Terrassenrestaurant Minsk – gestern und heute
Das Minsk hat meine Kindheit und Jugend begleitet wie kein anderes Restaurant. Meine Eltern sind gern essen gegangen. An besonderen Tagen, etwa wenn die Verwandtschaft aus West-Berlin kam, bestellte mein Vater einen Tisch im Minsk. Tanzabende gab es dort auch: Mein Mann und ich haben uns an einem solchen in dem Restaurant verlobt und ein Jahr später unser Hochzeitsessen dort eingenommen. Auf der Terrasse entstanden Hochzeitsbilder mit einem herrlichen Blick auf die Stadt. Nach der Wende wurde aus dem Restaurant mit besonderem Ambiente ein einfaches Café. Nachdem es schloss, verfiel das Gebäude. Heute ist es ein Museum: Hasso Plattner bewahrte es vor dem Abriss. Ich bin seiner Stifung sehr dankbar dafür. Das Minsk und der Brauhausberg sind für mich mit vielen Erinnerungen verbunden.
Das Wichtigste in Kürze:
- Seit September 2022 ist das ehemalige Terassenrestaurant ein Kunsthaus
- Aktuelle Ausstellung: Soft Power – Textilgestaltung als künstlerisches Ausdrucksmittel
- Ausstellungzeitraum: 16.03. – 11.08.2024
- Tickets können hier erworben werden
- Öffnungszeiten: Mi-Mo von 10 bis 19 Uhr. Dienstags geschlossen
Der Blick zurück: Ein beliebtes Restaurant auf dem Brauhausberg
Am Brauhausberg in Potsdam gab es von 1977 bis zur Wende das Terrassenrestaurant Minsk. Vom Außenbereich hatte man einen schönen Blick auf den Potsdamer Stadtbahnhof und den Alten Markt. Eine parkähnliche Anlage führte vom Restaurant Minsk herab zum Leipziger Dreieck. Blumenschmuck und mehrere Springbrunnen zierten den Bereich. Leider habe ich keine Bilder, aus der Zeit. Doch in meinem Kopf sind die Erinnerungen fest verankert.
Weißrussische Küche im Minsk
Das Minsk hatte den Status eines sowjetischen Folklorerestaurants. Es erfreute sich nach seiner Eröffnung schnell einer großen Beliebtheit. An den Wochenenden war es notwendig, einen Tisch zu bestellen. Es wurde weißrussisch-sowjetische Küche serviert. Erinnern kann ich mich nur noch an die Soljanka. Sie wurde als Vorspeise gereicht. Als Nachtisch stand Halbgefrorenes auf der Speisekarte. Ein Eis, dass ich heute vermisse, es wird leider nirgendwo mehr angeboten.
Potsdam und Minsk, die Hauptstadt der damaligen Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik, unterhielten eine Partnerschaft miteinander. Im Zuge dieser Kooperation wurde das Minsk ab 1962 als Teil des sogenannten Brauhausberg Ensembles geplant. Die Architektur wird heute dem Stil der Ostmoderne, also der DDR-Architektur, zugeordnet. Im Original hatte das Minsk sowjetische Stilelemente, die auf heimische Architekten zurückzuführen sind. In Minsk wurde das Restaurant Potsdam von DDR- Architekten geplant. Es wird bis heute als Café betrieben. Weitere Informationen über die Geschichte des Restaurants und historische Fotos kannst du dir auf der Homepage des Kunsthauses anschauen.
Brauhausberg Ensemble – Ein Restaurant und eine Schwimmhalle
Das Brauhausberg Ensemble bestand aus dem Terrassenrestaurant Minsk, der Schwimmhalle am Brauhausberg und der bereits beschriebenen Anlage, die hinunter zum Leipziger Dreieck führte.
Die Schwimmhalle ist fest in meinen Erinnerungen verankert: Vom Schulschwimmen in der dritten Klasse über die Schwimmstufe III in Klasse 10 für die Eins auf dem Zeugnis bis zum Bahnenschwimmen, das ich im Winter bis heute regelmäßig betreibe, war die Schwimmhalle quasi meine Heimat. Bis 2017 gingen wir dort schwimmen, dann eröffnete das Blu. Mit dem neuen Bad wurde ich nie warm: Bis wir in Werder (Havel) unsere eigene Therme bekamen, fuhr ich zum Schwimmen nach Brandenburg an der Havel. Der Abriss der Schwimmhalle am Brauhausberg, die knapp zehn Jahre zuvor noch für fünf Millionen Euro saniert wurde, tat schon weh. Ebenso traurig war es, dem Verfall des Minsk zuzuschauen.
Das Terrassenrestaurant nach der Wende
Das Minsk war nach der Wende ein Café, das an den Erfolg des Terrassenrestaurants nicht anknüpfen konnte. Es wurde geschlossen und verfiel zunehmend. Im Jahre 2017 entstand das Foto der Terrasse, auf der mein Mann und ich einst als Brautpaar standen.
Sanierung durch die Hasso-Plattner-Stiftung
Diskussionen um die Zukunft des Minsk gab es einige. Es sollte ein Kindergarten einziehen, was aber nie umgesetzt wurde. Ein Abriss stand im Raum, doch viele Potsdamer wollten das Gebäude erhalten. Im Jahre 2019 kaufte die Hasso-Plattner-Stiftung das Grundstück. Der Mäzen, der in Potsdam bereits für den Wiederaufbau des Palais Barberini und des Potsdamer Stadtschlosses Mittel zur Verfügung stellte, wollte das Gebäude an das Original angelehnt sanieren lassen. Es sollte eine Kunsthalle entstehen, die wie das Gebäude selbst, eng mit der Kunst und Architektur der DDR verbunden sein sollte.
Kulturzentrum für zeitgenössische Kunst
Seit September 2022 kannst du das Minsk wieder besuchen. Das Museum möchte nach eigener Aussage eine Verbindung schaffen zwischen der Vergangenheit des Hauses und der zeitgenössischen Kunst. Über die wechselnden Ausstellungen hinaus werden Führungen durch das Minsk angeboten. Im Rahmen der Sanierung wurden Veränderungen vorgenommen, doch klassische Elemente wie die geschwungene Treppe und die Bar im ehemaligen Café sind erhalten geblieben. Wenn du das Minsk von früher kennst, wirst du das Ambiente der 1980er Jahre zumindest ansatzweise wiedererkennen.
Das Minsk aktuell
Seit dem 18. August 2023 ist das Kunsthaus geschlossen, da die neue Ausstellung über Louis Armstrong und dessen Tour durch die ehemalige DDR im Jahre 1965 vorbereitet wird. Die Schließung betrifft auch das Café, geschichtliche Führungen sind leider nicht buchbar. Die Wiedereröffnung war am 16. September 2023. Die Ausstellung wird bis zum 4. Februar 2024 zu sehen sein. Tickets für diesen Zeitraum kannst du online kaufen.