Über den San-Bernadino-Pass

Über den San-Bernadino-Pass

Es sind nur wenige ausdrucksvolle Bilder, die wir von den Alpen aufgenommen haben. Ein Urlaub in den Bergen musste bislang immer hinter unserem geliebten Meer zurücktreten. Doch auf unserer Reise an die Côte d’Azur hat der San-Bernadino-Pass einen so tiefen Eindruck hinterlassen, dass ich ihm eine kleine Geschichte widmen möchte.

Blick vom San-Bernadino-Pass ins Tal
Aufnahme von einem Rastplatz neben der Autobahn

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der San-Bernadino-Pass ist ein Alpenpass in der Schweiz im Kanton Graubünden
  • Er stellt eine Alternativroute zum Gotthard-Tunnel
  • Du zahlst für die Überfahrt keine Maut
  • Der Scheitelpunkt liegt auf einer Höhe von 2066 Metern
  • Am Tage wirst du mit einem malerischen Blick über die Berge belohnt

San-Bernadino-Pass statt Gotthard-Tunnel

Der Weg von Berlin an die Côte d’Azur führt über die Alpen. Die meisten Fahrzeuge durchqueren den Gotthard-Tunnel. Wir entschieden uns für den San-Bernadino-Pass. Warum? Das weiß der Himmel. Die Hinfahrt war ein wahrer Albtraum. Das erste Mal fuhren wir mit unserem 13 Meter langen Gespann durch die Berge.

Vor der von uns gern als dramatisch bezeichneten Überquerung der Pass-Autobahn hatten wir in der Schweiz eine Pause eingelegt. Unser mitreisendes Kind, im fortgeschrittenen Teenager-Alter, wachte über Auto und Gespann, während wir ein Nickerchen hielten. Da die Schweiz nicht zur EU gehört, hatte der bedauernswerte Junge kein Internet. War das der Grund, warum wir mitten in der Nacht weiterfuhren? Später fragten wir uns, warum wir nicht einfach bis zum Anbruch des Tages auf dem sicheren Schweizer Parkplatz geblieben waren. Es begann zu regnen, als wir aufbrachen. Die Tropfen wurden immer schwerer.

Chur in der Schweiz. Vor uns liegt die Herausforderung. Um 20 Uhr war es noch hell, aber die Nacht brach schneller herein, als es uns lieb war

Aus heutiger Sicht war es ein nicht ungefährliches Abenteuer. Wir haben daraus gelernt: Nachtfahrten mit dem Gespann planen wir nur noch auf mehrspurigen Autobahnen mit gerader Strecke.

Der Alpenpass ist einspurig

Die einspurige Autobahn quält sich bis auf 1.620 Meter Höhe. Unsere Ohren drückten. Eine Baustelle und eine Tunnelsperrung waren angekündigt. Doch wir konnten mit dem Gespann die Autobahn unmöglich verlassen und auf den parallel laufenden Sepentinen über die Alpen fahren. Also schraubten wir uns hoch, sahen den Tunnel vor uns und konnten ihn passieren. Ich weiß nicht, ob ich jemals so viel Angst hatte: Würden wir unser Auto wieder heil verlassen? Es war etwas, dass man getrost als Horrortrip bezeichnen konnte.

Bis auf 1.620 Höhenmeter erklommen wir die Autobahn. Die Serpentinen daneben wären für uns wohl zu eng gewesen. Glücklicherweise erwies sich die Sperrung des Tunnels als Fehlinformation.

Nachdem wir den Tunnel passiert hatten, ging es weiter, auf der kurvenreichen Strecke. Unser Kind wollte schlafen, aber meine nicht gerade gedämpften ängstlichen Kommentare brachten den Teenager um die wohlverdiente Ruhe und meinen Mann am Steuer zur Weißglut. Doch wir ließen die Alpen hinter uns und erreichten am nächsten Mittag unseren Campingplatz in Frejus. Wir waren uns sicher, dass wir auf dieser Strecke nicht mehr zurückfahren würden.

Wenn die Neugier – oder Unvernunft? – siegt

Drei Wochen später waren die Ängste der Tour verarbeitet. Wir waren am Vormittag in Südfrankreich gestartet und wussten, dass wir den Pass dieses Mal bei Tageslicht überqueren würden. Unser Teenager protestierte, er hatte den Albtraum noch im Kopf und die Hysterie seiner Mutter auch. Er votierte für den Gotthart-Tunnel.

Doch wir erfüllten seinen Wunsch nicht: Wir wollten sehen, wo wir lang gefahren sind. Die Sonne schien, es war nicht nur hell, sondern auch trocken. Also entschieden wir uns, den Pass ein zweites Mal zu überqueren und auf die Fahrt durch den Gotthart-Tunnel zu verzichten. Und wir wurden entschädigt. Mit einer traumhaften Aussicht und mit Bildern, die in unserem Gedächtnis gebl.

Bei dem Ausblick haben wir es nicht bereut, den Pass ein zweites Mal gefahren zu sein

Fotostopp auf der Autobahn

Bei uns in Deutschland, aber auch auf den meisten anderen Autobahnen ist es undenkbar, an der Seite anzuhalten und einen Fotostopp einzulegen. zu Hause gibt es eine Brücke über die Havel: Der Arm des Flusses schlängelt sich idyllisch durch die Landschaft. Es gibt eine breite Spur, irgendwann soll der Abschnitt einmal auf drei Fahrstreifen ausgebaut werden. Dort könnte man kurz anhalten und den Havelarm fotografieren. Doch nein: Das habe ich mich bislang noch nicht getraut.

Da oben, auf dem San-Bernadino-Pass sind wir angehalten und über die Autobahn gelaufen. Mit dieser Idee waren wir nicht allein. Unser Gespann stand auf dem Seitenstreifen, die Autobahn war leer. Beim Fotografieren haben wir uns nicht in Gefahr begeben. Im Übrigen waren wir nicht die einzigen, die auf die verrückte Idee kamen, die Autobahn für ein paar Bilder zu Fuß zu überqueren

Halt auf dem Seitenstreifen der Autobahn – um Fotos aufzunehmen
Ein grandioser Ausblick und ein paar wunderbare Fotos

Die Kühe fehlen auf den Bildern

Es war kühl, auf 1.600 Höhenmetern. Das Außenthermometer im Auto zeigte 15 Grad. Als ich dieses Foto aufnahm, liefen unter mir Wanderer, in etwas wärmerer Kleidung, als ich sie trug. Kühe weideten mit einer Glocke um den Hals.

Der Name San Bernadino klingt italienisch, doch der Pass liegt in der Schweiz. Also passen die Kühe ins Bild. Warum ich sie nicht aufgenommen habe? Das frage ich mich auch. Ich war so hin und weg, von dieser Landschaft, dass mir die Kühe egal waren.

Das Tal aus verschiedenen Perspektiven – aber keine Kühe

Heute erinnere ich mich gut an das Bild der Wanderwege und der grünen Weide unter mir. Und an den Temperatursturz auch. Es war ein heißer Sommer, im Jahr unserer Reise, wir hatten drei Wochen bis zu 38 Grad Celsius. Meine Kleidung war für den Moment nicht wirklich passend und die Temperatur mehr als ungewohnt. Doch lange hielten wir uns dort nicht auf. Es war ein Fotostopp, der einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.


Eine entspannte Heimreise lag vor uns

Knapp 900 Kilometer lagen noch vor uns, wir sind am nächsten Mittag gut zu Hause gelandet. Wenn du auf dem Weg nach Italien oder Südfrankreich bist und nicht gerade während Dunkelheit und Platzregen über die Alpen fährst, ist die Route empfehlenswert. Du wirst mit Bildern belohnt, die du lange Zeit in dir trägst.

Einige Serpentinen waren noch zu überwinden. Doch es ging abwärts und es war noch hell: Ein ganz anderes Fahrgefühl

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