Schloss Wiepersdorf und Bettina von Arnim

Schloss Wiepersdorf und Bettina von Arnim

Schloss Wiepersdorf, gelegen in einem Dorf im Niederen Fläming: Der Ort ist klein, verschlafen und idyllisch. Dies war vor mehr als 200 Jahren sicher noch stärker ausgeprägt. Zu dieser Zeit lebte und wirkte das Dichterehepaar Bettina und Achim von Arnim. Schloss Wiepersdorf gibt dem Ort seinen Namen. Oder umgekehrt? Die von Arnims führten eine ungewöhnliche Ehe. Er lebte auf Gut Wiepersdorf, sie in Berlin. Dennoch waren sie, glaubt man den Quellen, in Liebe miteinander verbunden und belebten einen Ort, der bis heute Wirkungsstätte für Kunst, Wissenschaft und Kultur ist.

Schloss Wiepersdorf in der Straßenansicht

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Parkanlage mit dem Friedhof und der Dorfkirche ist öffentlich zugänglich
  • Vom Frühling bis zum Herbst schmücken Statuen und wunderbare Blumen den Bereich hinter dem Haus
  • Das Schloss steht Künstlern und Wissenschaftlern auf Einladung für ihre Arbeit offen
  • Es gibt für das Museum keine klassischen Öffnungszeiten
  • Unter der Woche und in den Wintermonaten ist das Café in der Orangerie geschlossen

Die erste Begegnung mit Bettina von Arnim hatte ich, als eins meiner Kinder auf eine gleichnamige weiterführende Schule kam. Das war vor dem Beginn meines Germanistik-Studiums, meine Biografie ist ein wenig verdreht. Ich half bei einem Vortrag und fand die Persönlichkeit und das Leben der Dichterin schon damals sehr interessant. Im Studium belegte ich ein Seminar über Frauen im 19. Jahrhundert, die politisch oder privat aus ihrer Zeit ausbrachen. Bettina von Arnim, sie lebte von 1785 bis 1859, wird als Schriftstellerin der Romantik zugeordnet. Sie ist eine Schwester von Clemens Brentano und Zeitgenossin von Johann Wolfgang von Goethe und Ludwig van Beethoven, die sie beide persönlich traf.

Die Ehe mit Achim von Arnim

Achim von Arnim, ein Freund ihres Bruders Clemens, und Bettina heirateten im Jahre 1811. Sie bekamen sieben gemeinsame Kinder. Ab dem dritten Jahr ihrer Ehe lebten sie als Paar getrennt, Bettina zog mit den Kindern nach Berlin. Dies war für die damalige Zeit nicht nur ungewöhnlich, sondern eine Tagesreise entfernt. Die unterschiedlichen Wohnsitze überbrückte das Paar mit Besuchen und einem regen Briefwechsel, der heute Aufschluss gibt über das Leben im 19. Jahrhundert, aber auch über die besondere Beziehung der Eheleute und ihre künstlerische Arbeit. Achim von Arnim starb 1831 nach 20 Jahren Ehe. Bettina gab seine Werke posthum in Bänden heraus und erreichte dadurch einen besonderen Status der Berühmtheit. Sie hatte als Witwe eine besondere Stellung inne, die sie sich zunutze machte. Nicht nur die Herausgabe der Werke ihres verstorbenen Mannes, sondern auch ihr soziales Engagement, unter anderem während der Cholerapandemie, brachten ihr Anerkennung und Berühmtheit ein.

Schloss Wiepersdorf – 165 Jahre im Besitz der Familie von Arnim

Achim von Arnim war ein bedeutender Dichter der Romantik. Ein Großteil seiner Werke entstand auf Gut Wiepersdorf: Er erbte es von seinem Vater Joachim Erdmann von Armin, der das Rittergut im Jahre 1780 von der Familie von Einsiedel kaufte. Achim begann mit ersten Umbauarbeiten. Die heutige Gestaltung hat das Schloss dem Enkel von Achim und Bettina von Arnim zu verdanken. Der Historienmaler Achim von Arnim-Bärwalde (1848 – 1891) ließ die Orangerie erbauen und war für die Gestaltung der Gartenanlage hinter dem Schloss verantwortlich.

Orangerie im Garten von Schloss Wiepersdorf

Darüber hinaus entstammt der Atelierflügel seinen Ideen. Schloss Wieperdorf ist in seiner Gestaltung bis heute im Wesentlichen so erhalten geblieben, wie Achim von Armin-Bärwalde dies geplant und umgesetzt hatte. Da er kinderlos starb, ging das Schloss in das Besitztum eines Neffen über. Es blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Händen der Familie.

Links der Atelierflügel, den Achim von Arnim-Bärwalde an das Haupthaus angesetzt hat

Stätte künstlerischer Arbeit

Schulden zwangen die Nachkommen zur Versteigerung von Nachlassgegenständen von Achim und Bettina von Arnim. Leider gilt Wertvolles als verschollen. Nach 1945 verhinderte die Urenkelin des Dichterpaares, die Malerin Bettina Encke von Arnim (1895 – 1971), dass der komplette Nachlass den Wirren der Nachkriegszeit zum Opfer fiel. Das Schloss galt als verwahrlost und heruntergekommen, es stand ein Abriss im Raum. Ab dem Jahre 1946 wurde Schloss Wiepersdorf zu einer Stätte für künstlerische Arbeit: Dichter, Maler und andere Freischaffende waren eingeladen, in der idyllischen ruhigen Umgebung ihrer Kunst nachzugehen. Im Jahre 1948 wurde das Schloss zu Volkseigentum der DDR. Bedeutende Künstler der DDR wie Anna Seghers oder Christa Wolf haben in dem Schloss gearbeitet.

Nach 1989 kam es durch Clara von Armin (1909 – 2009), einer Schwägerin Bettina Encke von Armins, zur Gründung eines Freundeskreises Schloss Wiepersdorf, der die Nutzung als Stätte künstlerischer Arbeit fortführen sollte. Durch das Engagement der Familie über die Generationen hinweg konnte Schloss Wiepersdorf im Sinne des Dichterpaares Achim und Bettina von Arnim erhalten werden.

Rückansicht des Schlosses mit der Freitreppe, die in den Garten führt

Schloss Wiepersdorf liegt direkt an der Dorfstraße. Du kannst es von der Straße aus einsehen und nicht verfehlen. Dabei spielt es keine Rolle, von welcher Richtung du das Dorf erreichst. Das Fahrrad ist die Alternative zur Anfahrt mit dem Auto, öffentliche Verkehrsmittel sind keine Option. Es gibt in der Nähe einige Radwege, wir sind in dieser Region leider noch nicht unterwegs gewesen. Mit dem Auto kannst du auf das Gelände fahren. Auf der rechten Seite befindet sich ein Parkplatz.


Eindrücke von einem Spaziergang auf Schloss Wiepersdorf

Heute gehört Schloss Wiepersdorf einer Kulturstiftung. Künstlern und Wissenschaftlern steht es offen, in dem Schloss zu arbeiten oder sich auszutauschen. Dafür werden Stipendien vergeben. Während unserer Besuche war das Schloss verwaist. Dies tut deiner Erkundung von Park und Friedhof aber keinen Abbruch, denn öffentlich zugänglich ist Schloss Wiepersdorf ohnehin nicht. In der Orangerie gibt es ein Café, aber auch das war während unserer Besuche nicht geöffnet.


Im Schloss gibt es ein Museum über die Geschichte des Bauwerks und das Leben von Bettina und Achim von Arnim. Es finden Lesungen und Konzerte statt. Klassische Öffnungszeiten für den Besuch des Museums gibt es leider nicht.


Blick von der Freitreppe in den Garten und die Parkanlage von Schloss Wiepersdorf. Das Bild ist im März aufgenommen. Die Statuen sind in den Holzverschlägen vor Frost geschützt.

Der Park ist klein, aber das tut der Wirkung dieser kulturellen Stätte keinen Abbruch. Ich war allein dort, ganz bewusst in der kühleren Jahreszeit. Ich bin nicht nur ohne Begleitung dorthin gefahren, sondern war allein im Park. An diesem Nachmittag gab es über einen Zeitraum von zwei Stunden keine anderen Besucher. Auf einer der Bänke entschied ich mich, ein wenig zu schreiben. Mit dem Wissen um die Stätte, an der ich mich befinde, war es für mich ein eindrucksvolles Erlebnis. Dieser literarische Ort entfaltet seine Wirkung, wenn du dir ein wenig Zeit nimmst und die Vergangenheit des Schlosses Revue passieren lässt. Im Park findest du Tafeln mit QR-Codes, auf denen du dich informieren kannst.

Der Friedhof der von Arnim

Möchtest du dich intensiver mit den von Armins und ihrer Wirkung auf die Nachwelt beschäftigen? Auf den Seiten von Peter Hahn und Jürgen Stich findest du viele Informationen zur Vergangenheit und Gegenwart von Schloss Wiepersdorf. Ich habe den Punkt „Arnimsche Gräber“ als Quelle für die Beschreibung des Friedhofs verwendet.

Der Friedhof der Familie von Arnim mit der Dorfkirche

Neben Bettina und Achim von Arnim sowie deren Enkel Achim von Arnim-Bärwalde sind auf dem Friedhof der Familie von Arnim weitere Mitglieder der Familie bestattet. In der Kirche befindet sich eine Gruft, in dieser ist Achim von Arnim nach seinem Tod bestattet worden. Später wurde er in das erste Grab neben der Kirche umgebettet.


Für mich haben diese alten Friedhöfe, deren Gräber nicht einfach verschwinden, eine gewisse Faszination. Diese erlebte ich auch, als ich den Jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee das erste Mal besuchte. Diese alten Familiengräber, die bis heute gepflegt werden, entstammen einer Tradition, wie wir sie leider nicht kennen. Gleiches empfinde ich, wenn ich die Gräber der Kaiser und Preußenkönige, soweit dies möglich ist, besuche. Auf dem kleinen Friedhof der Familie von Arnim spürst du den Geist der Verstorbenen, die nach ihrem Tod zurück nach Hause gekommen sind. Irgendwie ein friedlicher Gedanke.


Liste der Familienmitglieder, die auf dem Arnimschen Friedhof bestattet sind:

  • (Ludwig) Achim von Arnim (1781 – 1831)
  • Kühnemund von Arnim (1817 – 1835), Sohn von Achim und Bettina
  • Anna von Arnim, geborene von Baumbach (1824 – 1848), Erste Ehefrau von Freimund von Arnim
  • Bettina von Arnim, geborene Brentano (1788 – 1859)
  • Freimund von Arnim (1812 – 1863), Sohn von Achim und Bettina
  • Claudine von Arnim, geborene Brentano (1804-1876), Zweite Ehefrau von Freimund von Arnim
  • Siegmund von Arnim (1830 – 1890), Sohn von Achim und Bettina
  • Achim von Arnim-Bärwalde (1848 – 1898), Sohn von Freimund von Arnim und Anna von Baumbach, Enkel von Achim und Bettina
  • Erwin Kühnemund von Arnim (1862- 1928), Cousin von Achim von Arnim-Bärwalde, Enkel von Achim und Bettina
  • Walther Encke (1898 – 1841), Ehemann von Bettina Encke von Arnim (Gedenkstein)
  • Bettina Encke von Arnim (1895 – 1971), Urenkelin von Achim und Bettina (Gedenkstein)

Gartengestaltung durch Achim von Arnim-Bärwalde

Wenn du die Gräber zuerst besuchst, kannst du dich gut auf die Geschichte des Ortes einlassen. Hinter der Kirche liegt ein künstlich angelegter See, der dem Ort eine besondere Stimmung verleiht. Ich würde sie gern als romantisch bezeichnen. Eine Hommage des Enkels an seine berühmten Großeltern, die den dichterischen Geist der Romantik prägten. Der gesamte Schlossgarten ist von südländischen Einflüssen geprägt.

Hinter der Gartenanlage befindet sich der Park, der ebenfalls öffentlich ist. Du kannst um die Orangerie und das Schloss herumlaufen und so auf den Spuren der von Arnims wandeln. Vielleicht gelingt dir eine kleine Reise in der Zeitmaschine und du bekommst eine Vorstellung davon, in welcher Idylle die Werke Achim von Arnims entstanden sind.

Bettina war das Dorf, in dem heute etwa 150 Menschen leben, vermutlich zu einsam. Sie fand in Berlin ihren Wirkungskreis, 75 Kilometer von Wiepersdorf entfernt. Dort lebte sie in der Straße „In den Zelten 5“. In dem Haus unterhielt sie einen Literarischen Zirkel. Auf dem Areal steht heute das „Haus der Kulturen der Welt. Es gibt eine Gedenktafel, die an die Dichterin, Schriftstellerin und Komponistin erinnert.


Schloss Wiepersdorf – das erwartet dich

  • Haupthaus mit angrenzendem Atelier und Museum; leider nur im Rahmen von Veranstaltungen zu besuchen
  • Familienfriedhof: Neben Achim und Bettina von Arnim sind weitere Familienmitglieder bestattet
  • Dorfkirche mit Gruft der vorherigen Besitzer von Einsiedel; wird für Gottesdienste und Sonderöffnungen geöffnet
  • Ein schöner, südländisch anmutender Garten
  • Ein angrenzender Park für einen kleinen Spaziergang

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