791 km: Fünf Fremde im Mercedes-Taxi

791 km: Fünf Fremde im Mercedes-Taxi

791 km. Wenn ein Sturm den Flieger ausbremst, kann es mitunter schwierig sein, den wichtigen Geschäftstermin zu erreichen. Taxifahrer, die bereit sind, von München nach Hamburg zu fahren, gibt es wenige. So treten fünf Menschen, die sich vorher noch nie gesehen haben, gemeinsam die Reise mit 791 km Distanz an und haben sich viel zu erzählen. Magst du den deutschen Dialogfilm und Iris Berben? Dann solltest du ins Kino gehen.

791 km: Offizieller Filmtrailer (Quelle: Youtube)

791 km: Das Wichtigste in Kürze

  • Kinostart: 14.12.2023
  • Tragikkomödie: FSK 12
  • Dauer: 103 Minuten
  • Hauptdarsteller: Iris Berben, Nilam Farooq,
  • Regisseur: Markus Goller
  • Deutschland, Pantaleon Films

Drei Facts zum Film

  • Ein Paar, eine junge Frau und eine Seniorin fahren mit einem mürrischen Taxifahrer von München nach Hamburg
  • Nach und nach lernst du die Menschen im Auto mit ihren Geschichten kennen
  • Die Handlung ist spannend, unterhaltsam, lustig, aber auch sehr nachdenklich

Sehenswert?

Ich hatte den Trailer mehrfach im Kino gesehen und wollte den Film allein wegen Iris Berben und Nilam Farooq anschauen. Bedingt durch die 791 km lange Autofahrt, gibt es viele spritzige Dialoge. Die Handlung überrascht in vielen Facetten. Ich gebe eine klare Empfehlung!


Wenn der Sturm den Flieger ausbremst

Wir planen eine Reise und sind in Gedanken bereits am Ziel. Wir verlassen uns auf den Flieger oder den Zug und haben unsere Bedürfnisse im Kopf: Den wichtigen Termin in der anderen Stadt oder einfach nur die Lust, etwas anderes zu sehen. Dann kommen wir im Flughafen an und studieren die roten Schriftzeichen an der Tafel. Flug gecancelt, die Maschine kann wegen eines schweren Sturms nicht starten. Die Passagiere bekommen einen Gutschein für das Taxi und werden im Regen stehen gelassen.

Ein Taxi ist frei, die gelbe Lampe leuchtet, der Taxifahrer ist nirgendwo zu sehen. Eine junge Frau hat bereits auf dem Rücksitz Platz genommen. Ein junges Paar findet sich an dem Taxi ein, eine ältere Dame ebenfalls. Alle stellen fest, dass sie nach Hamburg wollen. Sie beschließen, sich das Taxi zu teilen. Der Taxifahrer möchte nirgendwo hin fahren und weist die Reisegesellschaft ab. Doch die Gutscheine überzeugen ihn, die vier Fahrgäste aufzunehmen. So drängen sich vier erwachsene Menschen, die sich noch nie gesehen hatten, in einen Mercedes, um gemeinsam knapp 800 Kilometer zurückzulegen.

Spitzige Dialoge und langsames Kennenlernen

Die Story schreibt die Kulisse des Films zwingend vor: Es ist ein Auto, das auf der Autobahn unterwegs ist; einmal von Deutschlands Süden in den Norden. Da ist das Spektrum der Handlung begrenzt und die Gespräche rücken in den Mittelpunkt. Vier der fünf Insassen des Taxis haben sich zuvor noch nie gesehen. Marianne (gespielt von Iris Berben) macht den Vorschlag, sich einander vorzustellen. Susi (Lena Urzendowsky) hält den Kopf gesenkt und schläft. Sie möchte sich an dem ersten Kennenlernen nicht beteiligen.

Verschiedene Menschen, unterschiedliche Geschichten

Schnell wird klar: Taxifahrer Josef (Joachim Król) ist schlecht gelaunt, Marianne eine Professorin für Linguistik und Soziologie, die als Hippie mit dem deutschen Spießertum so gar nichts anfangen kann. Tiana (Nilam Farooq), die nicht müde wird zu erwähnen, dass sie nicht Diana heißt, stammt aus Persien, wie Marianne sofort feststellt. Sie muss für ihr Start-up einen wichtigen Termin in Hamburg wahrnehmen und unbedingt pünktlich sein. Ihr Freund Philipp (Ben Münchow) würde die Nacht lieber in München verbringen. Noch am Flughafen macht Tiara Schluss, was Philipp nicht davon abhält, mit ihr in das Taxi zu steigen. Er, ein Physiotherapeut, der halbtags arbeitet und das Leben genießt, kann den Ehrgeiz seiner Freundin nicht teilen. Dass sich beide zoffen, bleibt in den bissigen Dialogen nicht lange verborgen.

Susi nimmt erst später am Gespräch teil. Die junge Frau lebt aufgrund einer von ihr beschriebenen Entwicklungsverzögerung in einer WG für Menschen. Sie hat keinen Termin in Hamburg, und, wie sich später herausstellt, auch keinen Taxigutschein. In Marianne erwacht nach den ersten Worten Susis sofort der Beschützerinstinkt. Tiara ist genervt. Sie möchte ihren Termin vorbereiten und Susis Gequassel nicht hören. Auf der Toilette einer Raststätte beschimpft sie Susi, die Stimmung kippt.

Susi kann sich Telefonnummern und die Inhalte der Gespräche außergewöhnlich gut merken. Sie plaudert aus, dass Tiara schwanger ist. Davon wusste Philipp nichts. Joseph ist mit seinem Leben unzufrieden und hat kürzlich seinen Sohn verloren. Marianne muss aufgrund einer beginnenden Demenz zu einer Untersuchung nach Hamburg.

Roadmovie mit tiefgründigem Hintergrund

Susi muss häufig zur Toilette, das Taxi hält an. Ein Streit führt zu einer gefährlichen Vollbremsung. Die Polizei wird auf die Fahrgemeinschaft aufmerksam, Susi landet schwanger im Krankenhaus, der knurrige Joseph berührt mit seiner Geschichte. Viele Dialoge sind ausgesprochen witzig, obwohl die Geschichten eher einen tiefgründigen Charakter haben und die Gegensätze des Lebens widerspiegeln: Eine Professorin für Linguistik, die die ganze Welt gesehen hat, wird ihr Gedächtnis verlieren. Dem steht eine junge Frau entgegen, deren kognitive Qualitäten niemand erkannt hat. Das ungleiche Pärchen steht für die Gegenwart und der Taxifahrer hadert mit seiner Vergangenheit.

Die vollkommen unterschiedlichen Charaktere der Menschen, die sich bei Fahrtantritt fremd sind, gehen während der stundenlangen Fahrt eine Verbindung zueinander ein. Obwohl die Handlung mit Ausnahme der Pausen im engen Auto spielt, erlebst du, wie sich der Film entwickelt. Wie die Fremden im Auto zueinander finden.

Ein Finale mit Überraschungen

791 km sind zurückgelegt, das Taxi kommt nach einigen Hindernissen in Hamburg an. Die Zeichen im Taxi stehen auf Harmonie. Dazu haben viele Kleinigkeiten beigetragen: Verständnis füreinander, berührende Momente und die erzwungene Nähe schaffen eine Verbindung zwischen dem Taxifahrer und den Fahrgästen. Die schwangere Tiana versöhnt sich mit Steffen, nachdem er beweist, dass er doch mehr kann, als nur in den Tag hinein träumen. Alle vier begleiten Josef, den mürrischen Taxifahrer, zur Beerdigung seines Sohnes. Sie sind sich einig, dass ihr Kennenlernen eine besondere Bedeutung in ihrem Leben hat.

791 km – ein berührender Film zur Weihnachtszeit

791 km ging zwei Wochen vor Weihnachten an den Start. Der Zeitpunkt passt gut, wenn fünf ganz unterschiedliche Menschen in einem Auto ihre Geschichte erzählen. Die Handlung berührt, sie macht nachdenklich, sie ist unterhaltsam und an vielen Stellen witzig. Da es kein klassischer Weihnachtsfilm ist, kannst du ihn auch zu jedem anderen Termin anschauen: im Kino oder später im Stream.

Wenig Aktion – viele Gespräche – genial gespielt

Mit Sicherheit ist es eine große Herausforderung für jeden Schauspieler, wenn er mehr als zwei Drittel eines Films in einem Auto sitzt und Dialoge spricht. 791 km lebt von dieser Handlung, und sie ist außerordentlich gut gespielt. Ich bin ein großer Fan von Iris Berben und Nilam Farooq. Von beiden Schauspielerinnen lasse ich keinen Film aus. Lena Urzendowsky, die Darstellerin der Susi, kannte ich persönlich noch nicht. Doch sie hat in meinen Augen die schwierigste Rolle und bringt sie absolut überzeugend rüber.

Joachim Król gelingt die Wandlung vom schlecht gelaunten Taxifahrer zu einem Mann, mit dem es das Leben nicht immer gut meinte. Ben Münchow ist ebenfalls ein sehr bekanntes Gesicht im deutschen Film und Fernsehen: Seine Filmcharakter ist am wenigsten spektakulär, dafür bekam er von mir sofort einen großen Sympathiebonus.

Die geniale Darbietung der Dialoge, die Story selbst, die Komik und die Überraschungen in der Handlung geben dem Film trotz der einheitlichen Kulisse Tempo. Ich fand es richtig schade, dass der Film irgendwie viel zu schnell zu Ende war.

Fazit: Unbedingt anschauen!

793 km ist ein deutscher Film, der sich einreiht in ein Genre dialoglastiger Filme, die in den letzten Jahren die Kinos erobert haben. Dazu zählen für mich „Der Vorname“, „Der Nachname“ oder „Das perfekte Geheimnis“. Mir gefallen hitzige Wortgefechte, wenn sie von guten Schauspielern jeweils mit einem ganz eigenen Charakter dargeboten werden. Dies ist in den drei genannten Filmen der Fall, mit 793 km kommt nun ein weiterer dazu.

Du solltest dir den Film anschauen, wenn du den deutschen Film magst, die Schauspieler gern siehst und wenn du gern gute Dialoge hörst, die eine Geschichte entfalten, die überraschend, über einige Strecken humorvoll, die stimmig ist und die auf verschiedene Weise berührt. Ich empfehle den Film und meine: Unbedingt anschauen!

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