Napoleon: Klamauk statt Historienepos

Napoleon: Klamauk statt Historienepos

Napoleon. Ich liebe Historienfilme! Auf diesen habe ich mich besonders gefreut, denn der einstige Kaiser der Franzosen hat eine interessante Biografie und er lebte eine tragische Liebesgeschichte. Das sind Zutaten für ein Epos, das das Leben einst geschrieben hat. Der Film versprach vorab legendäre Schlachtszenen. Ich gebe zu, dass ich diese Szenen nicht besonders mag. Tatsächlich steht die Beziehung zu Joséphine im Mittelpunkt. Mir hat der Film gefallen.

Napoleon: Offizieller Filmtrailer. (Quelle: Youtube)

Napoleon – das Wichtigste in Kürze


  • Kinostart: 23.11.2023
  • Historienepos FSK 12
  • Dauer: 158 Minuten
  • Hauptdarsteller: Joaquin Phoenix, Vanessa Kirby, Tahar Rahim
  • Regisseur: Ridley Scott
  • USA, GB, Apple Studios

Drei Facts zum Film

  • Weite Teile des Films gleichen einer Komödie
  • Die Liebesgeschichte zu Joséphine nimmt viel Raum ein
  • Die Kinofassung ist stark gekürzt, das Original hat eine Dauer von 4,5 Stunden. Ob der Film auf Apple TV+ in dieser Länge gezeigt wird, steht derzeit noch nicht fest

Sehenswert?

Bei diesem Film kommt es auf deine Erwartungshaltung an. Wenn du historisch perfekt recherchierte Fakten möchtest, wirst du enttäuscht. Liebst du epische Schlachtszenen, kommst du auf deine Kosten. Gleiches gilt, wenn du, so wie ich, an der Liebesgeschichte Napoleons interessiert bist.


Napoleon: Ein Film – zwei Themen

Im Trailer des Films Napoleon dominieren Protest, Krieg, Vernichtung und Sieg. Über weite Strecken siehst du diese Szenen im Film. Der Film beginnt mit den ersten militärischen Erfolgen des Strategen. Dass er einer war, geht allerdings unter. Er zeigt die Kriegsstationen, seine Siege und Niederlagen. Die Kehrseite dieses Lebensweges wird am Ende des Films im Wort dargestellt: Napoleons Schlachten forderten drei Millionen Tote. Eindrucksvoll wird seine Liebe zu Frankreich dargestellt. Zu dem Land, das er, so wissen wir es heute, nach dem Ende der Monarchie in eine neue Zeit führte.

Napoleons Lebensliebe Joséphine

Der Trailer vernachlässigt die Napoleons große Liebe zu Joséphine, doch der Film stellt sie in vielen Szenen dar. Die Macher haben zwar auch hier nicht gut recherchiert: Das Kennenlernen und die Hochzeit sind in Bezug auf die Fakten ungenau. Die gemeinsame Krönung zum Kaiser und zur Kaiserin darf nicht fehlen, ebenso Napoleons Sehnsucht nach einem Thronfolger, der während des gemeinsamen Mahls unter dem Tisch gezeugt werden soll. Von diesen skurrilen Szenen gibt es einige. Der Film ist ab einem Alter von zwölf Jahren freigegeben. Das geht in Ordnung: Besagte Szenen sind eher eine Lachnummer als eine erotische Annäherung an zwei Menschen, die sich lieben.

Chronologische Handlung – Geschichtsfans sind unzufrieden

Die Handlung verläuft in chronologischer Abfolge, jedoch lebt sie eher von der Fantasie der Filmemacher als von den historischen Quellen. Sie beginnt mit der Hinrichtung von Marie Antoinette, der Napoleon nicht beiwohnte. Er weilte an dem Tag in Toulon. Die Handlung zeichnet, weiterhin historisch inkorrekt, den Aufstieg Napoleons vom erfolgreichen Feldherren zum General nach. Die wichtigsten Stationen seiner militärischen Karriere werden gezeigt, darunter Toulon, Ägypten, Russland und Waterloo.

Napoleon wird nach Elba verbannt, kommt zurück und geht in Waterloo unter. Ich habe auf Jena und Auerstedt gewartet, doch der Zug Napoleons durch das Brandenburger Tor nach dieser siegreichen Schlacht wird nicht thematisiert. Sehen wir diese Szenen in der ungekürzten Fassung, wenn sie je veröffentlicht wird? Und was ist mit der Völkerschlacht? Ich hoffe, es hat keine tieferen Gründe, dass Preußen in der Kinofassung nahezu komplett ausgeklammert wurde. Lediglich General Blücher bekommt in Waterloo eine Plattform.

Vorhersehbare Handlung

Wenn du dich in der Geschichte und Biografie Napoleons auskennst, sind die Handlung und der Ausgang der Schlachten vorhersehbar. Die Szenen sind spannend, doch es gibt Längen und nicht immer ist alles sofort klar. Mir hat Joaquin Phoenix gut gefallen, ebenso Vanessa Kirby. Jannis Niewöhner wird im Vorspann angekündigt, ist aber nur in einer sehr kleinen Nebenrolle von der Seite zu sehen.

Wir sehen eine Komödie

Ich kann die Enttäuschung der Kinogänger, der viele von ihnen im Netz Luft machen, verstehen. Der Film ist als historisches Epos angekündigt. Doch zu sehen ist eher eine Komödie mir wirklich viel Klamauk. Ich mag das, aber es ist eben nicht das Genre, das versprochen wird.

Enttäuschend ist die Darstellung des genialen Feldherren, des erfolgreichen Strategen: Er verkommt, ebenso wie einige Szenen, zur Lachnummer. Sein Gesichtsausdruck erinnerte mich das eine oder andere Mal an Louis de Funés. Ich werde mir den Film auf Apple TV+ noch einmal ansehen, dann hoffentlich in der Langfassung. In dieser erwarte ich Preußen, vielleicht auch Luise, die Napoleon in Tilsit traf. Ich hoffe, ich werde nicht enttäuscht.

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