Die Peterskirche in Görlitz: Gotisches Wahrzeichen an der Neiße

Die Peterskirche in Görlitz: Gotisches Wahrzeichen an der Neiße

Majestätisch thront die Peterskirche in Görlitz über der Neiße. Stehst du auf der Altstadtbrücke, die das deutsche mit dem polnischen Ufer des Flusses verbindet, kannst du das Postkartenmotiv fotografieren. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul, so ihr offizieller Name, ist das imposante Wahrzeichen der Stadt, die geografisch am weitesten im Osten Deutschlands gelegen ist. Charakteristisch sind die markanten Doppeltürme, die sich bei einem Besuch der Altstadt zwischen den historischen Häuserfronten aus verschiedenen Perspektiven zeigen. Liebhaber schöner Architektur zieht es ebenso in das markante Gotteshaus wie Musikfans: Die berühmte Sonnenorgel hat einen einzigartigen Charakter. Erfahre, warum du einen Besuch der Kirche unbedingt einplanen solltest, wenn du im schönen Görlitz weilst.

Postkartenblick von der Altstadtbrücke auf die Peterskirche in Görlitz

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Peterskirche gilt als Wahrzeichen der Stadt Görlitz
  • Einst lag sie zwischen Altstadt und Görlitzer Vorstadt, heute steht sie an der Grenze zu Polen
  • Während der Öffnungszeiten kannst du die Kirche besuchen, der Eintritt ist kostenlos
  • Du wirst um eine Spende zur Erhaltung des einzigartigen Struktur gebeten
  • Eindrucksvoll ist die Sonnenorgel, die nach einer umfangreichen Restaurierung wieder bespielt wird
  • Die Säulen inspirieren einen Wald
  • Das Engelsloch erinnert an einen Kirchenbrand im 18. Jahrhundert
  • Genieße den Blick durch die filigranen Fenster, wenn das Sonnenlicht durchscheint

Die Peterskirche: Blick auf ein gotisches Meisterwerk

Es gibt schöne Kirchen in Görlitz, doch die Peterskirche hat bei uns einen besonderen Eindruck hinterlassen. Und es gibt so viel zu erzählen, dass ich diesem schönen Bauwerk einen eigenen Artikel widmen möchte.

Bevor wir bei unserem Spaziergang durch die Altstadt von Görlitz die Peterskirche erreichten, sahen wir die Zwillingstürme einige Male durch die Häuserfassaden blitzen.

Das imposante Gotteshaus liegt am Rande der Görlitzer Altstadt: Vom Untermarkt erreichst du sie in wenigen Gehminuten zu Fuß. Der herrliche Blick auf die Türme und die gotischen Fassaden ist ebenso eindrucksvoll wie die beiden Ufer der Neiße, die sich hinter dem Kirchenschiff unter dir erstrecken.

Wenn du den Blick über die Neiße und die südliche Eingangsfassade ausgiebig genossen hast, ist es Zeit, sich mit der Geschichte der Kirche St. Peter und Paul zu befassen. Hier ist ein kleiner Exkurs.

Die Peterskirche im Wandel der Jahre

Die Kirche liegt auf einem natürlichen Felsen, dies erklärt ihre einzigartige Lage. Die Frühgeschichte des Bauwerks ist noch nicht ausreichend erforscht, aber es könnte sich an diesem Standort eine Burg befunden haben. Zwischen 1131 und 1136 ist eine erste Burganlage nachgewiesen. Sie hieß „Yzhorelic“. Die Altstadt mit dem Untermarkt entwickelte sich um diese Burg herum, sie wurde im 13. Jahrhundert Sitz der Verwaltung.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand auf dem Felsen eine römische Basilika. Das Westportal entstand um 1230, bis zum Ende des 14. Jahrhunderts folgten weitere Ausbauten: Die Kirche war für die wachsende Stadt zu klein geworden. Zunächst wurde der Chor verlängert. Im 15. Jahrhundert folgten unter anderem eine Erweiterung des Langhauses und die Errichtung des südlichen und nördlichen Außenschiffs.

In späteren Jahren erfolgte eine enge Bebauung an der Nordseite der Kirche. Dennoch hast du die Möglichkeit, sie bei einem Spaziergang zu umrunden.

Spätgotische Architektur aus dem 15. Jahrhundert

Die spätgotische Optik, in der du die Kirche heute vor dir siehst, entstand im späten 15. Jahrhundert. Die letzte Bauphase begann um 1490 unter der Leitung von Blasius Börer und Urban Laubanisch. Die Parliere vollendeten das Werk gemeinsam mit dem Stadtwerkmeister Konrad Pflüger im Jahre 1497. Die Kirche wurde eingeweiht.

Im Jahre 1691 fiel die gesamte Inneneinrichtung der Kirche einem Stadtbrand zum Opfer. Das Feuer griff von den benachbarten Gebäuden auf das Dach über und drang durch das Himmelsloch in das Innere ein. Die wertvollen Fenster schmolzen. Heute ist das Himmelsloch mit Ringschlusssteinen und gemalten Engeln verziert.

Bis zum Jahre 1715 wurde der Innenraum der Kirche restauriert und erhielt das barocke Interieur, das du bis heute bewundern kannst.

Neogotische Turmspitzen aus dem 19. Jahrhundert

Die Entwicklung der Stadt Görlitz von einer Handelsstadt zur Großstadt erforderte einen repräsentativen, weithin sichtbaren Kirchenbau. Bei einer Restaurierung in den Jahren 1889 bis 1891 erhielten die Zwillingstürme an der Westseite der Kirche neue Hauben im neogotischen Stil.

Die Peterskirche überstand die beiden Weltkriege unbeschadet. Lediglich die Fenster barsten, als einem Tag vor dem Ende des 2. Weltkrieges die Neißebrücken gesprengt wurden. Während der Zeit der DDR wurden umfangreiche Restaurierungen vorgenommen, bei denen auch eine Wiederherstellung der Fenster erfolgte. Mit der Wartung der Turmspitzen waren alle Restaurierungsarbeiten im Jahre 2019 abgeschlossen. Bei deinem Besuch erstrahlt die Kirche in einem wunderschönen Glanz.

Besichtigung der Peterskirche

Die Besichtigung der Peterskirche ist kostenlos. Wenn du fotografieren möchtest, wird ein Betrag von 2,50 EUR für die Fotoerlaubnis verlangt. Die evangelische Gemeinde bittet um freiwillige Spenden für den Erhalt der Kirche. In dem kleinen Shop erhältst du Musikaufnahmen und Broschüren, die interessante Informationen über die Geschichte der Kirche bieten.

Öffnungszeit 10 bis 16 Uhr – und eine kleine Geschichte dazu

Die Öffnungszeiten der Peterskirche waren im Internet zwischen 10 und 18 Uhr angegeben. Dass dies nicht stimmte, erfuhren wir erst, als wie gegen 15.30 Uhr durch den Westeingang in die Kirche kamen. Dort stand ein Schild mit der korrekten Öffnungszeit: 10 bis 16 Uhr. Im Januar und Februar ist die Kirche geschlossen.

Der Kirchdiener setzte die Öffnungszeit bei unserem Besuch recht harsch durch: Als wir die Kirche nach 16 Uhr verließen, waren noch Besucher anwesend, darunter eine Gruppe, die eine Führung gebucht hatte. Dennoch war das Portal abgeschlossen. Wir wurden gebeten, kurz zu warten, was einige polnische Gäste nicht verstanden. Sie rüttelten an der Tür, ihr Reiseleiter klopfte von außen an. Offenbar wurde die Gruppe beim Abschließen der Türe getrennt. Ein harsches „Warten Sie!“ erklang hinter der Glasscheibe des Shops. Der Kirchdiener verkaufte noch einige Broschüren.

Nachdem wir die Kirche verlassen hatten, drehte sich der Schlüssel hinter uns. Wir verharrten noch einige Augenblicke vor dem Westeingang, um den Kirchbau auf uns wirken zu lassen. Besucher mit herrlichem schwäbischen Dialekt liefen an uns vorbei, erklommen die Stufen und wollten die Kirche besuchen. Offenbar hatten sie im Internet ebenso wie wir gelesen, dass bis 18 Uhr geöffnet wäre. Nun waren sie es, die an der Tür rüttelten.

Geschlossen ist geschlossen

Tatsächlich öffnete sich die Tür noch einmal, der Kirchdiener steckte seinen Kopf heraus und ranzte die kleine Gruppe an, dass bereits geschlossen wäre. Dann knallte er die Tür wieder zu und wir hörten von unserer Position auf dem kleinen Vorplatz der Kirche, wie sich der Schlüssel drehte. Die schwäbischen Besucher waren nicht erfreut, über die Abfuhr, und auch wir verstehen unter christlicher Nächstenliebe etwas anderes. Doch auch, wenn dieser Kirchdiener bei deinem Besuch anwesend ist: Unsere kleine Beobachtung soll dich von dem Besuch nicht abschrecken. Immerhin hat uns der Herr mit zurückhaltender Freundlichkeit eine sehr informative Broschüre verkauft.

Säulenwald aus Bündelpfeilern

Eine große Zahl an Bündelpfeilern und die wunderschöne Sonnenorgel sind neben dem Altar und der Kanzel die Besonderheiten der Peterskirche. Wenn du das Innere vom westlichen Portail aus betrittst, nehmen dir die Pfeiler erst einmal die Sicht. Das Kirchenschiff wirkt dunkel. Doch dann betrittst du die Mitte des Innenraums: Die Weite und Helligkeit bieten einen interessanten Kontrast zum Eingangsbereich.

Die schlanken hohen Pfeiler imitieren einen Wald, der das Innere der Kirche besonders groß erscheinen lässt. Uns hat der Blick durch den Dschungel der Säulen fasziniert.

Nachdem wir eine Weile auf einer Bank saßen und den Innenraum auf uns wirken ließen, haben wir viele interessante Details entdeckt.

Kanzel und Altar

Beim Brand der Kirche wurde die neogotische Innenausstattung nahezu vollständig zerstört. Die neue Kanzel im Stil des Barock wurde aus Sandstein gefertigt und mit goldenen Ornamenten verziert. Sie stammt aus dem Jahre 1693.

Der Alabaster-Altar stammt aus dem Jahre 1694. Auf dem Altargemälde ist die Himmelfahrtszene zu sehen. Darunter sind Tuchhändler abgebildet: Sie haben im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert der Stadt Görlitz zu eine angenehmen Reichtum verholfen.

Wenn du dich umdrehst, siehst du über der westlichen Seite des Kirchenschiffs die Sonnenorgel thronen. Sie hat über die Grenzen von Görlitz hinaus Berühmtheit erreicht.

Das eindrucksvolle Glasfenster im Nordschiff der Peterskirche

Wie bereits erwähnt, gingen die schönen Glasfenster bei der Sprengung der Neißebrücken am 7. Mai 1945 zu Bruch. Nur das eindrucksvolle Glasfenster im Nordschiff der Peterskirche blieb erhalten. Im Mittelpunkt steht der zwölf Jahre als Jesus im Tempel. Er ist von vier Evangelisten umgeben.

Das Glasfenster ist neuen Ursprungs: 1893 besuchte Kaiser Wilhelm II. die Peterskirche. In Erinnerung an diesen Besuch stiftete der Fabrikant Eugen Conti das Fenster. Gefertigt wurde es von der Königlich-Sächsischen Hofglasmalerei-Werkstatt von Carl-Ludwig Türcke in Zittau.

Die berühmte Sonnenorgel von Eugenio Casparini

Eugenio Casparini gab sich im Verlauf seiner Karriere einen italienischen Namen, doch seine Wurzeln liegen in der Lausitz. Als Johann Eugen Caspar wurde er 1623 in der Lausitz in eine Familie von Orgelbauern hineingeboren. Da das Handwerk während des Dreißigjährigen Krieges nicht gefragt war, zog er mit 16 Jahren nach Italien und gelangte dort zu großer Berühmtheit.

Im Jahre 1696 kehrt er im Alter von 73 Jahren in seine Heimat zurück, um den Görlitzern den Wunsch nach einer außergewöhnlichen Orgel zu erfüllen, nachdem das ursprüngliche Instrument den Flammen zum Opfer gefallen war. Nach eigener Aussage wollte er ein Instrument bauen, das die Welt noch nicht gesehen hatte. Gemeinsam mit dem Bildhauer Johann Conrad Buchau schuf er die einzigartige Sonnenorgel, die du heute mit einem Blick nach oben in der Peterskirche bewundern kannst. Die Fertigstellung ist auf das Jahr 1703 datiert, drei Jahre später starb der Meister in seiner Heimat.

Nach 200 Jahren war das Orgelwerk verschlissen. Um 1920 herum wurde es durch ein elektropneumatisches Instrument zu ersetzen, das jedoch ab den 1970er-Jahren in seiner Qualität nachließ. Bereits zu DDR-Zeiten wurde eine Restaurierung im Original beschlossen. Bis zur Wende waren die dafür erforderlichen 450.000 DDR-Mark erspart.

Nach der Wiedervereinigung wuchs der Kostenvoranschlag auf 3 Millionen D-Mark. Die Schweizer Mathis Orgelbau AG sanierte das Instrument ab 1995. Heute kannst du den vollen Klang des Orgelspiels an jedem Dienstag und Donnerstag sowie an den Wochenenden und Feiertagen um 12 Uhr bewundern.

Leider haben wir bei unserem Besuch die Orgel nicht erklingen hören. Wir sind aber fest entschlossen, dies nachzuholen. Im Shop kannst du eine DVD erwerben und das Erlebnis zu dir nach Hause holen. Ein weiterer Besuch in Görlitz ist fest eingeplant: Dann werden wir den Bericht von dem Erlebnis nachholen.

Was gibt es noch zu sehen?

Beim Rundgang durch die Kirche fallen dir neben der Architektur viele kleine Details auf, die eine besondere Bedeutung haben. In einer kleinen Fotostrecke möchten wir dir davon erzählen.

Drei barocke Beichtstühle sind ein Geschenk wohlhabender Bürger aus dem 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit legten Gläubige vor dem Gottesdienst die Beichte ab.

Die Original der Glocke „Susanna“ aus dem Jahre 1691 wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Hier siehst du einen Gipsabguss.

Die orginale Taufkapelle aus der ersten Basilika stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie hat den Brand überstanden und wurde 1943 zur Sicherheit ausgelagert. Heute kannst du sie im Nationalmuseum in Warschau bewundern. Das schmiedeeiserne Taufgitter ist ein Original aus dem Jahre 1617. Die Taufkapelle kam aus der Kirche Merzdorf nach Görlitz. Sie wurde zugunsten des Tagebaus gesprengt.

Mehrere Epitaphien erinnern in der Peterskirche an Personen, die sich um die Stadt besonders verdient gemacht haben. Auf dem Foto siehst du das Epitaph von Johannes Martin Moller von Mollerstein. Es stammt aus dem Jahre 1715.

In der kleinen Galerie siehst du Bildnisse von Kindergräbern an den Wänden der Kirche. Die originalen Kirchensitze sind derzeit leider beschädigt und abgesperrt. In einer Galerie sind ehemalige Pfarrer abgebildet.

Es war nach 16 Uhr, wir mussten die Kirche verlassen. Die sehenswerten Uhren und die Georgenkapelle konnten wir uns leider nicht mehr anschauen. Doch der Spaziergang um die Kirche durch den Kirchgarten war auch eindrucksvoll.

Spaziergang durch den Kirchgarten

Nach dem Besuch der Kirche sind wir durch den Kirchgarten spaziert und haben eine nette Dame gebeten, von uns ein Foto am Jungfernsprung aufzunehmen. Es handelt sich um eine Plattform mit offenen Maueröffnungen, durch die du heute nach Zgorzelec blickst. Früher lag zu deinen Füßen die Neißevorstadt. Der Name entstammt einer Erzählung, nach der sich ein junges Mädchen im Janre 1741 dort in den Tod stürzte.

Wir haben unseren Tag in Görlitz mit einem Spaziergang über die Altstadtbrücke fortgesetzt. Unsere Eindrücke von der wunderschönen Stadt beschreiben wir in einem weiteren Artikel, den du in Kürze auf dem Havelblog lesen kannst.

Warst du schon einmal in Görlitz? Hast du die Peterskirche besucht, und wie hat es dir gefallen? Schreib es gern in die Kommentare.

FAQ – Sieben häufig gestellte Fragen zum Besuch der Peterskirche in Görlitz

  1. Ist die Peterskirche ganzjährig für Besichtigungen geöffnet? Leider nein. Im Januar und Februar sind keine Besichtigungen möglich.
  2. Wann kann ich die berühmte Sonnenorgel spielen hören? Das Spiel der Sonnenorgel genießt du außerhalb der Gottesdienst um 12 Uhr dienstags und donnerstags, sowie an den Wochenenden und Feiertagen.
  3. Wann ist die Peterskirche geöffnet? Von März bis Dezember sind Besichtigungen von 10 bis 16 Uhr möglich (Stand 2025)
  4. Ist der Besuch der Peterskirche kostenlos? Ja. Kosten in Höhe von 2,50 EUR entstehen für die Aufnahme von Fotos. Die Kirchengemeinde bittet um eine freiwillige Spende zum Erhalt der Kirche.
  5. Wie gelange ich am besten zur Peterskirche? Die Kirche befindet sich am Rande der Altstadt und am Ufer der Neiße. Du erreichst sie am besten zu Fuß. Dorthin fahren keine Busse, und aufgrund fehlender Parkplätze ist eine Anreise mit dem Auto nicht zu empfehlen.

Fotos © jette


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