Weltkulturerbe: Die Windmühlen von Kinderdijk entdecken
Die Windmühlen von Kinderdijk wurden im Jahre 1997 in die Weltkulturerbe Liste der UNESCO aufgenommen. 19 Mühlen in reihen sich in zwei verschiedenen Konstruktionsarten auf drei Poldern aneinander. „De Blokker“ ist als älteste Mühle des Areals ein Museum. Sie hat eine andere Konstruktion und wird separat gezählt. Die Mühlen sind auch heute noch von Zeit zu Zeit in Betrieb. Erfahre mehr über deinen Besuch in der idyllischen Polderlandschaft von Kinderdijk.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Windmühlen befinden sich in Kinderdijk in der Provinz Südholland
- Du erreichst den Ort mit dem Auto oder über gut ausgebaute Fahrradwege
- Direkt am Besucherzentrum gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz mit begrenzten Kapazitäten
- Vom Ort Alblasserwaard gibt es einen kostenlosen Parkplatz mit Shuttlebus-Verkehr während der Öffnungszeiten
- Eintritt wird für eine Bootstour und die Besichtung der Windmühlen fällig
- Der Spaziergang und die Fahrradtour über den Deich sind kostenlos
- Informationen in englischer und niederländischer Sprache erhältst du auf der offiziellen Webseite der Weltkulturerbestätte
Die Windmühlen von Kinderdijk – Wasserpumpen aus dem 18. Jahrhundert
Am Rande der Ortschaft Kinderdijk kannst du 19 Windmühlen im holländischen Stil in einer reizvollen Polderlandschaft bewundern. Die Geschichte der Windmühlen geht bis ins 18. Jahrhundert zurück: Die Bauzeit liegt zwischen 1738 und 1761. Einige Mühlen sind aus Ziegelstein errichtet, andere aus Holz.
Bei allen Mühlen handelt es sich um Wasserpumpen, die mit Windkraft angetrieben wurden. Heute sind die Mühlen hin und wieder in Betrieb. Windkraft kommt nicht mehr zum Einsatz: Der Antrieb wurde zunächst durch Dieselmotoren, dann durch Elektromotoren ersetzt.
Die Windmühlen hatten den Zweck, das Wasser aus den Poldern zu pumpen. Auf diesem Wege wurde die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der Flächen ermöglicht. Da es in dem Gebiet mehrere Zuläufe gibt, befinden sich die Mühlen auf drei verschiedenen Poldern. Beim Spaziergang oder bei einer Radtour über die Polder entdeckst du das besondere Flair des ursprünglichen Holland. Dies macht die Sehenswürdigkeit so beliebt.
Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes
Windmühlen sind mit den holländischen Provinzen ebenso eng verbunden wie Fahrräder und die holländische Spezialität schlechthin: Der Käse. Vor allem in der Provinz Noord-Holland, zwischen den Orten Alkmaar und Den Helder, kannst du zahlreiche Windmühlen entdecken. Diese prägen zusammen mit dem platten Land die typische niederländische Landschaft. Auch auf der nordfriesischen Insel Texel (die Niederländer sagen Tessel) gibt es dieses Landschaftsbild.
19 Windmühlen, die in ihrem Ursprung erhalten sind und nach wie vor in Betrieb genommen werden können, gibt es nur in Kinderdijk. Die Tradition des Mühlenbetriebs zur Entwässerung von Landstrichen, die teilweise unter dem Meeresspiegel gelegen sind, aber auch die Anzahl und der Erhalt der Ursprünglichkeit waren Gründe für die Aufnahme der Windmühlen von Kinderdijk in die Liste des UNESO-Weltkulturerbes (seit 1997).
Die Windmühlen sind weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt: Bei unserem Spaziergang unterhielten sich die Besucher in einem bunten Mix an Sprachen. Sie kamen aus Skandinavien, Frankreich, aus Japan und China, und natürlich aus Deutschland. Auch wenn die Polder gut besucht sind, hast du die Möglichkeit, die einzigartige Landschaft auf dich wirken zu lassen und schöne Fotos aufzunehmen.
19 plus 1: Windmühlen in einer idyllischen Polderlandschaft
Dein Weg führt dich vorbei am Besucherzentrum direkt mitten hinein, in eine idyllische Landschaft. Drei Polder werden von mehreren Wasserläufen umschlossen. Auf jedem dieser Polder siehst du die Windmühlen.
Es ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach, alle Mühlen zu entdecken. Am Anfang des Spazierweges ist die Anordnung gar nicht ganz klar. Wenn du nicht nur schauen möchtest, sondern dich für das System interessierst, nach dem die Mühlen installiert wurden, hilft dir die Tafel weiter, die du am Eingang gegenüber vom Besucherzentrum findest.
Interessant ist, dass viele Reiseführer von 19 Windmühlen sprechen. Tatsächlich sind es aber 20: Die ältere Windmühle mit dem Namen „De Blokker“ steht im hinteren Bereich. Es ist nicht bekannt, wann die Mühle erstmals gebaut wurde. Sie brannte oft nieder und wurde wieder aufgebaut. Das aktuelle Modell stammt aus dem Jahre 2001, nachdem der Vorgänger 1997 durch einen Brand zerstört wurde.
“De Blokker“ wird mit einem außenstehenden Schaufelrad angetrieben. Dies gibt der Mühle ihre charakteristische Form. In dieser Mühle ist eines der beiden Museen untergebracht.
Tipp: Hast du dich für die Buchung einer Eintrittskarte entschieden, bekommst du einen Audioguide mit interessanten Informationen zu den einzelnen Mühlen. Selbstverständlich gibt es den Guide auch in deutscher Sprache.
Anordnung und Beschreibung der Windmühlen
Der Rad- und Fußweg, genannt Middelkade, liegt zwischen dem Nederwaard-Polder und dem Overwaard-Polder. Die Middelkade trennt außerdem zwei Flussläufe, die in die Lek münden: Die „Grote of Achterwaterscharp“ fließt entlang des Overwaard-Polders. Auf diesem fahren die Ausflugsboote.“ Het Nieuwe Waterscharp“ ist schmaler und schließt auf der gegenüberliegenden Seite den Nederwaard-Polder ab.
Die Windmühlen auf dem Nederwaard-Polder
Kommst du vom Besucherzentrum, siehst du den Nederwaard-Polder auf der rechten Seite liegen. Acht Windmühlen reihen sich entlang des Wasserlaufs „Het Nieuwe Waterscharp“ auf.
Wenn du vom Besucherzentrum kommst, kannst du die zweite der acht Mühlen besichtigen: Es ist die Museumswindmühle Nederwaard. Du erreichst sie über eine kleine Brücke. Mit deiner Eintrittskarte passierst du das Drehkreuz.
Die acht Windmühlen auf dem Nederwaard-Polder haben eine identische Architektur aus Ziegelstein mit runder Bauform. Sie wurden im Jahre 1738 erbaut und in Betrieb genommen.
Möchtest du einen Blick auf die drei hinteren Mühlen werfen, überquerst du die weiße Holzbrücke und setzt deinen Spaziergang rechter Hand fort.
Von der Brücke aus hast du einen sehr schönen Blick auf die älteste Mühle „De Blokker“. Um sie zu besichtigen, überquerst du die Brücke ebenfalls und läufst linker Hand direkt zur Mühle.
Die Windmühlen auf dem Overwaard-Polder
Blickst du auf deinem Weg über die Middelkarde zur linken Seite, siehst du elf identische Windmühlen, die sich optisch von den gegenüberliegenden Mühlen unterscheiden. Sie sind für den Overwaard-Polder charakteristisch.
Ein wahrer Postkartenblick eröffnet sich, wenn du bis zu dem Abzweig läufst, auf dem rechts die weiße Brücke zum Nederwaard-Polder führt. Auf der linken Seite reihen sich fünf Windmühlen wie eine Perlenschnur vor dem Grote Achterwaterschaarp auf. Es handelt sich um die Ansicht, die am häufigsten fotografiert wird. In Natura sehen die Mühlen noch eindrucksvoller aus.
Drei der elf Windmühlen stehen etwas versetzt in zweiter Reihe. Alle Mühlen haben eine achteckige Form. Sie sind aus Holz gefertigt. Mit Ausnahme einer Mühle aus der zweiten Reihe wurden alle im Jahre 1738 erbaut. Die letzte kam 1761 dazu.
Die Mühlen auf dem Overwaard-Polder kannst du nicht besichtigen. Sie befinden sich in privater Hand und sind teilweise bewohnt.
Kinderdijk – genieße die idyllische Polderlandschaft
Kinderdijk ist nicht der Name des Mühlenensembles: So heißt der Ort, an dessen Rande sich die Mühlen befinden. Er ist klein, sehr gepflegt, mit hübschen Häuschen im holländischen Stil und viel Grün. Die Besucherströme konzentrieren sich auf den Bereich zwischen den Poldern: Das Areal ist groß genug, dass sich die Besucher auch an Tagen mit hoher Frequenz gut verteilen. So kannst du deinen Spaziergang auch im Hochsommer genießen.
Der außergewöhnliche Name des Ortes ist auf das Mittelalter zurückzuführen. Es ranken sich einige Legenden um die Entstehung des Namens, und sie haben tatsächlich mit Kindern zu tun: Das Niederländische war ursprünglich ein niederdeutscher Dialekt des Deutschen, der sich durch den Sprachwandel im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder von der Standardsprache entfernt hat.
Weit verbreitet ist die Erzählung, dass ein Kind in einem Korb im Jahre 1421 während der verheerenden Elisabethflut unversehrt auf die Polder geschwemmt wurde. Es weinte und hatte als Begleitung eine Katze dabei.
Weitere Erzählungen berichten davon, dass Kinder in dem Dorf arbeiten mussten oder dass es einen kinderreichen Vater namens Jan gab. Auch die geringe Höhe der Deiche spielt in den Legenden eine Rolle: Weil sie niedriger als umliegende Polder sind, hatten sie im Volksmund die Größe eines Kindes.
Möchtest du einen Spaziergang intensiv genießen, kannst du den Fahrradweg verlassen und über die Naturpfade laufen. Hier bist du auch an hoch frequentierten Tagen allein. Bei Regenwetter solltest du auf festes Schuhwerk achten.
Im Bereich der ältesten Mühle „De Blokker“ hast du einen schönen Blick über Wiesen und Weiden, auf dem Tiere grasen. Auch hier kannst du deinen Spaziergang abseits der Mühlenlandschaft fortsetzen.
Weltkulturerbe genießen: Die Windmühlen von Kinderdijk sind einen Besuch wert
Wir fanden den Spaziergang entlang der Windmühlen eindrucksvoll und können einen Besuch ohne Einschränkungen empfehlen. Die Hintergrundinformationen, die du mit der Buchung der Eintrittskarte über den Audioguide erhältst, sind ebenso interessant wie der Besuch der Museumsmühlen. Die Bootsfahrt rundet einen erlebnisreichen Tag ab: Du genießt einen anderen Blickwinkel auf die Mühlenlandschaft.
Mit den Windmühlen lernst du eine Tradition kennen, die eng mit den Niederlanden verbunden ist. Seit Jahrhunderten kämpfen die Menschen gegen das Wasser. Sie haben ihm Land abgerungen, das sie für die Landwirtschaft verwendet oder besiedelt haben. Teile der heutigen Niederlande liegen unter dem Meeresspiegel und werden von Deichen geschützt.
Ausgedient haben die Windmühlen trotz moderner Technik nicht. Im ganzen Land gibt es immer noch mehr als 1.000, von denen viele mit Windenergie angetrieben und zur Entwässerung genutzt werden. Die Windmühlen von Kinderdijk wurden in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen, weil sie in so großer Zahl im Original erhalten sind und in einer ursprünglichen idyllischen Landschaft liegen.
Du kannst das Mühlenensemble ganzjährig besuchen. Zwischen April und Oktober ist das Wetter für einen Spaziergang oder eine Radtour angenehm. Dies gilt auch für Regentage, von denen wir einen erwischt hatten, als wir unseren Nachmittag in Kinderdijk verbracht haben.
Fragen und Tipps zum Besuch der Windmühlen in Kinderdijk
Ist der Besuch der Windmühlen von Kinderdijk kostenlos?
Du musst keinen Eintritt zahlen, wenn du dir die Mühlen während eines Spaziergangs oder einer Radtour anschauen möchtest. Das Eintrittsgeld wird nur fällig, wenn du die Windmühlen vom Wasser aus im Rahmen einer Bootstour genießen und das Innere der beiden Museumswindmühlen anschauen willst. Die Rad- und Fußwege entlang der Polder sind jederzeit geöffnet und frei zugänglich.
Spaziergang oder Radtour?
Die Entdeckung des Areals ist mit dem Fahrrad oder bei einem längeren Spaziergang gleichermaßen möglich. Bist du mit dem Rad unterwegs, fährst du über einen asphaltierten Weg mit der in den Niederlanden üblichen Trennung in zwei Fahrstreifen.
Einen separaten Fußweg gibt es nur auf den ersten hundert Metern ab dem Besucherzentrum. Du teilst dir den Radweg über einen längeren Abschnitt mit den Fußgängern, was an höher frequentierten Tagen anstrengend ist. Du musst auf Kinder achten und auf Besucher, die fotografieren oder einfach stehenbleiben. Zudem sind die Windmühlen ein beliebtes Ausflugsgebiet für Familien mit Kindern.
Kleine Vorteile für Spaziergänger
Spaziergänger haben einige kleine Vorteile, wenn sie das Areal erkunden. Es gibt neben dem Hauptweg, den sie sich mit den Radfahrern teilen, einige Naturwege, bei denen du den Mühlen etwas näher kommst. Brücken führen über die Wasserläufe. Einige dürfen mit dem Rad nicht befahren werden. Somit bist du als Fußgänger etwas flexibler.
Wenn du dir alle Mühlen anschauen möchtest, musst du eine Strecke von etwa drei Kilometern vom/bis zum Besucherzentrum einkalkulieren. Du kannst zusätzlich wunderbare Polderlandschaft erkunden, was den Spaziergang verlängert.
Lohnt sich die Buchung der Eintrittskarte?
Mit dem Erwerb der Eintrittskarte bekommst du Zugang zu den beiden Musemswindmühlen und zu einer Bootstour. Du kannst dich für eine Tour mit verschiedenen Haltepunkten entscheiden und deinen Spaziergang auf diesem Wege verkürzen, indem du aussteigst, dir den Bereich um den Haltepunkt anschaust und dann wieder zusteigst.
Ein Boot legt hinter dem Besucherzentrum zu einer Rundtour ohne Unterbrechungen ab. Die Fahrzeiten der Boote sind auf Tafeln ausgewiesen. Die Boote verkehren in der Hauptsaison etwa alle halbe Stunde.
Wenn du dich für den Aufbau und die Funktionsweise der Windmühlen interessierst und obendrein mit „De Blokker“ die älteste Windmühle anschauen möchtest, ist die Eintrittskarte in jedem Fall lohnenswert. Die Bootstour bringt dich näher an einige Mühlen heran, als dies während des Spaziergangs oder der Radtour möglich ist.
Anreise mit dem Auto und Parkmöglichkeiten
Kommst du von der Autobahn aus Richtung Rotterdam, könnte dich das Schild mit der Parkmöglichkeit irritieren, das im Ort Alblasserwaard, etwa fünf Kilometer von den Windmühlen entfernt, deutlich sichtbar installiert ist. Du findest dich in einem Industriegebiet auf einem Parkplatz wieder, der kostenlos ist. Wir sind ausgestiegen und wollten zu den Windmühlen laufen. Doch der Parkplatz ist mit einem Shuttlebus-Service verbunden, den wir nicht in Anspruch nehmen wollten.
Wir sind dem Navigationssystem bis zum Besucherzentrum gefolgt. Dort gibt es einen Parkplatz, der aber nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen hat. Bei unserem Besuch begleitete uns, wie auf den Bildern sehr gut zu sehen, das typisch sommerliche holländische Nieselwetter mit einem kurzen, kräftigeren Schauer. Wohl deshalb war es kein Problem, einen Parkplatz zu finden. Die Kosten sind allerdings, wie in Holland vielerorts üblich, nicht günstig: 9,50 EUR kassierte der Ordner an der Einfahrt. Weitere Möglichkeiten der Anreise sind in diesem Beitrag sehr gut beschrieben.
Wie viel Zeit solltest du für den Spaziergang einplanen?
Möchtest du dir nur die Windmühlen und die Polderlandschaft anschauen, solltest du für einen gemütlichen Spaziergang etwa zwei Stunden einplanen. Hinzu kommt die Zeit für den Besuch der Museumswindmühlen und die Bootstour, wenn du eine Eintrittskarte gebucht hast.