Berliner Regierungsviertel: Architektur und Auszeit im Spreebogen

Berliner Regierungsviertel: Architektur und Auszeit im Spreebogen

Ich liebe es, durch das Berliner Regierungsviertel zu laufen. Es liegt eingebettet in den Spreebogen. Historie und Moderne treffen aufeinander. Du siehst die futuristisch anmutende Architektur des ausgehenden 20. Jahrhunderts und genießt am Ufer der Spree die pulsierende Hauptstadt. Das Band des Bundes ist der zentrale Gebäudekomplex: Er vereint das Bundeskanzleramt mit den Parlamentsgebäuden. Direkt daneben erhebt sich der altehrwürdige Reichstag mit seiner großen Wiese, die zum Bleiben einlädt. Der Tiergarten ist nicht weit, das Brandenburger Tor und den Potsdamer Platz erreichst du nach einem kleinen Spaziergang. Beginnen wir unsere Tour am gegenüberliegenden Ufer der Spree: Am Berliner Hauptbahnhof.

Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus liegt am östlichen Ufer des Spreebogens

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Berliner Regierungsviertel entstand in den 1990er-Jahren im ehemaligen Todesstreifen
  • Das Band des Bundes schlägt eine Brücke über das einst geteilte Ufer der Spree
  • Reichstag und Schweizer Botschaft bilden den historischen Kontrast zur modernen Architektur
  • Wir starten am Hauptbahnhof: Er ist für sich ein architektonisches Meisterwerk
  • Am Spreeufer, auf der Reichstagswiese und im Tiergarten findest du Entspannung – mitten in Berlin

Berliner Hauptbahnhof – Knotenpunkt und architektonisches Meisterwerk

Zugegeben: Ich mag den Berliner Hauptbahnhof gar nicht. Er wurde pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006 fertig. Somit hatte ich genug Zeit, mich an den etwas komplexen Aufbau zu gewöhnen. Habe ich aber nicht. Ich kenne den Bahnsteig, von dem mich der Regio nach Hause bringt. Aber das war es auch schon. Wenn ich U-Bahn fahren muss oder einen Anschlusszug nehme, der von einem der tiefen Bahnsteigen abfährt, bin ich genervt.

Dich möchte ich natürlich nicht verunsichern. Egal, woher du kommst: Die Anbindung ist prima, den Ausgang zum Berliner Regierungsviertel findest du ohne Mühe. Vor dir liegen die Skyline vom Potsdamer Platz und das Kanzleramt, wenn du auf einer der Rolltreppen stehst. Doch vielleicht möchtest du dich erst einmal umschauen, denn die Konstruktion ist ein architektonisches Meisterwerk. Es gibt Menschen, die extra deshalb zu uns nach Berlin kommen.

Der Berliner Hauptbahnhof ist das Werk des Architekten Meinhard von Gerkan. Die Konstruktion aus Glas und Stahl ist als Turmbahnhof mit 14 Gleisen konzipiert. Die oberen Bahnsteige führen die Ost-West-Verbindung, auf den unteren Gleisen fahren Züge von Nord nach Süd. Die Linien kreuzen sich. In einer Kelleretage gibt es einen Bahnsteig für den einst geplanten Transrapid von Berlin nach Hamburg. Der wurde in China gebaut, was dazu führte, dass der Bahnsteig zugemauert und nicht zugänglich ist. Schade! Hamburg ist unsere Lieblingsstadt. Wir sahen uns schon in einer Stunde hin schweben: Morgens hin, abends zurück.

Berliner Hauptbahnhof Tiefebene

Tiefebene des Berliner Hauptbahnhofs


Tipp:

Im Berliner Hauptbahnhof gibt es große Panoramafahrstühle. Sie bieten dir einen schönen Blick auf die Architektur. Wenn du deinen Zug schaffen möchtest, ist die Rolltreppe aber eindeutig die bessere Wahl. Die freundliche Computerstimme im Fahrstuhl erklärt dir auf jeder Etage ausführlich, welche Anschlüsse sich wo befinden. Erst nach der Erklärung öffnen sich die Türen. Wenn du Pech hast, schließt dein Zug gerade dieselbigen, wenn du nach der informativ-gemächlichen Fahrt endlich auf deinem Bahnsteig angekommen bist.


Nach dem Verlassen des Bahnhofs läufst du direkt auf die Spree zu. Vor dir liegt das Regierungsviertel, das in den 1990er-Jahren neu entstand. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl war an der Planung beteiligt. Doch der Einzug in das neue Kanzleramt blieb ihm verwehrt: Er verlor 1998 die Wahl gegen Gerhard Schröder (SPD). Und so zog mein Namensvetter im Jahre 2001 als erster Bundeskanzler in die neuen Gebäude ein.

Berliner Regierungsviertel – Historie trifft Moderne

Du überquerst die Spree auf der Gustav-Heinemann-Brücke und wirfst einen ersten Blick auf das Berliner Regierungsviertel. Rechts erhebt sich das Kanzleramt, wir Berliner nennen etwas flapsig „Waschmaschine“. Das nostalgische Gebäude gegenüber hebt sich von der modernen Architektur ab: Es ist die Schweizer Botschaft. Sie ist zusammen mit dem Reichstag das einzige Gebäude im Areal, das den Zweiten Weltkrieg und die Teilung Berlins überlebt hat.

Genieße den herrlichen Blick auf den Spreebogen! Wenn es die Temperaturen zulassen, findest du am Ufer ein schönes Plätzchen. Schaue den Ausflugsbooten zu oder entscheide dich nach deinem Spaziergang durch das Berliner Regierungsviertel für eine Tour mit dem Fahrgastschiff durch das historische Berlin. Anlegestellen befinden sich unter anderem am Zeughaus, am Berliner Schloss oder an der Friedrichstraße.

Der östliche Teil des Spreebogens. Du schaust auf das Ministerium für Bildung und Forschung. Dahinter erhebt sich der Fernsehturm. Die Treppen rechts gehören zu meinen Lieblingsplätzen. Es ist herrlich, inmitten der Stadt am Wasser zu sitzen. Diese Gelegenheit hast du überall, in diesem Bereich des Spreeufers.
Während der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006 war die Open Air Bar für eine kleine Auszeit sehr beliebt

Berlin wurde Regierungssitz des wiedervereinigten Deutschlands

Reisen wir in der Geschichte kurz zum Ende des Zweiten Weltkrieges zurück: Die Alliierten teilten die Hauptstadt Berlin in vier Sektoren ein. Vier Jahre später, am 23. Mai 1949, unterzeichnete der damalige Präsident des Parlamentarischen Rates und spätere erste Bundeskanzler Konrad Adenauer das Grundgesetz. Dieser Tag gilt heute als Gründungsdatum der Bundesrepublik. Da das zerstörte und geteilte Berlin nicht Hauptstadt sein konnte, suchte die Politik nach einer Übergangslösung. Bonn setzte sich gegen Frankfurt am Main durch und wurde am 29. November 1949 zur provisorischen Hauptstadt erklärt. Erst ab 1973 war Bonn Bundeshauptstadt. Sie blieb es bis 1999.

Nach der Wiedervereinigung gab es Diskussionen um die Rückverlegung des Regierungssitzes nach Berlin. Zwar wurde der sogenannte Hauptstadtbeschluss am 20. Juni 1991 gefasst. Doch einige Ministerien sollten in Bonn verbleiben, um den Status der Stadt zu erhalten. Der endgültige Umzug der Regierung nach Berlin war erst im Jahre 2001 abgeschlossen, als der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder das neue Kanzleramt im Spreebogen bezog.

Nun verlassen die Gustav-Heinemann-Brücke und erreichen den Spreebogenpark. Das Areal empfängt uns mit viel Grün und eben der Architektur, die als Band des Bundes bezeichnet wird. Hier standen auch vor dem Krieg Verwaltungsgebäude, die in der Weimarer Republik von der Regierung genutzt wurden. Den Mittelpunkt bildete der Reichstag. Es stand nach der Klärung der Hauptstadtfrage außer Zweifel, dass das neue Regierungsviertel an gleicher Stelle entstehen sollte.

Schauen wir uns zunächst die Schweizer Botschaft an. Du erkennst das Gebäude nicht nur an der markanten Flagge, sondern vor allem an seinem historischen Baustil.

Links siehst du die Schweizer Botschaft, rechts das Kanzleramt und, in der verlängerten Achse, das Paul-Löbe-Haus. In der Mitte erhebt sich der Fernsehturm über den etwa 2,5 km entfernten Alexanderplatz.

Die Schweizer Botschaft

In den Jahren 1870/71 wurde das Gebäude der Schweizer Botschaft nach Plänen des Architekten Friedrich Hitzig errichtet. Das als privates Stadtpalais entworfene Gebäude stand zu dieser Zeit im Alsenviertel, einem kleinen Botschaftskomplex im Spreebogen. Erster Besitzer war der Internist Friedrich von Frerichs. Seit 1919 ist es die Botschaft der Schweizer Eidgenossenschaft.

Es ist schon ein kleines Wunder, dass die Botschaft nicht nur die Bombennächte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, sondern auch die Abrissarbeiten für die Verwirklichung der Welthauptstadt Germania überstand. Heute siehst du das historische Gebäude mit einem modernen Anbau an der rechten Seite. Es steht inmitten in der modernen Architektur als Erinnerung an das historische Berlin.

Schweizer Botschaft: Das einzige historische Gebäude des ehemaligen Alsenviertels

Die Schweizer Botschaft ist die einzige ihrer Art im Spreebogenpark. Andere Länder sind an verschiedenen Standorten vertreten: Die Botschaften der einstigen Siegermächte USA, Frankreich, Großbritannien und Russland findest du in der Nähe des Brandenburger Tores am Pariser Platz und in der Straße Unter den Linden. Weitere liegen in Botschaftsviertel zwischen dem Zoologischen Garten und dem Potsdamer Platz-

Das Band des Bundes

Im Jahre 1995 begannen die Arbeiten für die Errichtung des neuen Regierungsviertels. Dem Bau ging eine Projektausschreibung voraus, die bis heute als die weltgrößte ihrer Art gilt. Den Zuschlag bekamen die Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank.

Woher kommt die Bezeichnung Band des Bundes? Es symbolisiert mit drei Gebäuden die Wiedervereinigung Berlins und der Bundesrepublik Deutschland. In dem Band sind das das Bundeskanzleramt, das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus miteinander verbunden. Das Bauwerk zieht sich in gerader Linie über das östliche und westliche Ufer der Spree. Beide Ufer waren durch die Mauer voneinander getrennt.

Bis 2026 entsteht am gegenüberliegenden Ufer der westlichen Spreeseite ein Erweiterungsgebäude, das sich an den Kanzlersteg anschließt. Eine zweite Fußgängerbrücke wird das Ensemble ergänzen. Auf der Seite des Bundeskanzleramts kannst du dir eine Grafik des geplanten Gebäudekomplexes anschauen.

Im Februar 2025 gab es einige wenige Wintertage in der Berliner Mitte. Im Hintergrund siehst du die Kräne, die den Erweiterungsbau des Kanzleramts realisieren. Dort entstehen mehr als 400 neue Bürogebäude für die Regierungsmitarbeiter.

Die symbolische Brücke von Ost nach West

Der Gedanke hinter dieser besonderen Architektur ist die symbolische Wiedervereinigung des einst geteilten Berlin. Das Gelände lag mitten in der Zonengrenze. An der östlichen Fassade des Reichstages verlief die Mauer. Heute führen zwei im Komplex integrierte Brücken über die Spree, die zwischen 1949 und 1990 zwei verschiedenen Staaten angehörte.

Quelle: OpenStreetMap. www.openstreetmap.org/copyright.

Auf dem Screenshot von OpenStreetMap erkennst du, dass sich die Regierungsgebäude vom östlichen (rechts, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus) bis zum westlichen Spreeufer (links, Bundeskanzleramt) erstrecken. Mit dem für die Öffentlichkeit zugänglichen Marie-Elisabeth-Lüders-Steg auf der Ostseite und dem – leider nicht zugänglichen – Kanzleramtssteg auf der Westseite wurden die Spreeübergänge geschaffen.

Ursprünglich sollte zwischen dem Paul-Löbe-Haus und dem Kanzleramt ein Bürgerforum entstehen. Doch die Kosten waren zu hoch, deshalb blieb der Bereich offen. Er ist als Freifläche gestaltet. Bei genauer Betrachtung unterbricht die Freifläche das Ensemble, welches aufgrund seiner schnurgeraden Konstruktion dennoch eine Einheit bildet.

Der Marie-Elisabeth-Lüders-Steg ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Er verbindet das gleichnamige Regierungsgebäude mit dem Paul-Löbe-Haus
Der Kanzlersteg führt über das westliche Spreeufer. Dahinter siehst du die Moltkebrücke

Das Bundeskanzleramt

Das Bundeskanzleramt liegt am westlichen Spreeufer. Es ist der Sitz des Bundeskanzlers, der im siebten Stock sein Büro hat. Im Gebäude gibt es eine Kanzlerwohnung. Bislang führten drei Regierungschefs die Geschäfte in dem Gebäude: Gerhard Schröder zog 2001 mit dem Kabinett von Bonn an die Spree und regierte bis 2005. Es ist bekannt, dass er die Wohnung im Kanzleramt nutzte, weil sein Hauptwohnsitz in Hannover lag.

Angela Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin. Sie lebte gemeinsam mit ihrem Mann in einer Wohnung an der Museumsinsel. Bundeskanzler Olaf Scholz unterhielt seinen Hauptwohnsitz in Potsdam.

Vor dem Haupteingang siehst du den Ehrenhof mit einer Plastik des aus Spanien stammenden Künstlers Eduardo Chillida. Sie trägt den Namen „Berlin“. Das große Segel am Eingang dient dem Schutz vor Regen und Sonne, wenn Paraden abgenommen oder Interviews gegeben werden. Das Areal vor dem Kanzleramt ist während dieser offiziellen Termine nicht abgesperrt: Du darfst als Zaungast daran teilhaben.

Am 3. Februar 2023 warten Journalisten vor dem Haupteingang des Bundeskanzleramtes. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni absolvierte nach ihrer Amtsübernahme im Oktober 2022 ihren Antrittsbesuch in Deutschland

Immer das Volk im Blick

Im Inneren des Gebäudes dominieren geometrische Formen. Die verglasten Fronten sollen sicherstellen, dass der Kanzler und seine Regierungsmitglieder während ihrer Arbeit das Vok im Blick haben. Das Gebäude ist im Stil der Postmoderne errichtet. Neben zahlreichen Büros gibt es im Gebäude Beratungsräume und einen Bankettsaal.

Die wahre Größe des Bundeskanzleramts erschließt sich dir erst, wenn du an dem Gebäude vorbei zur Spree läufst. Eine schöne Perspektive hast du außerdem vom Wasser aus.

Vom Spreeufer erkennst du die wahre Größe des Bundeskanzleramts
Du kommst nah an den Haupteingang des Bundeskanzleramts mit seinem davor gelegenen Ehrenhof heran

Tipp:

Einmal im Jahr, in der Regel am dritten Wochenende im August, öffnen das Bundeskanzleramt und die Ministerien ihre Türen für die Besucher. Es ist die einzige Gelegenheit, die Schaltzentrale unserer Regierung von innen zu besichtigen. Der Besuch ist gratis und du musst dich nicht anmelden. Mit einem großen Andrang ist aber zu rechnen. Mehr Informationen erhältst du auf den Webseiten der Bundesregierung.


Paul-Löbe-Haus

Das Paul-Löbe-Haus befindet sich dem Kanzleramt direkt gegenüber. Es beherbergt die Ausschüsse, das Besucherzentrum und verschiedene Tagungsräume. Durch ein unterirdisches Gangsystem ist es mit dem daneben liegenden Reichstag verbunden.

Das Paul-Löbe-Haus befindet sich neben dem Reichstag. Auf der Freifläche war ursprünglich ein Bürgerforum geplant

Da das Bürgerforum nicht realisiert wurde, entstand ein freies Areal. Im Sommer schießen Springbrunnen aus dem Boden. Sie sind ein beliebter Spielplatz für Kinder und alle, die jung geblieben sind. An heißen Tagen bieten sie eine angenehme Abkühlung.

Das Paul-Löbe-Haus ist ein Werk des Architekten Stefan Braunfels. Die Architektur steht im Kontrast zum mondäneren Kanzleramt. Auch hier wurde viel Glas verarbeitet. Die Eingangsfasse wirkt schlicht: Die Farben der Quadrate symbolisieren die Parteien.

Blick in den Eingangsbereich des Paul-Löbe-Hauses am Abend

Wenn du an dem Gebäude vorbei zum Ufer der Spree läufst, siehst du einen von acht Glaszylindern. Sie stehen symbolisch für den Motor, der die Regierungsarbeit antreibt.

Blick über die Spree zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Paul Löwe war der letzte demokratische Reichstagspräsident der Weimarer Republik. Er lebte von 1875 bis 1967. Geboren in Schlesien, wurde er im Jahre 1920 zum Präsenten gewählt und behielt dieses Amt mit kleinen Unterbrechungen bis 1932. Danach übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Nach Ende des Krieges eröffnete der SPD-Politiker als Alterspräsident die erste Sitzung des neu gewählten Bundestages.

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Als einziges der drei Gebäude befindet sich das Marie-Elisabeth-Lüders Haus (MELH) am östlichen Ufer der Spree und somit im ehemaligen Ost-Berlin. Zum Paul-Löbe-Haus führt die bereits erwähnte Brücke, auf der du die Spree überqueren kannst. Der Bau erstreckt sich am östlichen Ende bis zur Luisenstraße. Diese mündet hinter der Marschallbrücke in die Wilhelmstraße.

Entlang der Wilhelmstraße befinden sich zahlreiche Gebäude, die zur Machtzentrale des Nationalsozialismus gehörten. Informative Stelen berichten von der Nutzung der Gebäude in der Vergangenheit. Am Ende der Straße erreichst du die Mall: Ein großes und attraktives Einkaufszentrum in der Nähe des Potsdamer Platzes mit vielen Geschäften und einem abwechslungsreichen Angebot im Foodcourt der oberen Etage.

Marie-Elisabeth Lüders war eine Frauenrechtlerin, die von 1878 bis 1966 lebte und für die Gleichstellung von Frauen und Menschen benachteiligter Schichten eintrat. Nach dem Krieg trat sie aufgrund ihrer liberalen Einstellung der späteren FDP bei.

Mauersegmente sind in das Gebäude integriert

Im MELH befinden sich eine eindrucksvolle Bibliothek, ein Archiv und die Wissenschaftlichen Dienste. Auch dieses Gebäude hat der Architekt Stefan Braunfels entworfen. Es hat die engste Verbindung zur einstigen Teilung Berlins: An seinem Standort verlief die Hinterlandmauer. Originale Segmente sind in das Erdgeschoss integriert. Sie durchziehen das Gebäude als Mahnmal des Bundestages. An einem Zaun auf der gegenüberliegenden Seite der Spree erinnern weiße Kreuze an die Mauertoten, die beim Durchqueren der Spree ihr Leben verloren.

Gedenken an die Mauertoten zwischen MELH und Reichstag am Ufer der Spree
Blick über die Spree zum MELH am 9. November 2024. Anlässlich des 35. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer waren entlang des ehemaligen Mauerverlaufs 5.000 Plakate installiert, die von Künstlern, Prominenten und von Menschen aus dem Volk gestaltet wurden.

Tipp:

Das MELH ist für Besucher geöffnet. Auf der östlichen Seite an der Luisenstraße befindet sich ein Café. Auch das Mauerdenkmal ist zugänglich. Nimm dir ein wenig Zeit und spaziere über die Brücke zum Paul-Löbe-Haus. Du genießt einen schönen Ausblick über die Spree.


Die Freitreppe an der Spree

Am MELH führt eine Freitreppe zum Ufer der Spree. Sie ist in die Architektur des Gebäudes integriert und darf von jedermann genutzt werden. Im Sommer kannst du dort mitten im Herzen Berlins eine Pause einlegen.

Künstler nutzen die Treppe gern für Aufführungen. Das folgende Bild entstand am 9. November 2024 im Rahmen eines Programms zum Fall der Berliner Mauer. Musiker verschiedener Bands spielten gemeinsam Songs, die jeder kennt. „Freiheit“ von Marius-Müller Westernhagen war an den beiden Festtagen besonders beliebt.

Künstler musizieren auf der Freitreppe des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses

Direkt am MELH führt ein breiter Fuß- und Radweg vorbei, der direkt am Spreeufer gelegen ist. Der Weg erstreckt sich bis zum Hauptbahnhof und bietet dir einen herrlichen Ausblick auf den Spreebogenpark und die Regierungsgebäude.

Reichstag, Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus bilden ein Dreieck. Moderne und Historie sind im Berliner Regierungsviertel auf ästhetische Weise vereint. Rechts schmiegt sich der Spazierweg an das MELH an

Tipp:

Die Spreetreppen vor dem Reichstag laden zum Verweilen ein. Sie sind bei Berlinern und bei den Gästen der Stadt sehr beliebt. Du hast einen schönen Blick auf die Marie-Elisabeth-Lüders-Brücke und auf die beiden Häuser, die sie verbindet. Ausflugsschiffe ziehen vorbei und um dich herum pulsiert die Stadt. Ich mag diese Momente gern.


Die Spreetreppen am gegenüberliegenden Ufer sind ein beliebter Ort zum Verweilen

Der Reichstag

Über die Marschallbrücke gelangst du zum Reichstag. Über die Geschichte und den Besuch der Glaskuppel verfasse ich in Kürze einen eigenen Artikel. Der Reichstag ist Sitz des Bundestages: Unter der Glaskuppel befindet sich der Plenarsaal der Bundesregierung. Die äußere Hülle des Gebäudes wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Original wiederhergestellt. Das Innere ist in moderner Architektur gestaltet.

Blick vom Spreeufer auf den Reichstag

Eine Umrundung des Reichstags ist nicht immer möglich. An der östlichen Fassade befindet sich der Eingang für die Abgeordneten. Es ist der Weg, der dich direkt zum Brandenburger Tor führt, doch er ist häufig gesperrt. Dann läufst du über den Platz der Republik oder du wählst den Weg durch die Wilhelmstraße, um zum Wahrzeichen Berlins zu gelangen.

Am Abend ist das Gebäude attraktiv beleuchtet

Ein neues Besucherzentrum entsteht

Vor dem Haupteingang befindet sich die Reichstagswiese, offiziell heißt sie Platz der Republik. In der Regel ist die Wiese frei zugänglich und bietet dir die Möglichkeit für eine kleine Rast. Wenn du eine Decke dabei hast, kannst du es dir ein wenig gemütlich machen. Derzeit gibt es aber Einschränkungen aufgrund von Bauarbeiten: Es entsteht ein neues und modernes Besucherzentrum. Aus diesem Grund ist die Hauptfassade des Reichstages derzeit leider kein schönes Fotomotiv. Sie ist mit Zäunen und Kränen verstellt. Inwieweit dieses neue Zentrum später den freien Blick auf den Reichstag schmälert, wird sich zeigen.

Reichstag Berlin im Jahre 2013
2013 hattest du noch einen freien Blick auf den Reichstag. Du konntest auf der Treppe sitzen und über das Regierungsviertel schauen. Heute ist dieser Bereich nur noch im Rahmen eines Besuchs zugänglich.

Der Zugang zur Treppe des Haupteingangs ist seit vielen Jahren abgesperrt. Du musst eine Besichtigung oder einen Besuch im Plenarsaal buchen, wenn du zur Treppe gelangen willst. Und auch dann ist ein entspanntes Verweilen nicht möglich: Wir wurden bei unseren Besuchen von einer Begleitung im Laufschritt hineingeführt. Auch beim Verlassen des Reichstages ist jemand dabei.

Tipp:

Wenn du die Glaskuppel und die Dachterrasse des Reichstags besuchen möchtest, ist das spontan nicht möglich. Du musst einen Termin buchen und die Namen aller Besucher angeben. Vor Ort ist der Ausweis vorzuzeigen. Du wirst vor dem Betreten des Gebäudes durchleuchtet.

Nach vorheriger Anmeldung kannst du auf der Gästetribüne an den Sitzungen des Parlaments teilzunehmen. Alle Besuche sind kostenfrei. Weitere Informationen bekommst du auf den Seiten des Bundestages.


Gedenken an die Maueropfer

Die gesicherte Zahl der Maueropfer, die im Berliner Grenzgebiet ums Leben kamen, liegt bei 140. Neben der Gedenkstätte an der Spree gibt es eine weitere zwischen dem Reichstag und dem Brandenburger Tor. Weiße Kreuze mit den Namen der Opfer und eine Beschreibung der Todesursache erinnern an die dunkelste Seite der Teilung.

Weiße Kreuze erinnern an die Maueropfer. Quelle: Wikipedia Commons

Spreeufer und Tiergarten: Gönne dir eine kleine Auszeit

Hast du Lust, nach deinem Spaziergang durch das Berliner Regierungsviertel entspannt auf einer Parkbank im Grünen zu verweilen? Wenn die Reichstagswiese abgesperrt ist oder wenn du den Trubel mit Blick auf die Baustelle nicht magst, findest du im nahegelegenen Tiergarten eine grüne Oase mitten in Berlin. Der Park erstreckt sich bis zum Kanzleramt.

Tipi am Kanzleramt, Carillon, Haus der Kulturen der Welt

Im an das Kanzleramt angrenzenden Bereich des Tiergartens entdeckst du weitere Sehenswürdigkeiten: Direkt neben dem Kanzleramt befindet sich ein großes Zelt: Das Tipi ist ein außergewöhnliches Theater, das ganzjährig bespielt wird. In einem roten Saal werden Genre wie Cabaret, Varieté oder Chanson aufgeführt.

Davor erhebt sich das Carillon: Das Glockenspiel läutet täglich um 12 und um 18 Uhr. Es kann auch von Hand bedient werden.

Das Carillon wurde in Anlehnung anlässlich der 750-Jahrfeier von Berlin errichtet. Das war im Jahr 1987. Der amerikanische Student der Musikwissenschaften, Jeffrey Bossin, hatte die Idee, ein Carillon nach Vorbildern seiner Heimat zu schaffen und damit an die in der Berliner Parochalkirche und der Potsdamer Garnisionkirche zerstörten Glockenspiele zu erinnern. Seine Ideen zur Gestaltung flossen in die Architektur ein.

Das Carillon steht im Berliner Tiergarten in der Nähe des Kanzleramts

Der Turm des Carillons ist 42 Meter hoch. Nach vorheriger Anmeldung kannst du an einer Führung teilnehmen.

Jeffrey Bossin ist in Berlin geblieben. Als Carillonneur gibt er allein oder in Gemeinschaft mit anderen Musikern Konzerte im Park. Das Programm kannst auf der Webseite des Carillons abrufen.

Das Haus der Kulturen der Welt

“Schwangere Auster“ nennt der Berliner das Kulturforum oder, in einer anderen Namensgebung, das Haus der Kulturen der Welt. Das Bauwerk spiegelt sich am Morgen und am Abend eindrucksvoll in dem künstlichen Wasserbecken, das davor angelegt wurde. Ich habe das Motiv in dieser Schönheit noch nicht vor die Linse bekommen, deshalb bediene ich mich ausnahmsweise bei Wikipedia. Das Gebäude ist zu jeder Tageszeit sehenswert und liegt nur drei Gehminuten vom Carillon entfernt.

Haus der Kulturen der Welt zur Blauen Stunde. Bildquelle: Creative-Commons-LicenseAnsgar Koreng – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland

Das Haus der Kulturen der Welt versteht sich als weltoffenes Forum für die Kunst der Gegenwart, aber auch für Diskussionen. Du kannst dort Konzerte und Ausstellungen besuchen.

Grüne Lunge Tiergarten

Der Tiergarten war einst das Jagdgebiet der preußischen Herrscher. Die Tiere wurden dort angesiedelt und zur Jagd freigegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Tiergarten komplett abgeholzt: In den eisigen Wintern froren die Menschen und benötigten Brennholz zum Überleben. Nach dem Krieg diente das Areal dem Anbau von Gemüse, vorwiegend Kartoffeln. Zwischen 1949 und 1959 wurde der Tiergarten wieder aufgeforstet. Mit 30.000 Pflanzen legte der damalige Regierende Bürgermeister Ernst Reuter den Grundstein für das grüne Erholungsgebiet, das heute als Größtes von Deutschland gilt.

Laufe vom Carillon zur Straße des 17. Juni. Sie durchtrennt den Tiergarten. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Parkanlage weitläufiger und, wie ich finde, sehr viel schöner. Zahlreiche Wege verzweigen sich, du findest überall Bänke zum Verweilen.

Der Floraplatz im Tiergarten: Hier standen in der Kaiserzeit acht Tierskulpturen, die im Jahre 2020 anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes neu an ihrem ursprünglichen Platz errichtet wurden

Brandenburger Tor und Potsdamer Platz

Das östliche Ende der Straße des 17. Juni markiert das Wahrzeichen von Berlin, das Brandenburger Tor. Dahinter erstreckt sich die Prachtstraße Unter den Linden. Der Potsdamer Platz, das Holocaust-Mahnmal und die berühmte Musemsinsel liegen nicht weit voneinander entfernt. In der historischen und neuen Mitte gibt es noch so viel mehr zu entdecken. In einem weiteren Artikel nehme ich dich mit auf einen Spaziergang über die Straße „Unter den Linden“ vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz.


Zusammenfassung: Fünf Tipps für das Berliner Regierungsviertel

  • Das Berliner Regierungsviertel im Spreeuferpark entdeckst du bei einem Spaziergang, der am Hauptbahnhof startet.
  • Moderne Architektur steht im Kontrast zu den historischen Fassaden – das ist der Reiz des Spreeuferparks
  • Einige Gebäude sind frei zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos
  • Genieße es, am Spreeufer zur verweilen. Es ist überall frei zugänglich
  • Nach dem Streifzug durch moderne und historische Architektur bietet sich eine Auszeit im Tiergarten, der Grünen Lunge Berlins, an


Fotos © jette


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