hinteren Bereich steht der Färberbrunnen. Es handelt sich um ein Kunstwerk aus den Jahren der DDR. Es wurde anlässlich der Arbeiterfestspiele geschaffen, die 1984 in Gera stattfanden, und zeigt einen Färber bei seiner Arbeit. Wenn du dich auf dem Kornmarkt umsiehst, blickst du auf die Rückseite des Rathauses. In der Häuserreihe, die sich bis zum Brunnen erstreckt, befindet sich das Neue Rathaus. Hinter dem Brunnen siehst du einen DDR-Plattenbau. Der vollständig von Häuserfronten umschlossene Markt hat ein schönes Ambiente. Unter den Bäumen gibt es Bänke, auf denen du verweilen kannst.
Verlässt du den Kornmarkt in Richtung des Plattenbaus, kommst du zur alten Stadtmauer. Wir bleiben noch einen Moment stehen und lassen den Kontrast aus DDR-Architekur und historischem Rathaus auf uns wirken. Vermutlich wird es nicht jedem gefallen.
Gut zu wissen:
Überall in der Stadt gibt es informative Tafeln, die über die Historie der Bauwerke und Plätze berichten. So kannst du die Stadt auch ohne Buch oder Smartphone erkunden.
Stadtmauer mit einem gut erhaltenen Wehrturm
Die alte Stadtmauer umschloss einst den historischen Stadtkern von Gera. Es gab fünf Stadttore, von denen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert keins mehr enthalten ist. Sie wurden zugunsten der Stadtentwicklung abgetragen. Enthalten sind kleine Reste der Mauer sowie einer der Wehrtürme; du kannst das Innere des Turms besichtigen. Die Stadtmauer befindet sich in der Straße am Stadtgraben. Von dort aus kommst du entlang der Burgstraße zum Stadtmuseum.
Stadtmuseum – Spaziergang in das neue Gera
Wenige Gehminuten von der Stadtmauer entfernt siehst du das Stadtmuseum. Das Gebäude im Stil des Barock wurde ab 1724 als Waisenhaus errichtet. Heute beherbergt es eine Dauerausstellung über die Geschichte der Stadt Gera. Wenn du dich umschaust, blickst du auf die moderne Stadt. Dem Museum gegenüber befindet sich ein Eingang der Gera Arkaden. Das große Einkaufszentrum entstand in jüngerer Zeit. Das Stadtmuseum war ebenso wie der Markt und die Stadtmauer Teil der Innenstadt. Sie wurde bei mehreren amerikanischen Luftangriffen in den Jahren 1944 und 1945 nahezu vollständig zerstört. Auch das heutige Stadtmuseum brannte aus. Es wurde als eines der wenigen historischen Gebäude wiederaufgebaut. Neu und alt nebeneinander – du entdeckst diese Kombination in Gera häufig. Sie hat was. Doch, und jetzt wiederhole ich mich: Auch hier wird es nicht jedem gefallen.
Gera als Einkaufsstadt
Wir bummeln gern durch Läden und Einkaufszentren. Somit empfinden wir die neue Innenstadt von Gera gar nicht als so negativ, wie sie mitunter dargestellt wird. Es gibt kleine Straßencafés, die gesamte Zone ist autofrei. Interessant ist die Unterführung der Straßenbahn: Sie fährt in der Johannisstraße unter einem Einkaufszentrum hindurch. Gelungen fanden wir die in das Gras eingewachsenen Schienen. Es ist sicher nichts Besonderes, aber wir haben es so noch nie gesehen. Es gibt der Stadt einen grünen Anstrich. In Potsdam und Berlin liegen die nackten Schienen auf der Straße, wie wohl in den meisten Städten. Hier haben sich die Planer etwas anderes ausgedacht.
Kleine Gassen und alte Bauten
Die Fußgängerzone mündet in kleinen Gassen, teilweise mit historischem Pflaster und ebensolchen Häusern. Es war wieder ein Kontrast, der uns gefallen hat. So entdeckten wir am Schlosstor eine historische Backstube, in dem benachbarten Durchgang wurden die Generationen der Inhaber vorgestellt.
Wo ist das Schloss?
Auf der Suche nach dem Schloss, das wir in der Nähe des Schlosstores vermuteten, entdeckten wir alte Bauten, Tordurchfahrten und eine Passage mit einem Restaurant und urigen Geschäften. Dann standen wir plötzlich wieder auf der Straße, die die Kirche St. Salvador und den Marktplatz verbindet. Unser Stadtspaziergang in Gera war noch nicht beendet. Doch unser Parkticket lief ab. Wir nahmen das Auto mit und parkten es in der Nähe des Theaters. Es liegt ein Stück von der Innenstadt entfernt.
Fünfsparten-Theater in einem imposanten Gebäude
Das Theatergebäude ist eine Besonderheit der Stadt, so haben wir es vor unserem Besuch gelesen. Und ja, das Gebäude, das aus einem Hoftheater der Reußschen Fürstendynastie hervorging, hat etwas Prachtvolles. Aber vielleicht empfinden wir das so, weil unser Potsdamer Theater da wirklich gar nicht mithalten kann. Es bietet keine fünf Sparten, das ist auch in Thüringen einzigartig: Schauspiel und Konzert, Puppenspiel und Kindertheater sowie Ballett werden in Gera aufgeführt. Wenn es sich einmal ergibt, dort einen Abend zu erleben: Wir sind dabei.
Orangerie und Küchengarten
Unter einem Küchengarten konnten wir uns zunächst gar nichts vorstellen. Er befindet sich hinter dem Theater. Wir waren neugierig und unser Interesse wurde belohnt: Wir standen vor einer Orangerie und suchten erneut das Schloss. In Potsdam und Berlin sind Schloss und Orangerie in räumlicher Nähe miteinander verbunden. In Gera ist es nicht so. Heute ist der Küchengarten ein barocker Schlossgarten, der sich bis zum Theatergebäude erstreckt. Damals, im 17. Jahrhundert, diente er der Versorgung der Reußschen Landesherren mit frischem Obst und Gemüse. Uns fiel der wunderbare alte Baumbestand auf. Es gibt einen Brunnen, der leider nicht in Betrieb war. Wenn du auf einer der Bänke rund um den Brunnen Platz nimmst, hörst du die Stadt pulsieren, befindest dich aber dennoch mitten in einem kleinen Naturparadies.
Wo ist denn nun das Schloss?
Die Orangerie entstand ab 1729, gegenüber befand sich schon zur damaligen Zeit ein Theater. Hinter der Orangerie sahen wir eine Allee. Sollte sie uns endlich zum Schloss führen?
Otto Dix – der berühmte Sohn der Stadt
Der Name Otto Dix begegnet dir mehrfach, wenn du einen Stadtspaziergang in Gera unternimmst. Bücher über ihn und sein Schaffen liegen in den Buchhandlungen aus. Es gibt eine Otto-Dix-Passage im Zentrum, die allerdings geschlossen war, und die Stadt unterhält ein gleichnamiges Museum. Diese Fakten waren für uns Grund genug zu überlegen: Wer war Otto Dix? Hatten wir schon einmal von ihm gehört? Wenn überhaupt, dann in einer Verbindung zu Berlin. Und es stimmte: Er lebte in den 1920er Jahren in Charlottenburg und war ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Dass der Maler in Gera geboren wurde, wussten wir nicht. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum.
Otto Dix zog nach dem Zweiten Weltkrieg in Baden-Württemberg. Dort starb er, dort befindet sich sein Grab (Hemmenhofen am Bodensee). Bezeichnend und fast schon außergewöhnlich erscheint es, dass er in der DDR für Preise nominiert wurde, obwohl er das sozialistische Land verließ. Erhalten hat er einen solchen Preis aber nie.
Die Weiße Elster
Auf unserem Weg vom Küchengarten und der Orangerie zum Geburtshaus von Otto Dix überquerten wir eine Brücke. Auf der linken Seite befand sich ein großer Park. Hofwiesenpark heißt er. Dort fand während einer unserer Besuche ein Mittelalterfest statt. Vielleicht hätten wir dort eine echte Thüringer Bratwurst bekommen: Dies war uns in der Innenstadt nicht vergönnt, der einzige Imbiss, der die leckeren traditionellen Würste anbot, hatte jedes Mal geschlossen. Doch wir wollten am Abend nach Hause zurückkehren und hatten auf ein mittelalterliches Spektakel wenig Lust. Viel schöner war es, in Gera unser geliebtes Wasser zu sehen: Die Brücke verbindet die Ufer der Weißen Elster miteinander.
Wir haben das Schloss gefunden!
Beim Blick auf die Anhöhe, Hainberg genannt, sahen wir einen Bergfried. Hatten wir endlich das Schloss gefunden? Tatsächlich: Der Bergfried gehört zu Schloss Osterburg, dem Sitz der Reußschen Landesherren. Doch die Enttäuschung folge auf dem Fuß: Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und abgetragen. Dennoch: Den Bergfried möchten wir uns bei unserem nächsten Besuch anschauen.
Die Villenlandschaft von Gera
Wenn du dich näher mit den Sehenswürdigkeiten von Gera beschäftigst, kommst du um den Hinweis nicht herum, dass es in der Stadt prächtige Villen gibt. Sie stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, in dieser Zeit war Gera eine der reichsten deutschen Städte. Die Tuchindustrie hatte sich dort. angesiedelt. Kaufmänner ließen die imposanten Villen errichten. Eine haben wir entdeckt, mit einem besonderen geschichtlichen Hintergrund: Vor der Villa sahen wir Stolpersteine, sie gehörte einst dem jüdischen Teppichfabrikanten Robert Mazur. Er lebte dort mit seiner Familie.
Wir kommen wieder!
Gera ist keine große Stadt, du kannst sie gut zu Fuß erkunden. Für weitere Wege gibt es die Straßenbahn, das Auto kann im Parkhaus bleiben. Einige Stunden solltest du dir dennoch Zeit nehmen, vor allem dann, wenn du Besichtigungen oder einen Besuch im Theater planst. Für uns ist Gera eine Wundertüte, die viele Überraschungen bereithält. Der junge Mann, der uns auf die Idee brachte, Gera kennenzulernen, konnte sich während seiner dreijährigen Lehrzeit nicht mit der Stadt anfreunden. Ich muss gestehen: Als Teenager hielt sich meine Leidenschaft für Architektur, Städtetouren und Geschichte auch noch in Grenzen. Heute sind wir begeistert. Es gibt einiges, was wir uns noch anschauen möchten.
Noch mehr Gera
Wir haben noch nicht alles gesehen, somit bleibt Gera auf unserer To-do-Liste stehen. Was uns fehlt?
- Besuch der Geraer Höhler
- Besuch des Otto-Dix-Geburtshauses
- Aufstieg zum Bergfried von Schloss Osterburg
- Villenrundgang
- Johanniskirche und Trinitatiskirche
- 163 Stufen zum Rathausturm erklimmen
- Ein Theaterbesuch
Ein Kommentar zu “Ein Tag in Gera: Überraschender Stadtspaziergang”
Das hast du sehr treffend beschrieben. Ihr kommt ganz bestimmt wieder.So viel wie du beschrieben hast kennen bestimmt einige Geraer gar nicht.Lbg aus Gera